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Landeshauptstadt: Wo der Hund begraben liegt

Recherchen und Überlegungen zu der Frage, warum der Tierschutzverein das Tierheim verlieren soll

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Eiche - Es ist wohl die Chemie, die nicht stimmt. Aber ist es die zwischen dem Tierschutzverein (TSV) und der Stadtverwaltung, also zwischen Niklas Wanke, dem Vereinschef, und Andreas Ernst, dem Fachbereichsleiter für Umwelt? Oder ist es die Chemie auf dem Grundstück Weg nach Bornim 14, dem von Altlasten nicht freien Areal im Wald, auf dem nach dem Willen der Stadt das neue Tierheim errichtet werden soll? Um die Antworten auf diese Fragen ringen Beteiligte wie Beobachter, seit dem vergangene Woche dem Tierschutzverein ein überraschender Schuss vor den Bug versetzt wurde, der sich sogar als Volltreffer unter der Wasserlinie herausstellen könnte.

Dabei war der Durchbruch so gut wie geschafft. Noch im Hauptausschuss am 25. April hatte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) dem TSV-Vorsitzenden Wanke versichert, die Stadt werde die Kosten der Beseitigung etwaiger Kontaminationen tragen. Am Samstag, den 29. April, besuchte Jakobs das Frühlingsfest des Tierheims und Wanke sagte den PNN, wegen des Grundstücks in Eiche gebe es nur noch Kleinigkeiten zu regeln.

Dann die große Überraschung: Am 2. Mai findet ein CDU-Antrag die Mehrheit. Demnach soll der Betrieb des Tierheims öffentlich ausgeschrieben werden. Die Stadt sucht nach weiteren möglichen Anbietern für einen Tierheim-Betrieb. Die Verhandlungen mit dem TSV über den Weg nach Bornim 14 liegen auf Eis. Was ist passiert?

Gut möglich, dass Wanke und seine Unterstützer den Stadtverordneten und -verwaltern zu renitent, zu streitbar, zu widerspruchsfreudig sind. Andreas Ernst sprach schon im Hauptausschuss höchst genervt von den zehn Sitzungen des Tierheimbeirates und den sieben Tagungen der „Tierheimbeirat-Projektgruppe“, die nötig waren, um die Grundstücksfrage dann immer noch nicht geklärt zu haben. Wanke vergisst nicht, bei Gelegenheit zu erwähnen, dass der Tierheim-Betrieb eine städtische Aufgabe ist. Die Stadt aber ist bekannt dafür, nur ungern von anderen an die eigenen Aufgaben erinnert zu werden. Stimmungsaufhellend dürfte auch nicht der Beitrag von TSV-Unterstützerin Susann Prinzessin von Preußen gewesen sein, die der Verwaltung im Hauptausschuss in einem Ton die Leviten las, mit dem Hohenzollern-Kaiser vermutlich einst die Generalität nach verlorenen Schlachten zusammenzufalten pflegten. Drohend tönte sie, „ich habe die gesamte Berliner Vorstadt hinter mir“.

Aber ist das schon die Antwort? Die Recherche nach des Pudels Kern führte die PNN dorthin, wo der Hund begraben ist, wie der Volksmund sagen würde, auf das Grundstück Weg nach Bornim 14. Dort will die Stadt das neue Tierheim hinhaben. 93,75 Euro Pacht müsste der TSV für die 72 500 Quadratmeter im Monat zahlen, sagte Ernst im Ausschuss. Das ist so gut wie geschenkt.

Aber auch ein geschenkter Bonbon kann am Hacken kleben bleiben. Meterhohe Berge von Schutt, Beton, Sand und Steinen liegen auf dem Areal. Ebenso ein Bitumen-Haufen. Bei der Zersetzung von Bitumen entstehen Stoffe, deren sprachliche Kürzel höchst giftig klingen: Eox zum Beispiel. In einer NVA-Ruine stapeln sich alte Ölfässer und Batterien. Das war so beim ersten Besuch, beim zweiten sind die Fässer und die Batterien verschwunden. Im Sand finden sich frische Lkw-Spuren. Wer holt Ölfässer aus dem Wald? Und da dämmert es: Wanke hatte angekündigt, der TSV würde das Grundstück gerne nehmen. Nur müsste vorher ein Bodengutachter sein Okay geben – ein vom TSV bestellter, nicht einer von der Stadt. Dass ein Gutachter Stoffe findet, die einen giftigen Klang haben, das kann niemand ausschließen. Doch wer das Gutachten bezahlt, der bestimmt auch, was mit den Ergebnissen geschieht, ob sie bekannt werden. Horst Heinzel, der CDU-Stadtverordnete, der die Suche nach anderen Tierheim-Betreibern beantragte, drückte es gegenüber den PNN so aus: „Ein eigener Gutachter ist ein falscher Zungenschlag“. Und: „Die Stadt sollte den Gutachter schicken.“ Seine Begründung: Das Misstrauen des TSV sei doch „völlig fehl am Platz“.

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