INTERVIEW: Witze über den Propheten sind verboten
Herr Dora, Sie sind Ägypter, wohnen seit acht Jahren in Potsdam und betreiben ein argentinisch-italienisches Restaurant in Babelsberg. Und Sie sind Moslem.
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Herr Dora, Sie sind Ägypter, wohnen seit acht Jahren in Potsdam und betreiben ein argentinisch-italienisches Restaurant in Babelsberg. Und Sie sind Moslem. Können Sie Ihren Glauben in Potsdam leben?
Nicht so, wie es eigentlich im Koran gefordert wird. Denn leider bleibt durch die tägliche Arbeit wenig Zeit für die vorgeschriebenen fünf Gebete pro Tag. Jedoch versuche ich so oft wie möglich, am Freitagsgebet in der Al Faroug-Moschee teilzunehmen.
Hat sich während Ihres Lebens in Potsdam das Verhalten der Menschen zu Ihnen verändert?
Nach dem 11. September 2001 gab es manchmal eine größere Verschlossenheit der Leute, wenn sie einen als Moslem kennen gelernt haben. Doch das löst sich meist nach kurzer Zeit im Gespräch auf. Ich habe inzwischen viele deutsche Freunde hier.
Ihre Religion wird in den Medien als übersensibel gegen Kritik wahrgenommen, jüngstes Beispiel sind die Proteste gegen die Rede des Papstes. Woran liegt es, dass Muslime so heftig reagieren?
Das ist unterschiedlich. Hier lebende Muslime sind oft kritikfähiger als die in arabischen Staaten. Dort ist Religion eine persönliche Sache, etwas wie der eigene Stolz. Wird dann kritisiert, womöglich noch ohne Anlass, wird dies als Angriff empfunden – so war es zum Beispiel bei dem Streit um die Mohammed-Karrikaturen. Es ist eben im Islam verboten, Witze über den Propheten oder Gott zu machen. Und wir würden über Heilige anderer Glaubensrichtungen auch nicht spotten: Das hat nichts mit Religion zu tun!
Noch einmal zu Ihnen: Warum so ein Restaurant, sogar mit Schweinefleisch?
Man muss Geld verdienen. Orientalisches Essen würde nicht so gut laufen.
Interview: Henri Kramer
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