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Frauenfußball-Champions-League-Halbfinale: „Wir spielen mit drei Stürmerinnen“

Der Trainer von Turbine Potsdam, Bernd Schröder, zu den Aussichten seiner Mannschaft am Sonntag beim französischen Meister Olympique Lyon.

Stand:

Herr Schröder, sind Sie nervös vor dem Hinspiel Turbine Potsdams im Champions-League-Halbfinale am Sonntag bei Olympique Lyon?

Überhaupt nicht, denn wir kennen die Mannschaft Lyons, die ein guter und schwerer Gegner ist. Vielleicht wäre es anders, wenn es ein unbekannter Gegner wäre. Aber wir kennen Lyons Qualitäten und wissen, dass wir keine Chance haben, wenn wir uns nicht auch seelisch und moralisch ordentlich auf die Partie dort vorbereiten.

Turbine hat in den bisherigen beiden Champions-League-Finals noch kein Tor aus dem Spiel heraus geschossen. Wie soll das diesmal klappen?

Ich denke schon, dass wir dazu in der Lage sind. Wenn ich mal unser 0:1 in Essen ausklammere, haben wir in dieser Saison in jedem Spiel ein oder mehrere Tore geschossen. Wenn wir eine Chance haben wollen, müssen wir nach vorn spielen. Lyon ist mit ausgezeichneten Spielerinnen besetzt, und wenn es überhaupt Stellen gibt, an denen wir Möglichkeiten für uns sehen, dann ist es ihr unmittelbarer Abwehrbereich. Wir werden voraussichtlich mit drei Stürmerinnen spielen und hoffentlich auch mal ein Tor machen.

Wie sähe aus Ihrer Sicht eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel in einer Woche aus, in dem jede der beiden Seiten die Chance hat, zum dritten Mal in Folge das Finale zu erreichen?

Wichtig ist, selbst ein Tor zu schießen. Und wenn man dann im ungünstigsten Falle mit nicht mehr als einem oder zwei Toren Unterschied verlieren würde, wäre noch alles drin.

Hätten Sie lieber wieder wie 2010 und 2011 im Endspiel gegen Olympique gespielt?

Na klar. Wir treffen in drei Jahren zum dritten Mal in der unmittelbaren Endphase der Champions League aufeinander. Das zeigt, dass diese beiden Mannschaften über Jahre Spitzenpositionen in Europa einnehmen. Darauf können wir schon stolz sein. Natürlich hätte ich lieber erst im Finale gegen Lyon gespielt, weil es dann zum dritten Mal geheißen hätte: Sieg wie beim ersten Mal für uns, wie beim zweiten Mal für Lyon – oder doch wieder für uns? Aber wir konnten es uns ja nicht aussuchen.

Vor dem Viertelfinale gegen den FC Rossiyanka sagten Sie noch, dass Sie den russischen Meister stärker als Olympique einschätzen – und dann haben Sie Rossiyanka mit 2:0 und auswärts gar 3:0 besiegt.

Dazu stehe ich nach wie vor. Rossiyanka hat den Fehler begangen, vor den Spielen gegen uns noch drei Spielerinnen aus den USA zu holen, und damit die bisherige mannschaftliche Stärke kaputt gemacht. Sie haben nach wie vor hervorragende Einzelspielerinnen, während wir in den beiden Spielen das notwendige Glück und den notwendigen Verstand hatten.

Olympique ist konstant besetzt.

Ja, Lyon hat jetzt seit drei, vier Jahren die fast gleiche Besetzung und jede Menge Nationalspielerinnen. Die haben mit Lotta Schelin vorn eine Weltklassespielerin, mit Sonia Bompastor eine Weltklasse-Verteidigerin, die sogar zum WM-Allstarteam 2011 gehörte, haben mit Louisa Necib eine hervorragende Mittelfeldspielerin und mit Élodie Thomis eine weitere sehr gute Stürmerin.

Auf welche Spielerinnen Olympiques wird Turbine vor allem aufpassen müssen?

Auf Schelin und Necib. Necib als Zehner ist die Spielmacherin, und wenn die keine Bälle auf Schelin spielen kann, kann die vorn nicht treffen. Wir müssen aber auch sehr auf Camille Abily achten, die ein bisschen hinter Schelin spielt. Wir werden uns da etwas einfallen lassen, was ich aber noch für mich behalte.

Lyons Mittelfeldspielerin Lara Dickenmann erwartet am Sonntag bis zu 20 000 Zuschauer im Stade Gerland. Könnte das Turbine beeindrucken?

Ob wirklich so viele kommen, muss man erst einmal abwarten. Ob man vor 1600 fanatischen Zuschauern im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion spielt oder vor 20 000 in Lyon, das ist nicht entscheidend. Mitunter ist es für den Gastgeber einer so großen Kulisse sogar belastender. Das hängt immer auch vom Spielverlauf ab und wird auf dem Platz mitunter gar nicht so bemerkt.

Wie sieht es personell bei Turbine aus? Können Viola Odebrecht nach ihrer Bauchmuskelzerrung und Patricia Hanebeck nach ihren Wadenproblemen wieder auflaufen?

Hanebeck ist wieder okay, während Odebrechts Einsatz sehr sehr fraglich ist.

Wen werden Sie ins Tor schicken? Alyssa Naeher fehlte dort zuletzt mit Oberschenkelproblemen.

Naeher wird am Sonntag wieder spielen.

Wie sieht Turbines Countdown bis zum Anpfiff am Sonntag um 18 Uhr aus?

Wir fliegen am Samstag um 9.30 Uhr von Tegel los und werden in Lyon ab 18 Uhr eine Stunde im Stade Gerland trainieren. Am Sonntag machen wir nach dem Frühstück einen Spaziergang, und am Nachmittag folgt dann die übliche Mannschaftsbesprechung, ehe es ins Stadion geht.

Das Interview führte Michael Meyer.

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