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Sport: „Wir wollen den Spieleretat minimal anheben“

Babelsberg-03-Geschäftsführer Klaus Brüggemann über die Absage des Spiels gegen Hansa, die Lizenz für 2013/14 und die Trainerfrage

Stand:

Beginnen wir mit dem Naheliegensten, Herr Brüggemann: Kann das Drittliga- Heimspiel des SV Babelsberg 03 am Mittwoch gegen Hansa Rostock stattfinden?

Nein. Der Schnee taut zwar rapide, aber wir haben noch Eisflächen auf dem Rasen, den wir nicht räumen können, ohne ihn nachhaltig zu gefährden. Daher mussten wir das Hansa-Spiel am heutigen Montag leider absagen.

Turbine Potsdam konnte am Sonntag nicht gegen Duisburg spielen. Es gab mächtigen Zoff zwischen Verantwortlichen des Frauenfußball-Bundesligisten und Ihnen, weil Sie am Samstag das Stadion sperrten und Turbine per Mail darüber informierten. Wäre es von Babelsbergs Vertretern in der Platzkommission nicht besser gewesen, schon am Freitag auf eine Spielabsage zu drängen, statt Sonntagfrüh abwarten zu wollen?

Bei der Platzbegehung am Freitag wurde durch Babelsbergs Vertreter bereits empfohlen, das Spiel abzusagen. Wir haben dann aber dem Wunsch Turbines entsprochen, Sonntagfrüh eine erneute Platzbegehung durchzuführen, sollte sich das Wetter stark verbessern. Als sich das Wetter aber in der Nacht zum Samstag rapide verschlechtert hatte, wollten wir allen Beteiligten einen Gefallen tun, und haben das Stadion bereits am Samstag gesperrt. Ich habe versucht, Verantwortliche von Turbine telefonisch zu erreichen, was mir nicht gelang. Daher war die Platzsperrung allein schon aus formalen Gründen per E-Mail notwendig.

Neben den rein sportlichen Aufgaben gilt es derzeit für Babelsberg 03 auch, bis zum Donnerstag dieser Woche die Drittliga-Lizenzunterlagen für die kommende Saison beim DFB einzureichen. Schafft Nulldrei das oder verzichten Sie auf die Lizenz?

Um Gottes Willen, wir verzichten selbstverständlich nicht auf die Lizenz. Der Lizenzantrag wird pünktlich bis Donnerstag formal und ordnungsgemäß abgegeben. Wie in jedem Jahr werden wir – wie etwa zwei Drittel aller Drittligisten – den Lizenzantrag nicht mit einem gedeckten Etat abgeben. Der DFB wird alles prüfen, und nach seiner Auflagenerteilung haben wir dann Zeit, bis maximal Anfang Mai unsere Schulaufgaben zu machen, sprich die Unterdeckung des Etats nachzuweisen. Das heißt, wir haben zwei Monate Zeit, weiter Vollgas zu geben.

Ist das machbar?

Die Aufgabe ist ähnlich anspruchsvoll wie im sportlichen Bereich. Aber ich gehe davon aus, dass wir es auch in diesem Jahr wieder schaffen, durch Unterstützung unserer Finanzpartner die Lizenz am Ende zu erhalten. Ein Selbstläufer wird das aber nicht.

In der Saison 2012/13 hat der SVB einen Etat von rund vier Millionen Euro – mit weniger werden Sie in der kommenden Saison auch nicht auskommen, oder?

Nein. Wenn wir es schaffen, wollen wir sogar versuchen, den Spieleretat minimal anzuheben, um etwas wettbewerbsfähiger zu sein.

Woher soll das Geld dafür kommen? Ein Haupt- und Trikotsponsor fehlt nach wie vor und Sie brauchen frisches Kapital.

Grundsätzlich hoffen wir wieder auf Hilfe durch die Deutsche Kreditbank. Wir sprechen – wie schon oft in der vergangenen Zeit – aktuell wieder mit einem Großsponsor. Und wir planen gerade, in den nächsten Tagen interessante Modelle vorzustellen, durch die Fußballinteressierte aus Potsdam Flagge zeigen und sich in einem Unterstützerklub engagieren können.

