Sport: „Wir waren und sind weiter Freunde“
Potsdams Judo-Trainerin Yvonne Bönisch über die Chancen des UJKC nach dessen Niederlage in Leipzig
Stand:
Yvonne Bönisch, wie ist Ihre Stimmung einen Tag nach der 6:7-Niederlage des UJKC Potsdam im Judo-Bundesliga-Viertelfinale beim JC Leipzig?
Natürlich ist man enttäuscht, wenn man verloren hat. Die Enttäuschung hält sich aber in Grenzen, denn wir haben uns mit der knappen Niederlage eine gute Ausgangsposition für den Rückkampf geschaffen. Ich muss meiner Truppe ein Kompliment machen, denn sie hat eine hammermäßige Mannschaftsleistung geboten. Und unsere 80 mitgereisten Fans haben uns dabei toll unterstützt.
Vor dem Hinkampf am Sonntag hatten Sie mit einem Potsdamer Sieg gerechnet. Warum klappte der nicht?
Zum einen war Robert Kopiske bei seinem Sieg gegen Laszlo Szoke (im 66-Kilo-Limit/d. Red.) von den Kampfrichtern nicht dafür bestraft worden, dass er dem Leipziger ans Bein fasste, was jetzt verboten ist. Danach gab es einige Entscheidungen der Kampfrichter gegen uns, die vielleicht ein bisschen Wiedergutmachung für die Gastgeber waren. Zum anderen fehlt uns vor allem der verletzte Robert Zimmermann, der ein wichtiger Punktelieferant ist.
Der Pole Janusz Wojnarowicz, der in der Gewichtsklasse über 100 Kilo für Zimmermann und den bei den Junioren-EM weilenden Paul Elm kämpfte, war am Ende also kein gleichwertiger Ersatz?
Wojnarowicz ist auch nicht mehr der Jüngste. Wir sind bei den ganz Schweren mit Zimmermann und Elm in Deutschland eigentlich sehr gut aufgestellt. Es ist wie beim Fußball, wo man eigentlich auch keine drei Torhüter braucht. Wenn dann aber beide fehlen, ist das schwer zu kompensieren.
Nach elf der 14 Kämpfe in Leipzig führte Ihr UJKC noch mit 6:4. Dann ist ihm die Puste ausgegangen, oder?
Dann kamen mit den 81, den plus 100 und schließlich den 90 Kilo noch drei Gewichtsklassen, in denen es bei uns nicht so rosig aussieht. In den leichteren Gewichtsklassen sind wir besser aufgestellt.
Wäre es besser gewesen, im 81-Kilo-Limit statt Tor Görlitz den erfahrenen Mario Schendel kämpfen zu lassen?
Mario ist ein ausgebuffter Fuchs, aber er ist jetzt als Lehrertrainer an der Sportschule tätig und kann so weniger als früher trainieren. Er hilft uns als Trainer am Mattenrand sicher mehr.
In welchem der drei abschließenden Kämpfe wäre denn noch am ehesten der entscheidende Potsdamer Sieg drin gewesen?
Im letzten durch Matthew Pussey. Der Leipziger Norbert Fleischer ist aber, angetrieben von 1100 heimischen Zuschauern, über sich hinausgewachsen, hat 180 Prozent gegeben und letztlich gewonnen.
Kann man da als Trainerin von außen helfen?
Man kann taktische Mittel vorgeben und während des Kampfes versuchen, mit Zeichen und Signalen zu helfen. Mehr war im lautstarken Hexenkessel der Leipziger Ernst-Grube-Halle nicht möglich.
Der UJKC und der JC Leipzig sind durch eine langjährige Freundschaft verbunden. Wie ist es, plötzlich auf Biegen und Brechen gegeneinander kämpfen zu müssen?
Komisch. Man kommt in die Halle und drückt sich wie sonst zur Begrüßung. Es ist schwer, dann auf der Matte den Schalter umzulegen, aber jeder hat ja sein sportliches Ziel – die Endrunde – vor Augen.
Die Gastgeber hatten den Hinkampf zum Duell der Herzen erklärt. War es so?
Ja. Wir waren und sind weiter Freunde, hinterher haben wir auch noch zusammen ein Bierchen getrunken. Und am morgigen Dienstag kommt Leipzigs Nachwuchsteam zu uns nach Potsdam, wo wir wieder zusammen trainieren.
Was ist für den JUKC nach dem 6:7 am Samstag im Rückkampf ab 19 Uhr in der Potsdamer MBS-Arena noch möglich?
Noch alles. Wir brauchen zur Sicherheit aber einen 8:6-Sieg, da wir von den Unterpunkten her (43:53/d. Red.) deutlich im Nachteil sind.
Wie wollen Sie das schaffen?
Wir werden unsere Mannschaft gegenüber dem Hinkampf auf einigen Positionen verändern, Genaueres will ich noch nicht verraten. Und natürlich wollen wir dann auch unseren Heimvorteil nutzen.
Ist so ein Heimvorteil im Judo wirklich von Nutzen?
Definitiv, denn viele Fans im Rücken pushen einen wirklich. Da kämpft man auf der Matte ganz anders.
Was wäre, wenn der UJKC die Finalrunde und damit eine Medaille als erklärtes Ziel verpassen würde?
Dann wäre es außerordentlich schade, denn wir hatten eine tolle Saison. Aber wir beschäftigen uns nicht mit dieser Frage, denn wir sind hochmotiviert und wollen nach dritten Plätzen 2007, 2011 und 2012 jetzt wieder eine Medaille.
Das Interview führte Michael Meyer.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: