Sport: „Wir sind wieder da in neuem Gewand“
Der Fußball-Oberligist Optik Rathenow weiht gegen Babelsberg 03 sein modernisiertes Stadion ein
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Klassischer kann die Wiederauferstehung eines Fußballvereins kaum verlaufen. Als der FSV Optik Rathenow, morgen ab 16 Uhr Testspielgegner des SV Babelsberg 03, im Mai 2005 nach neunjähriger Zugehörigkeit aus der Fußball-Oberliga Nord abstieg, war die Stimmung vor Ort auf dem Tiefpunkt. In der Endphase der Meisterschafts-Rückrunde hatte die Mannschaft damals vergeblich versucht, die tabellarische Lücke zur TSG Neustrelitz zu schließen. Zum nervenaufreibenden sportlichen Existenzkampf kam die umfassende Tristesse, die sich dem Betrachter im Stadion Vogelgesang bot. Der Verfall des in die Jahre gekommenen Sozialtraktes hatte erschreckende Ausmaße angenommen.
Dies alles ist Geschichte. Optik Rathenow präsentiert sich zwei Jahre später im besten Sinne und umfassend runderneuert. Sportlich gesehen stand der Verbandsliga-Titelgewinn schon einige Wochen vor Saisonschluss außer Frage. Am Ende hatten die Havelländer (Altersschnitt 22 Jahre) stattliche acht Punkte Vorsprung auf den Vizemeister Altlüdersdorf. „Die Truppe hat sich mit dem Aufstieg selbst belohnt. Ich bin immer noch überrascht über unsere deutliche Dominanz nach den beiden Niederlagen zu Saisonbeginn“, befindet Ingo Kahlisch mit ein wenig zeitlicher Distanz.
Der 50-jährige Potsdamer trainiert den Oberliga-Aufsteiger geschätzte zwei Jahrzehnte und sieht sein heutiges Team „fußballerisch besser als unsere Mannschaft der frühen neunziger Jahre.“ Diese Wertung erstaunt insofern, als dass der Fußballlehrer damals mit Guido Block und Uwe Schulz spieltechnische Asse trainierte. Optik Rathenow als wirtschaftlich eigentlich nicht konkurrenzfähiger Verein lieferte 1994/95 eine optimale Regionalliga-Spielzeit ab und hielt die Klasse. In der Kreisstadt war der Fußball damals zwischenzeitlich bei Zuschauerzahlen im vierstelligen Bereich zum gesellschaftlichen Ereignis geworden. Wiederholt sich dies nun in etwas kleinerem Rahmen? Kahlisch wünscht sich als ausdauernder Macher nichts sehnlicher. Das jüngste 0:0 im Test gegen den Süd-Oberligisten Hallescher FC war erst einmal Hausnummer und „in Ordnung“.
Binnen eines Jahres wurde das Stadion Vogelgesang von Grund auf modernisiert. Das Land Brandenburg förderte die rund zwei Millionen Euro teuren Umbauten. Ein neuer Kunstrasenplatz verbessert die Trainingsbedingungen. Sozialbereich und Kassenhäuschen entstanden neu. „Wir sind wieder da in neuem Gewand“, sagt Ingo Kahlisch und ist stolz.
Brandenburgs Sportminister Holger Rupprecht wird das Erreichte morgen mit einer Rede würdigen und das Stadion einweihen, in dem der FSV Optik zum Oberliga-Saisonauftakt am 11. August die TSG Neustrelitz erwartet und sich auf dem Weg dorthin morgen am SVB beweisen will. Das Ergebnis, sagt Kahlisch, ist ihm egal. Ihm geht es um den langfristigen Erfolg einer Konzeption, in der sich Arbeit, Schule oder Studium und Fußball trefflich ergänzen. Die Lettow-Brüder, Till Wedemann und André Zielke passen da nach seinen Worten als Ex-Babelsberger bestens hinein.
Thomas Gantz
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