Landeshauptstadt: Wo die Lustjacht Liburnica lag
Die wechselvolle Geschichte des Neptunbeckens im Lustgarten des Stadtschlosses
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Die wechselvolle Geschichte des Neptunbeckens im Lustgarten des Stadtschlosses Von Erhart Hohenstein Ein Triton der Skulpturengruppe „Neptuns Triumph“ wurde kürzlich von einem Kleinmachnower zurückgegeben, der die Figur in den 60er Jahren geborgen und auf seinem Grundstück aufgestellt hatte. Das meldeten die PNN am 29. November. In dem Beitrag hieß es, das Wasserbecken sei 1746 bis 1748 im Zusammenhang mit Umbau und Erweiterung des Stadtschlosses unter Friedrich II. angelegt worden. Dazu bittet Leser Adolf Kaschube um Klarstellung, da das (Hafen)Becken bereits unter Friedrich I. entstanden sei. Hier lag dessen Lustjacht „Liburnica“ vor Anker. Nun könnte man darüber streiten, ob das Becken aus der friderizianischen Zeit, als es erstmals in Stein gefasst, mit der prachtvollen Skulpturengruppe geschmückt und nach einigen Autoren auch vergrößert wurde, als Neuanlage bezeichnet werden darf oder nicht. Unbestritten bleibt, dass sich an dieser Stelle schon vorher ein Wasserbecken befand. In seinem Werk „Das Potsdamer Stadtschloss“ geht Hans-Joachim Giersberg davon aus, dass im Lustgarten „bereits im 17. Jahrhundert ein Teich lag“. Er sei dann zum Neptunbecken ausgebaut worden (S.150). Eine Rechnung aus dem Jahr 1666 bestätigt, dass eine der Kirche gehörende Wiese durch Verkauf „in den kurf. Teich beim Lustgarten mit eingegangen“ ist. Dieser Teich kann aber nicht an der Stelle des Neptunbeckens gelegen haben, denn dort floss damals noch die Havel. Er ist wohl auf dem Gelände südlich der Orangerie zu suchen, um das der Lustgarten erweitert wurde. (Nach 1945 wurde hier das inzwischen abgerissene Thälmann-Stadion gebaut.) Gartenhistoriker (Clemens A. Wimmer, Jörg Wacker) stimmen in ihren Veröffentlichungen darin überein, dass das Neptunbecken erst um 1700 unter Friedrich I. von der Havel abgeteilt wurde. Dazu legte er unter Nutzung von zwei im Fluss liegenden Schwemmsandinseln einen Damm an, der eine Schiffsdurchfahrt offen ließ. Durch weitere Aufschüttungen für eine Ausdehnung des Lustgartens verbreiterte sich der Landstreifen zwischen Becken und Havelufer. Die Durchfahrt wurde zu einem Stichgraben verlängert. Die unter Friedrich II. geschaffene Gestaltung mit „Neptuns Triumph“ veränderte sich unter seinem Nachfolger Friedrich Wilhelm II. erneut. Die von Johann August Nahl entworfene und durch Benckert und Heymüller in vergoldetem Blei ausgeführten Skulpturen – Neptun und die Nymphe Thetis in einem aus dem Wasser aufsteigenden Wagen sowie zwölf Tritonen als Gefolge - wurden neu in Sandstein ausgeführt. Das Becken wurde nun durch eine Rasenböschung umgrenzt und mit Säulenpappeln umpflanzt. In den 60er Jahren entfernt, ist es mit der Neugestaltung des Lustgartens zur Buga 2001 ausgegraben und mit Wasser gefüllt worden. Der Potsdamer Rotary-Club hat sich zum Ziel gesetzt, auch „Neptuns Triumph“ weitgehend wiederherzustellen. Fragmente der Gruppe sind bereits zu sehen, darunter zwei Tritonen. Der dritte, aus Kleinmachnow zurückgebene, soll nach der Restaurierung durch den Berliner Bildhauer Andreas Hoferick im Frühjahr aufgestellt werden.
Erhart Hohenstein
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