Landeshauptstadt: Wissensdurst
Offene Türen im Wasserwerk: Trinkbares wird durch Kies gefiltert, ist chlorfrei und mit Sauerstoff versetzt
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Templiner Vorstadt - Die Menschenschlage am Stand des Potsdamer Wasser- und Umweltlabors (PWU) wollte am „Tag des Wassers“ nicht abreißen. Mit gefüllten Flaschen unterm Arm warteten die Besucher am Sonnabend im Wasserwerk an der Leipziger Straße geduldig, bis sie dran waren. „Vierzig Interessenten hatten wir schon in der ersten Stunde“, sagte Laborleiterin Kerstin- Heikle Jäger. Viel mehr schaffen die Probeentnehmer und Laborantinnen nicht, denn jede Probe muss mit Namen und Adresse des Einsenders auf dem Prüfbericht vermerkt werden.
„Wir haben einen neuen Brunnen auf dem Gartengrundstück angelegt und wollen wissen, ob wir das Wasser bedenkenlos trinken können“, sagte eine Besucherin aus Caputh. „Die meisten bringen Wasserproben aus Brunnen“, sagt Jäger. Die Diplom-Chemikerin berichtet, dass auch Leute kommen, die noch Bleileitungen im Hause haben. Während Aussagen über Nitrat und Nitrit per Schnellanalyse schon nach einer Stunde vorliegen, werden die Werte für Mangan und Blei per Post zugeschickt. Kostenpunkt: fünf Euro pro Analyse.
„Zum Glück ist das Potsdamer Wasser sehr gut“, schallt es in der mit zehn blauen Mammutbehältern bestückten Filterhalle. Eine Menschentraube hat sich um eine Dame mit purpurrot gefärbter Strähne im weißblonden Haar geschart. „Ich zeige Ihnen den Unterschied zwischen Rohwassser und Reinwasser“, sagt Danny Schubert, die hier die Erklärungen gibt. Sie hält den Wissensdurstigen zwei mit Wasser gefüllte Becher unter die Augen: „Sehen Sie, das Rohwasser ist etwas bräunlich.“ Damit es die bräunliche Farbe verliert, fließt es durch das Filter aus märkischem Kies. Die Füllung dieses „Einstufendruckfilters“ muss etwa alle zehn Jahre ausgetauscht werden. „Da sind Mannlöcher in den Behältern, da kann man reinsteigen, ich war selbst schon drin“, erzählt Schubert. „Und wo kommt das Chlor rein?“, will jemand wissen und die Fachfrau klärt auf, dass das Potsdamer Wasser so gut sei, dass es nicht gechlort werden müsse. Fertig sei das Leitungswasser nach dem Filtern noch nicht, es müsse noch die blauen „Kaskaden“ im Freien durchlaufen, in denen Luft durch das Wasser perlt. „Sonst schmeckt es nach nichts“, erklärt Schubert den Sinn der Nachbelüftung.
Ob im Wassermuseum mit seiner historischen und neuzeitlichen Wassertechnik, ob an den Ständen des Berliner Wassermuseums e.V. für die Kinder, an den Tischen von Fachhochschule und Institut für Klimafolgenforschung oder in der zentralen Warte, die den gesamten Betrieb elektronisch überwacht – überall herrscht Andrang und Interesse. Wie schon vor zwei Jahren, hatte der Energie- und Wasserbetrieb einen Parkplatz auf dem Gelände der Speicherstadt gechartert. Hier war bereits um 10.30 Uhr Hochbetrieb, berichtet der eigens hierfür eingesetzte Parkplatz-Einweiser. Von 11 bis 17 Uhr hatte das Wasserwerk seine Türen für die Besucher offen. Die dienstbereiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Wasserbetriebes gaben sachkundig und freundlich Auskunft. Dazu lagen zahlreiche schriftliche Informationen bereit, die viele Besucher in die dunkelblauen Stadtwerke-Tragetaschen steckten und mit nach Hause nahmen. Trotz des nasskalten Wetters war der Tag der offenen Tür ein Besuchererfolg. „2500 Besucher waren hier“, teilt Stadtwerke- Pressesprecher Stefan Klotz mit. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Interesse der Potsdamer.“
Günter Schenke
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