In dieser Saison hat die DKB im Dezember durch die Umwidmung eines 1,3-Millionen- Euro-Kredits in Genussscheine den SVB mit Eigenkapital versorgt. Reicht das über die Deckung dieser Saison hinaus oder sind dann neue Genussscheine notwendig?

Mit der Erfüllung der Lizenzauflagen für diese Saison wird die nächste Saison komplett durchfinanziert sein müssen. Das müssen wir innerhalb der nächsten acht Wochen bis zur Lizenzerteilung geklärt haben.

Das Geld, das Ihnen die DKB jetzt zur Verfügung stellt, will sie irgendwann zurückhaben.

Wir müssen wie in jedem Jahr eine Etatunterdeckung absichern. Das heißt nicht, dass uns die DKB Geld zur Verfügung stellen muss. Es handelt sich immer nur um eine Absicherung in Art einer Bürgschaft, so wie bereits in den Vorjahren. Im ersten Jahr hat uns die DKB eine Bürgschaft von 1,4 Millionen Euro gegeben, von denen zum Schluss 500 000 Euro zum Einsatz gebracht werden mussten. Das wird in diesem Jahr das Gleiche sein. Der DFB akzeptiert immer nur Geldeinnahmen, die bis zum Stichtag des Lizenzantrags eingegangen sind. Da sich aber Werbeerträge und andere Erträge erst über das Saisonende hinaus entwickeln, werden etwaige zukünftige Einnahmen vom DFB bei der Bewertung des Lizenzantrags nicht berücksichtigt. Dadurch muss man die Unterdeckung des Budgets per Bürgschaft oder durch andere Instrumente absichern.

Wir reden jetzt immer von der Dritten Liga – Babelsberg 03 steht aber derzeit auf einem Abstiegsplatz. Stellt der SVB auch einen Lizenzantrag für die Regionalliga?

Selbstverständlich wird sicherheitshalber auch die Lizenz für die Regionalliga beantragt. Die Frist dafür ist der 3. April. Die Regionalliga-Lizenz wird beim Landesverband eingereicht, und die Auflagen dafür sind nicht so hoch wie in der Dritten Liga.

Nach sechs Spielen ohne Sieg wird in manchen Vereinen die Trainerfrage gestellt. Wie ist es beim SVB, der aus den letzten sechs Spielen einen Punkt holte?

Grundsätzlich sind sich alle Verantwortlichen bewusst, dass am Ende nur Tore und Punkte zählen. Dennoch wird zum heutigen Zeitpunkt weder der Trainer infrage gestellt noch unmittelbare Schuld bei einzelnen Personen gesucht. Wenn man auf einem Abstiegsplatz steht, könnte man die Situation schlüssig erklären, aber das wäre dennoch immer unglaubwürdig, da zum Schluss nur der Klassenerhalt zählt. Fakt ist, dass die Mannschaft zu hundert Prozent hinter dem Trainer steht. Der Trainer und sein Team vermitteln den klaren Eindruck, die Mannschaft zu erreichen. Dennoch ist allen klar, dass in den nächsten Spielen dringend gepunktet werden muss. Wenn man einen bedenklichen Abstand zu einem Nichtabstiegsplatz bekommt, muss man immer Entscheidungen treffen, auch wenn man sie lieber nicht treffen würde. Dessen sind sich auch alle Beteiligten bewusst. Das ist wie immer im Leben – man könnte ja nicht die Mannschaft rausschmeißen. Aber wir sollten versuchen, Ruhe zu bewahren.Und irgendwann hilft uns auch das Quäntchen Glück, das man im Fußball immer benötigt, um wieder einen positiven Lauf zu starten.

Gepunktet werden müsste möglichst schon am Samstag zu Hause gegen Arminia Bielefeld – wenn denn gespielt werden kann. Oder?

Am Samstag kann gespielt werden. Bis dahin ist unser Platz hier mit Sicherheit wieder spielfähig. Uns ist bewusst, dass Bielefeld die Mannschaft ist, die im Moment mit den besten Lauf hat. Uns wäre das Spiel zunächst gegen Rostock lieber gewesen. Aber wir können es ja nicht ändern, sondern müssen uns selbstbewusst dem Gegner stellen – und halt punkten.

Das Interview führte Michael Meyer.

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