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Sport: „Wir spielen jetzt einen Tick offensiver“

Babelsbergs Trainer Dietmar Demuth über die neue Saison, seine neue Mannschaft und deren Chancen

Stand:

Am kommenden Samstag startet Fußball-Regionalligist SV Babelsberg 03 mit einem Heimspiel gegen den VfB Lübeck in die neue Saison. Dietmar Demuth ist seit dem 7. Oktober 2007 Trainer des jetzigen Viertligisten SVB.

Ist bei Ihnen das Kribbeln vor der neuen Meisterschaftssaison nach bereits zwei Pflichtspielen im Landes- und DFB-Pokal schon einer gewissen Gelassenheit gewichen, Herr Demuth?

Nein, eine gewisse Anspannung hat man vor jedem Pflichtspiel und natürlich auch so kurz vor der neuen Saison. Wir sind aber nicht nervös, sondern freuen uns darauf, dass es nun endlich los geht. Wir haben uns sechs Wochen hart auf die neue Saison vorbereitet und wollen das jetzt auch umsetzen.

Wohin kann Babelsbergs Reise in der neuen Saison gehen?

Eigentlich ist vieles möglich. Wir haben einen engen Kader und müssen hoffen, dass unsere Mannschaft von Verletzungspech möglichst verschont bleibt und dass uns auch ein bisschen das Fußballglück zur Seite steht – dass der Ball also beispielsweise ins Tor statt nur an den Pfosten geht. Wichtig wird sein, erst einmal gut aus den Startlöchern zu kommen und unser erstes Spiel zu Hause zu gewinnen.

Welche konkrete Platzierung bekommt Ihre Mannschaft als Saisonziel mit auf den Weg?

Wir sprechen nicht über einen konkreten Platz. Wir wollen möglichst im oberen Tabellendrittel mitmischen. Wenn am Ende mehr möglich werden könnte, würden wir natürlich gern versuchen, das zu nutzen. Ich erwarte aber eine sehr ausgeglichene Liga. Am letzten DFB-Pokalwochenende haben ja nicht nur wir, sondern auch die anderen beteiligten Viertligisten eine gute Rolle gespielt.

Sie haben Ihre Truppe im Sommer total umgekrempelt – haben Sie jetzt Ihre Wunschmannschaft zusammen?

Was heißt Wunschmannschaft Wir haben eine Mannschaft im Rahmen unserer wirtschaftlichen Möglichkeiten aufgestellt und daei mehr Offensivkräfte geholt. Wir spielen jetzt einen Tick offensiver. Das hat man in den letzten Begegnungen auch schon ansatzweise sehen können.

Worin besteht aus Ihrer Sicht der Hauptunterschied des jetzigen Teams gegenüber dem der vergangenen Saison?

Ich glaube, es ist vom Charakter her stärker und geschlossener und arbeitet als wirkliche Mannschaft zusammen, in der sich keine Einzelstars herauskristallisieren wollen. Der Erfolg gelingt nur über das Team, und so präsentiert sich die Mannschaft. Ob sie auch erfolgreich spielen wird, wird erst die Zukunft zeigen.

Sind Sie zufrieden mit der Wahl Almedin Civas als Kapitän durch die Spieler?

Damit muss vor allem die Mannschaft zufrieden sein, denn sie muss Vertrauen zu ihrem Spielführer haben. Mit Alme, denke ich, hat sie einen Kapitän, der vom Sportlichen her immer wieder vorneweg geht.

Im Pokalspiel am vergangenen Samstag gegen den FSV Mainz 05 glänzte vor allem Ihre Hintermannschaft mit Torwart und Viererkette. Ist die Abwehr das Prunkstück der Truppe?

Unsere Abwehr stand schon ganz ordentlich. Man darf dabei aber nicht vergessen, dass ihr das so gut gelang, weil auch der Rest der Mannschaft gut nach hinten gearbeitet hat.

In Ihrer Taktik setzen Sie verstärkt auf das 4-2-3-1-System mit zwei Sechsern, also zwei defensiven Mittelfeldspielern vor der Abwehr. Warum?

Durch dieses System hat man mehr Möglichkeiten im Spielaufbau und steht noch sicherer, weil mit diesen zwei Sechsern die Löcher vor der Abwehr geschlossen werden. Wir werden aber von den jeweiligen Gegnern abhängig machen, ob wir mit diesem System spielen oder mit einem 4-4-2 oder aber mit einer Raute. Wir können da recht variabel sein.

Im Babelsberger Angriffsspiel liegt derzeit viel Erwartungsdruck auf dem von Hansa Rostock II gekommenen Stürmer Clemens Lange, oder?

