Landeshauptstadt: „Wir wollen mehr Qualität“
Der Leiter des Treffpunkts Freizeit, Uwe Rühling, über die letzten drei Jahre und seine Zukunftspläne
Stand:
Herr Rühling, seit drei Jahren hat der Treffpunkt Freizeit einen neuen Träger. Hat die neue Struktur Erfolg gebracht?
Der Zuspruch der Besucher gibt uns jedenfalls recht. Im vergangenen Jahr haben etwa 90 000 Menschen die Angebote im Treffpunkt Freizeit genutzt. Im Jahr 2010 waren es 65 000. Das ist also ein deutlicher Zuwachs. Offenbar treffen wir die Interessen der Nutzer. Wir sind auf einem guten Weg. Und dieser subjektive Eindruck wird ja auch durch die Evaluation bestätigt.
Welche Ziele hatten Sie denn damals?
Im Wesentlichen zwei: Bevor wir angefangen haben, hatte es im Haus Konflikte gegeben. Das wollten wir beenden. Glücklicherweise habe ich bei den Mitarbeitern, den Veranstaltern und den Ehrenamtlichen von Anfang an die Bereitschaft gespürt, gemeinsam zu arbeiten. Außerdem sollte es eine inhaltliche Schwerpunktsetzung geben als attraktives Freizeitangebot für Familien in Potsdam. Durch den starken Zuzug von Familien mit Kindern im Vorschul- und Grundschulalter gibt es da einen großen Bedarf. Beides ist gelungen.
Sie klingen ja sehr zufrieden. Aber vor welchen Herausforderungen stehen Sie denn noch?
In den nächsten Jahren wollen wir noch mehr Wert auf Qualität legen. Dazu wollen wir uns mit allen Anbietern auf gemeinsame Standards einigen. Unsere Besucher sollen sich darauf verlassen können, wenn sie hier ins Haus kommen. Eine große Herausforderung ist natürlich die höherer Nutzerzahl selbst: Dadurch steigen unsere Betriebskosten, während die Zuwendung für den Treffpunkt Freizeit gleich bleibt. Außerdem mangelt es uns an technischem Personal für einen reibungslosen Ablauf von Veranstaltungen. Das ist derzeit nur durch das hohe Engagement der Mitarbeiter möglich, aber nicht dauerhaft zu leisten. An Ideen wird es uns auch in der Zukunft nicht mangeln – jetzt geht es darum, dafür die Vorraussetzungen zu schaffen.
Was sind denn die Schwerpunkte Ihrer Arbeit?
In seiner Geschichte ist der Treffpunkt Freizeit immer ein außerschulischer Lernort für Kinder und Jugendliche gewesen. Daran haben wir versucht anzuknüpfen. Beispielsweise haben wir ein theaterpädagogisches Projekt im Haus, gehen aber auch in die Schulen, um dort Aufführungen mit vorzubereiten. Unsere Projekttage sind immer schnell ausgebucht. Im Mai finden die 20. Gesundheitstage für Schülerinnen und Schüler statt. Diese Angebote werden sehr gut angenommen. Ganz wichtig ist auch das Ferienprogramm: Die Potsdamer Eltern sollen wissen, dass es hier in allen Ferien eine gute Betreuung gibt und die Kinder etwas erleben können. Mittlerweile kennen das die Kinder und melden sich von selbst wieder an. Ganz wichtig sind uns unsere Feste, zu denen viele Potsdamer kommen. Der Zuspruch hat bisher immer unsere Erwartungen übertroffen. In jedem Jahr gibt es jahreszeitliche Feste, den Tag der offenen Tür im Herbst und das Weihnachtsfest Jarmarka, mit dem wir auch die russischsprechenden Potsdamer einbinden wollen.
Über das Angebot für Kinder hinaus sollte der Treffpunkt Freizeit auch andere Generationen ansprechen. Wie sieht es damit aus?
Das Mehrgenerationenhaus gibt es seit 2007 als Teil eines Förderprogramms des Bundes. Neben der Krabbelgruppe und der Nachmittagsbetreuung für Grundschüler gibt es bei uns mehr als 50 Arbeitsgemeinschaften und Kurse für verschiedene Altersgruppen. Bei großen Festen kommen die Generationen zusammen. Unsere Breakdancer sind auch schon vor den Senioren aufgetreten. Seit Sommer vergangenen Jahres gibt es bei uns auch ein Familiencafé. Jeden Tag kommen dort Leute dorthin und verbringen Zeit miteinander. Leider läuft die Förderung zum Jahresende aus. Wenn man so ein Angebot in Potsdam behalten will, brauchen wir dafür auch die Rückendeckung aus Verwaltung und Politik.
Das Gebäude ist vor sieben Jahren saniert worden. Wie zufrieden sind sie heute mit dem Zustand des Gebäudes?
Baulich ist das Haus in einem tollen Zustand. Aber wir haben täglich Hunderte Besucher. Wenn wir die Attraktivität erhalten wollen, ergibt sich auch ein Bedarf an Investitionen. Außerdem muss man für bestimmte Angebote die Raumausstattung anpassen. Das können wir nicht allein aus den Zuwendungen stemmen. Wir hoffen, dass wir da auf offene Ohren bei der Stadt und unseren Förderern stoßen.
Haben Sie sich denn mittlerweile an die graue Fassade gewöhnt?
Die Diskussion um die Gestaltung füllt ganze Ordner. Damit muss man nicht wieder anfangen. Aber natürlich begeistert uns das nicht so sehr, es wirkt eher trostlos. Es wäre schöner, wenn sich außen auch widerspiegelt, was drinnen passiert. Aber uns sind die Hände gebunden. Wir sind ja nicht der Eigentümer. Am Ende ist es uns auch wichtiger, dass es im Haus lebendig ist.
Wie ist denn das Verhältnis zu ihrem Nachbarn – der Schlösserstiftung?
Das ist ein wohlwollendes Miteinander. Konflikte haben wir nicht. Die Stiftung weiß, was sie an uns hat. Derzeit sprechen wir über eine Kooperation in der museumspädagogischen Arbeit. So könnte die Stiftung unsere Werkstätten für Jugendgruppen nutzen.
Das Interview führte Marco Zschieck
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