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INTERVIEW: „Wir waren ja nicht 20 Jahre lang untätig“

Herr Jakobs, seit fast 20 Jahren plant Potsdam ein neues Schwimmbad. Warum hat das so lange gedauert?

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Herr Jakobs, seit fast 20 Jahren plant Potsdam ein neues Schwimmbad. Warum hat das so lange gedauert?

Es ist ja nicht so, dass wir in dieser Zeit untätig gewesen wären. Und wir haben in diesen 20 Jahren auch drei funktionelle Bäder unterhalten, das Kiezbad am Stern etwa, das inzwischen vollständig saniert und teilweise erweitert wurde. Die Schwimmhalle am Luftschiffhafen ist ebenfalls komplett saniert, ein Nirosta-Becken ist eingebaut. Und die Schwimmhalle am Brauhausberg, auch wenn sie nicht den schönsten Eindruck hinterlässt, ist geöffnet. Die Instandhaltung und teils Modernisierung erfolgte ebenfalls. Natürlich hätte ich mir einen schnelleren Verlauf gewünscht. Aber wir haben Standorte geprüft und schließlich eine umfangreiche Bürgerbeteiligung mit einer Bürgerbefragung durchgeführt. Das dauert, entscheidend wird am Ende das Ergebnis sein.

23 Millionen Euro sollte das Bad eigentlich kosten, jetzt werden es wohl 36 Millionen Euro. Eine seriöse Kalkulation sieht anders aus. Was ist schiefgelaufen?

Unterschiedliche Planungen verursachen verschiedene Kostenschätzungen. Die Vorgabe von 23 Millionen Euro war eine Kalkulation für das Volksbad im Bornstedter Feld. Wir haben von Beginn an erklärt, dass ein Bad am Brauhausberg teurer wird, allein wegen der völlig anders gelagerten architektonischen Anforderungen. Zudem ist die 23-Millionen-Schätzung inzwischen mehrere Jahre her, seitdem gibt es neue Baustandards und andere Preise. Für das neue Bad planen wir mit 32 Millionen Euro plus 15 Prozent für unvorhersehbare Ereignisse. Es wäre schön, wenn wir dies nicht benötigen.

Für 36 Millionen Euro hätte man auch die Kuppeln von Oscar Niemeyer bauen können, ein Glanzstück moderner Architektur. Mal ehrlich, hätten Sie den Entwurf des brasilianischen Stararchitekten nicht lieber dort gesehen?

Architektonisch wäre der Kuppelbau gewiss eine Attraktion geworden. Aber der damalige Wirtschaftsminister Junghanns hat die Förderung abgelehnt, daher sind wir einen anderen Weg gegangen. Die Frage ist auch, ob das Niemeyer-Bad im Betrieb so effizient gewesen wäre wie der jetzt geplante Neubau.

In zwei Jahren soll das neue Bad eröffnet werden. Bis dahin dürfte wohl auch die Blütentherme in Werder fertig sein. Wie groß ist diese Konkurrenz?

Ich würde nicht von Konkurrenz, sondern von Ergänzung sprechen. Potsdam baut ein Bad für den Vereins- und Freizeitsport mit einem zusätzlichen Angebot für Familien und auch für Saunagäste. Das ist eine andere konzeptionelle Ausrichtung als eine Therme oder ein Spaßbad wie in Werder.

Die Fragen stellte Peer Straube.

Jann Jakobs, geb. 1953 in Eilsum in Ostfriesland, ist seit dem 22. November 2002 Oberbürgermeister der Stadt Potsdam. Jann Jakobs ist Mitglied der SPD.

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