Momentan ja. Er ist vorn clever genug, sich gegen zwei Gegenspieler durchzusetzen. Daniel Frahn sehe ich mehr auf der Außenbahn, wo er seine Schnelligkeit ausspielen kann, ebenso Sven Hartwig. Die beiden sollen von außen für Druck nach vorn sorgen.

Was ist mit Stürmer Christian Dreier? Er gehörte gegen Mainz zum Kader, erschien aber nicht im Stadion. Wird er wieder Ihr Sorgenkind wie schon im Winter, als er nach einigen Wochen einfach weg blieb?

Es sieht danach aus, dass er erneut einen Rückschlag erlitten hat und nicht mit dem Druck zurecht kommt, unter den er sich selbst setzt und unter dem er bei einem Regionalligisten auch steht. Wir werden uns am Mittwoch zusammensetzen und beraten, wie wir damit umgehen. Wir müssen zu einer schnellstmöglichen Lösung kommen, denn ich brauche Spieler, auf die ich mich hundertprozentig verlassen kann.

Das klingt nach Abschied vom Deutsch-Schweden. Werden Sie bis zum Ende der Wechselfrist am 31. August einen anderen Stürmer verpflichten?

Nein. Wir werden erst einmal versuchen, mit dem jetzigen Kader bis Weihnachten über die Runden zu kommen, und dann in der Winterpause gucken, was nötig ist. Ich hoffe, Dirk Jonelat kann bald wieder mitspielen und Bastian Zenk kommt zurück. Dann haben wir 21 Spieler im Kader und müssen hoffen, ohne Langzeitverletzte zu bleiben.

Stehen Ihnen bis auf Jonelat, Zenk und Dreier alle Spieler für den Saisonauftakt am Samstag zur Verfügung?

Ja. Alle sind an Deck.

Haben die Zuschauer des DFB-Pokalspiels gegen Mainz schon Ihre Anfangsaufstellung gegen Lübeck gesehen?

Im Großen und Ganzen ja.

Wird Nulldrei gegen die Norddeutschen ähnlich defensiv agieren wie gegen den Zweitligisten?

Die Aufstellung hat mit Offensive und Defensive wenig zu tun. Man kann sie ja auch als Spiel mit drei Spitzen und einem offensiven Mittelfeldspieler dahinter interpretieren.

Lübeck entging im Sommer knapp der Insolvenz und krempelte, wirtschaftlich bedingt, die Mannschaft ebenfalls ordentlich um. Wie sehen Sie Babelsbergs Auftakt-Gegner, gegen den der SVB in der vergangenen Saison zu Hause 1:0 gewann und auswärts 0:1 verlor?

Lübeck hat wieder eine junge, schlagkräftige Mannschaft auf die Beine gestellt, die man nicht unterschätzen sollte. Deren Stamm bilden jene jungen Spieler, gegen die wir damals verloren haben.

Welchen Vereinen trauen Sie vor allem zum Saisonende den Aufstieg in die 3. Liga zu?

Favoriten dafür sind vor allem die, die finanziell gesehen einiges draufpacken können. Der 1. FC Magdeburg wird sicher wieder eine gute Rolle spielen, eventuell auch Holstein Kiel und der Chemnitzer FC, der mit dem knappen 0:1 im DFB-Pokal gegen Hoffenheim seine Fähigkeiten andeutete. Letztlich weiß aber noch keiner genau, wo er in dieser Liga steht.

Wann wird Babelsberg dazu in der Lage sein, wieder drittklassig zu werden?

Es kommt immer darauf an, ob die Spieler zu allem bereit sind und man von großem Verletzungspech verschont bleibt. Wenn unsere Mannschaft selbst an sich glaubt und weiter so hart an sich arbeitet und trainiert, traue ich ihr auch in der jetzigen Saison eine Menge zu. Für einen Aufstieg muss sich aber auch im Umfeld des Vereins so manches ändern. Vor allem in der Infrastruktur muss noch viel getan werden, sonst sind wir auf lange Sicht nicht einmal in der vierten Liga konkurrenzfähig.

Sie haben als Trainer und Sportlicher Leiter einen Vertrag bis 2010 beim SVB 03. Bringen Sie sich dazu auch selbst ein?

Ja. Ich bin natürlich mit dabei, Gespräche zu führen und Lösungen zu finden. Aber wenn man in der Stadt vor verschlossenen Türen steht, kann man wenig bewegen. Die Vereine in Potsdam und Babelsberg allein können nichts schaffen. Land und Stadt müssen uns schon helfen.

Das Interview führte Michael Meyer.

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