
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Wo der König Tee trank
Das Stibadium im Paradiesgärtl wird in Führungen erstmals von innen zugänglich gemacht
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Sanssouci - Bis Ende Oktober wird das sonst verschlossene Stibadium im Paradiesgärtl an der Maulbeerallee zehnmal für Neugierige geöffnet. Zum Auftakt tat dies gestern für die Schlösserstiftung die junge Touristenführerin Monika Newiger. In dem Gartenpavillon hätten König Friedrich Wilhelm IV. und seine Gemahlin Elisabeth zuweilen Tee getrunken, berichtete sie der Besucherschar. So am 29. Juni 1858 nach dem Besuch des Gottesdienstes in der Friedenskirche, wie sogar die Zeitungen meldeten.
Der Blick der Interessenten fiel allerdings zuerst auf den in der Mitte des Wasserbeckens thronenden Adler, der ein Reh schlägt. Das von Leopold Bürde 1846 geschaffene martialische Kunstwerk passt nicht recht zu der eher feinen, zurückhaltenden Ausmalung und Ausstattung des Pavillons, der 1844/45 von Ludwig Persius nach Ideen des Königs höchstselbst errichtet wurde. Der gekrönte Bauherr zog dafür Beschreibungen des Römers Plinius d. J. zu Rate.
Das nach oben offene Atrium besitzt ein Becken zum Auffangen des Regenwassers. Säulen aus Terrakotta tragen die Deckenkonstruktion. An der Westseite schließt sich eine überdachte Konche, eine Nische, an.
Das zum Ruheplatz bestimmte Gebäude war in der DDR-Zeit und danach arg verfallen. Um seine Rettung machte sich vor allem der Freundeskreis des Botanischen Gartens mit seiner Ehrenvorsitzenden Ingrid Stolpe und deren Ehemann, Ministerpräsident a.D. Manfred Stolpe, verdient. Sie bewegten den Großunternehmer und Mäzen Hasso Plattner, über die Deutsche Stiftung Denkmalschutz 265 000 Euro für die Sanierung des Bauwerks zur Verfügung zu stellen. Die Schlösserstiftung stockte diese Summe mit Hilfe der Sonderzuwendungen des Bundes und des Landes Brandenburg auf 863 000 Euro auf.
Die Führerin zeigte den Besuchern das wieder aufgearbeitete Fußbodenmosaik, die restaurierten Türen mit den nachgefertigten Metallgittern und die Halbrundbank. Durch Andreas Liebe konserviert und teilrestauriert wurden die von den Hofmalern Lompeck und Ossowski im pompejanischen Stil gemalten Wandbilder, die Landschaften darstellen. Die Ausmalung der Wände und der Holzdecke im Inneren wurde in Struktur und Farbigkeit erlebbar gemacht, aber nicht hundertprozentig wiederhergestellt. Wie die Führerin erklärte, sollen die Spuren der Geschichte des Bauwerks sichtbar bleiben.
Ein Glanzpunkt stellen die 40 Glasvasen in den Öffnungen des Dachfrieses dar. Die 40 bis 60 Zentimeter hohen Gefäße unterschiedlicher Farben brechen das Sonnenlicht und verleihen dem Inneren eine ungewöhnliche Leuchtkraft. Sie wurden in Böhmen nachgefertigt. E.Hoh
Die nächste Führung findet am 23. Mai um 10.30 Uhr statt.
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