Sport: „Wir wollen nah ans Halbfinale heran“
Der Potsdamer Andreas Scheuerpflug zur jetzt beginnenden Beachvolleyball-WM in Berlin
Stand:
Der Potsdamer Andreas Scheuerpflug zur jetzt beginnenden Beachvolleyball-WM in Berlin Am Dienstag beginnen auf dem Berliner Schlossplatz die Beachvolleyball-Weltmeisterschaften. Sind Sie und Ihr Beach- Partner Christoph Dieckmann dafür gut gerüstet, Herr Scheuerpflug? Es geht. In letzter Zeit waren wir gerade nicht so richtig in Form, aber ich bin zuversichtlich. Warten wir mal ab. Wie ordnen Sie denn Ihren 13. Platz am Wochenende beim Weltserien-Turnier im schweizerischen Gstaad ein? Ich bin so ein bisschen hin und her gerissen. Einerseits haben wir dort nicht toll gespielt. Andererseits ist es so, dass wir auch schlecht gespielt haben, bevor wir in China gewonnen haben. Vielleicht ist das ja jetzt ein gutes Omen. Dass es für Christoph Dieckmann und Sie ausgezeichnet laufen kann, zeigte gerade der von Ihnen erwähnte Worldtour-Sieg in Shanghai. Haben Sie damals schon Zuversicht für die WM getankt? In gewissem Sinne. Falls wir jetzt weit nach vorn kommen und beispielsweise um das Halbfinale spielen sollten, wissen wir, dass wir uns in wichtigen Spielen auch gegen die ganz Großen durchsetzen können. Im letzten Jahr hätten wir in einer solchen Situation möglicherweise gesagt: Jetzt sind wir schon so weit vorn gelandet, jetzt haben wir sowieso keine Chance mehr. Andererseits ist das Schwierigste für uns immer, erst einmal weit nach vorn zu kommen, das heißt die ersten zwei, drei Runden zu überstehen. Wenn wir das geschafft haben, haben wir jetzt auch das nötige Selbstvertrauen, um in den entscheidenden Spielen gut zu sein. Welches Ziel haben Sie sich bei den Weltmeisterschaften selbst gesetzt? Wir wollen auf jeden Fall unter die ersten Zehn kommen, das wäre gut. Und dann möglichst nah ans Halbfinale heran. Ein fünfter Platz wie letztes Jahr bei den Olympischen Spielen wäre schon super, mit dem wäre ich sehr zufrieden. Bei der WM 2001 in Klagenfurt wurden Sie mit Ihrem damaligen Partner Oliver Oetke 17., vor zwei Jahren in Rio de Janeiro mit Dieckmann Neunter, 2004 bei Olympia in Athen Fünfter – Sie haben sich immer dichter an die Weltspitze herangespielt. Unsere Erfahrung aus den letzten Jahren war, dass wir uns kontinuierlich nach vorn gearbeitet haben. Sicher waren auch immer mal wieder Turniere dabei, bei denen wir nicht so gut spielten und – wie jetzt in Gstaad – nicht so weit vor kamen. Aber im Beachen ist alles sehr eng, und da kann es auch mal passieren, dass man gegen ein mittleres Team verliert. Grundsätzlich aber sind wir auf dem Weg nach vorn. Und warum soll es nicht nun bei der WM im eigenen Land auch nach vorn gehen? Wenn man sich Ihre letzten Jahre als Beacher anschaut, taucht die Frage auf, ob Andreas Scheuerpflug nicht vielleicht doch noch einmal seinen Beschluss revidiert, nach dieser Saison aufzuhören Mich haben schon viele Leute, auch Spieler, daraufhin angesprochen. Aber es ist so, dass ich mich jetzt über jedes gute Resultat freue, und wenn ich am Saisonende ordentlich da stehe und sagen kann, ich hätte in meinem letzten Jahr noch einmal einige gute Ergebnisse erzielt, dann kann ich mit einem besseren Gefühl aufhören als nach einer völlig verkorksten Saison. Wer ist für Sie Favorit der diesjährigen Weltmeisterschaft der Herren? Auf alle Fälle die Brasilianer Ricardo Santos und Emanuel Rego. Die sind als Olympiasieger und Titelverteidiger das Top-Team und der große Favorit. Inzwischen gibt es aber auch ein neuformiertes Team Marcio Araujo und Fabio de Jesus Magalhaes. Die beiden haben bereits in Brasilien dominiert und in diesem Jahr erst ein Spiel verloren. Die sind daher auch als sehr stark einzuschätzen. Wer Weltmeister werden will, der muss diese beiden Mannschaften schlagen. Wird es Ihnen helfen, bei dieser WM praktisch zu Hause zu spielen? Motiviert so etwas zusätzlich? Man muss abwarten, inwieweit die eigene Kulisse nochmal einen besonderen Schub bringt. Sicher werden wir durch die hoffentlich große Kulisse eine zusätzliche Unterstützung erhalten. Wichtig wird aber auch sein, wie uns die anderen Rahmen-Bedingungen liegen. Der Sand beispielsweise ist in Berlin eher härter, was uns immer entgegenkommt, und es wird hoffentlich kein großer Wind aufkommen, was auch positiv für uns wäre. Zu vielen Turnieren der letzten Jahre wurden Sie von Ihrer Lebenspartnerin Martina Stoof begleitet, die voraussichtlich ausgerechnet am kommenden Sonntag Ihr zweites Mädchen entbinden wird. Kann man sich da überhaupt voll auf den Sport konzentrieren? Das kann ich schwer abschätzen. Ich fand es schon in den letzten Wochen seit dem Weltcup in China furchtbar schwer, nicht bei Martina sein zu können. Sie arbeitet ja auch und hat so eine relativ schwere Zeit. Wenn ich jetzt weiß, dass ich zumindest in ihrer Nähe bin, wird es hoffentlich weniger problematisch sein. Dass Martina die Geburt eventuell ohne mich durchstehen muss, ist zwar sehr schade, aber das haben wir von vornherein so ausgemacht. (lacht) Wir haben halt zeitlich nicht aufgepasst Man darf aber nicht spekulieren, Sie würden früh aus dem WM-Turnier ausscheiden, um Martina bei der Geburt an der Seite zu stehen? Nein, das wird es auf jeden Fall nicht geben, das ist zwischen uns beiden auch klar. Perfekt wäre es natürlich, wenn die Geburt auf den Sonntagabend fallen würde. Oder unsere Tochter käme schon in der Woche zur Welt. Wenn ich dann wüsste, alles ist okay, würde mich das sicher sogar noch beflügeln. Das Interview führte Michael Meyer
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: