Von Stefan Tabeling, Pruszkow: „Wird mit eiserner Hand regiert“ Robert Bartko scheitert und kritisiert den BDR
Auf dem Holzoval von Pruszkow erlebte Robert Bartko erneut ein sportliches Weltmeisterschafts-Debakel, dafür lief der einstige Bahn-König verbal zu großer Form auf. Nur wenige Minuten nach seinem enttäuschenden neunten Platz in der 4000-m-Einerverfolgung setzte der Potsdamer zum Rundumschlag gegen den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) an.
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Auf dem Holzoval von Pruszkow erlebte Robert Bartko erneut ein sportliches Weltmeisterschafts-Debakel, dafür lief der einstige Bahn-König verbal zu großer Form auf. Nur wenige Minuten nach seinem enttäuschenden neunten Platz in der 4000-m-Einerverfolgung setzte der Potsdamer zum Rundumschlag gegen den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) an. „In unserem Verband wird mit eiserner Hand regiert. Wenn man die Probleme in den Griff kriegen will, muss man auf die Athleten zugehen und nicht gegen sie arbeiten. Es muss sich etwas ändern. Das sage ich schon seit Jahren“, kritisierte der Doppel-Olympiasieger von Sydney und ergänzte: „Das betrifft nicht nur Robert Bartko, sondern auch andere Fahrer wie Maximilian Levy.“
Wer mit der Kritik gemeint ist, war klar. Bartkos Spitzen richteten sich gegen Sportdirektor Burckhard Bremer, der den Potsdamer in den vergangenen Wochen für das Verpassen der Olympia-Qualifikation des Vierers verantwortlich gemacht hatte. „Ich denke, er hat kein großes Interesse mit mir zu reden. Ich würde mich schon einmal gerne in einem größeren Kreis zu den Anschuldigungen äußern.“ Die Zeichen stehen auf Konfrontation. Bartko will auf die Starts bei den lukrativen Sechstagerennen – in diesem Winter absolvierte er ein Wahnsinns-Programm von acht Sixdays – nicht verzichten. In Pruszkow erhielt er dafür die Quittung und wurde für den Vierer nicht nominiert.
„Wenn man sich nicht gezielt auf die Meisterschaften vorbereitet, kommt so ein Ergebnis heraus“, monierte Bundestrainer Andreas Petermann, und auch BDR-Vizepräsident Udo Sprenger ist Bartkos Abwesenheit während der Weltcups ein Dorn im Auge: „Die Tür zur Nationalmannschaft steht ihm offen. Wenn er das Programm aber nicht mitmacht, fährt er auch nicht. Wir müssen nach der WM eine gemeinsame Entscheidung treffen.“ Bartko zeigte sich indes uneinsichtig und will auch in Zukunft an seiner Saisonplanung nichts ändern: „Wenn der Verband Alternativen anbieten würde, lasse ich mit mir reden. Ich will den BDR nicht ausnehmen, aber es gibt schon Möglichkeiten, einen finanziellen Ausgleich zu schaffen.“
Welche Zukunft Bartko beim BDR noch hat, ist fraglich. Sportlich war der dreimalige Weltmeister jedenfalls keine Bereicherung. In 4:26,277 Minuten fuhr der Familienvater der Weltspitze meilenweit hinterher. Der Amerikaner Michael Phinney war in der Qualifikation beispielsweise elf Sekunden schneller. Und dabei war das Feld nur zweitklassig besetzt. Schließlich waren die olympischen Medaillengewinner Bradley Wiggins, Steven Burke (beide Großbritannien) und Hayden Roulston (Neuseeland) genauso wie der WM-Zweite Jenning Huizenga (Niederlande) gar nicht am Start. Sogar Bartkos Teamkollege Patrick Gretsch aus Erfurt (4: 24,564) war schneller.
Bereits im vergangenen Jahr hatte Bartko bei der WM in Manchester ein Debakel erlebt. Mit Platz 16 in der Einerverfolgung war der Traum von Olympia jäh beendet. „Damals sind Fehler passiert, die ich vor Olympia nicht mehr machen würde“, räumte der Potsdamer ein. Seine Mandelentzündung in der vergangenen Woche wollte er nicht als Grund für seine Leistung vorschieben. Bartko: „Sicher war die Vorbereitung nicht optimal, aber wenn ich an den Start gehe, bin ich auch fit.“
Stefan Tabeling, Pruszkow
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