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Sport: „Wissen nun, wo die Musik spielt“

Zwei Potsdamer Geherinnen haben das WM-Ticket jetzt schon, zwei Potsdamer Geher wollen es noch

Stand:

Das Aufatmen war groß, denn Melanie Seeger und Sabine Zimmer vom SC Potsdam kamen am Wochenende in ihrer Saisonplanung bereits einen großen Schritt weiter. Gleich in ihrem ersten Freiluft- Wettbewerb, dem „IAAF Race Walking Challenge“ im portugiesischen Rio Maior, erfüllten die beiden Geherinnen die Normzeit über 20 Kilometer für die diesjährigen Weltmeisterschaften vom 25. August bis 2. September im japanischen Osaka (PNN berichteten). „Der erste Wettkampf ist immer schwer vorhersehbar – aber das war ein Bombenrennen. Die ersten sechs Runden musste ich vorn selbst für Tempo sorgen, weil das Feld etwas langsam war. Dass ich in der zweiten Hälfe des Rennens schneller als in der ersten war, also nochmal etwas zulegen konnte, als die Post abging, war richtig toll“, freute sich Melanie Seeger, die am Sonnabend in 1:29:32 Stunden Dritte hinter der Weißrussin Rita Turewa (1:28:01 h) und der Norwegerin Kjersti Tysse Plätzer (1:28:53 h) wurde. Sie unterbot dabei die für Osaka geforderte Zeit (1:31:40) ebenso deutlich wie die Vierte Sabine Zimmer ((1:30:12 h), die ebenfalls konstatierte: „Ich bin richtig zufrieden. Sowohl mit meiner Zeit als auch mit meiner Platzierung in einem klasse besetzten Feld.“

Dank ihrer bereits sicheren WM-Tickets können die beiden derzeit besten deutschen Geherinnen die Zeit bis zum Weltchampionat nun entspannter planen. „Man ist nun ein bisschen freier“, bestätigte Zimmer, und Seeger erklärte: „Jetzt will ich für Osaka taktisch einiges ausprobieren.“ Die nächste Gelegenheit dafür bietet sich den beiden Potsdamerinnen am 1. Mai in Sesto San Giovanni nahe Mailands, der vierten Tour der IAAF World Race Walking Challenge . Auch Bundestrainer Ronald Weigel aus Potsdam zeigte sich sehr zufrieden mit dem zurückliegenden Wochenende. „Das war ein sehr guter Saisoneinstieg der beiden. Ihre Zeiten in Rio Maior sind ein guter Anfang und sie wissen nun, wo die Musik spielt.“

Nach Melanie Seeger und Sabine Zimmer hofft auch ihr Klubkamerad Maik Berger, sich am kommenden Samstag für die WM in Japan zu qualifizieren – in Zittau bei den Deutschen Meisterschaften der Männer über 50 Kilometer. Auf dem langen Kanten haben sich in den vergangenen Jahren die Reihen mehr und mehr gelichtet – insgesamt nur sieben Geher sagten bis Meldeschluss für diesen Titelkampf zu; neben dem Vorjahrs-Dritten Berger auch Titelverteidiger André Höhne vom SCC Berlin, der sich in Rio Maior als Vierter in 1:21:04 h bereits über 20 Kilometer die WM-Fahrkarte sicherte und dies nun auch über 50 Kilometer versuchen will. „Andrés und Maiks Hauptaugenmerk liegt auf der kürzeren Strecke, aber wir wollen zunächst beide Optionen in Angriff nehmen“, erklärte Weigel. Berger wurde im März im slowakischen Dudince über 20 Kilometer in 1:24:01 h Zweiter hinter dem Polen Rafal Augustyn (1:23:07) und daraufhin für den Europacup im Mai im englischen Kurort Royal Leamington Spa vornominiert. Sein Klubkamerad Carsten Schmidt qualifizierte sich in Dudince als Fünfter in 1:25:09 h bereits für die U23-Europameisterschaften und wird nun in Zittau im Rahmenprogramm über 20 Kilometer um ein Europacup-Ticket kämpfen.

I n Zittau fehlen wird weiterhin Weigels Schützling Andreas Erm vom SC Potsdam, der nach zweijähriger verletzungsbedingter Zwangspause an seinem internationalen Comeback arbeitet. Der WM- Dritte von 2003 über 50 Kilometer, der die lange Strecke im nächsten Jahr bei den Olympischen Spielen in Peking wieder gehen will, wird sich 2007 zunächst ganz auf die 20 Kilometer konzentrieren und will diese Distanz in Osaka gehen. 1:22:30 h schnell muss er dafür sein. „Früher war das kein Problem, und wenn ich fit bin, schaffe ich das auch wieder“, zeigt sich der Sportsoldat zuversichtlich, doch sein Coach bremst voreilige Euphorie: „Jetzt wäre es noch zu früh für Andreas, der zurzeit nur aufbauend trainiert“, sagt er. „Wir müssen uns noch Zeit lassen, denn wir wollen stabile Grundlagen und keine halben Sachen.“ Erst bei den Deutschen Meisterschaften im Juli in Erfurt will Erm um das WM-Ticket gehen. „Wir haben noch eine Chance und versuchen, die zu nutzen“, so Weigel.

Im März übte Erm gemeinsam mit Melanie Seeger im südafrikanischen Höhentrainingslager Potchefstroom. „Zumindest jetzt für Rio Maior war das eine gute Sache“, erklärte die Potsdamerin, die vor den WM nochmal im Juli im bulgarischen Belmeken in 2000 Metern Höhe trainieren will. Sabine Zimmer wird sich in dieser Zeit in St. Moritz für Osaka präparieren.

Von Michael Meyer

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