
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Wo gehört der Kopf hin?
Rätselraten um wiederaufgetauchtes Puttenhaupt des Stadtschlosses
Stand:
Innenstadt - 40 Jahre hing der Sandsteinkopf an einer Garage in Drewitz – in drei Jahren soll er wieder dort zu sehen sein, wo er hingehört. Ans Stadtschloss.
Als 17-Jähriger hatte Wolfgang Uhlig das Artefakt im Schutt der Schlossruine gefunden. Irgendwann zwischen 1959 und 1961 war das. Der junge Mann war damals regelmäßig am Alten Markt, er zeichnete den Abriss des Knobelsdorff-Baus und schuf damit ein beeindruckendes zeitgeschichtliches Dokument. Das Skulpturenfragment nahm er mit, „weil es so schön war“, sagt er. Später siedelte Uhlig in den Westen über, nach Schleswig-Holstein. Als er vom Wiederaufbau des Stadtschlosses hörte, war für ihn klar: „Den Kopf muss ich zurückgeben.“ Das tat er gestern und löste damit bei Saskia Hüneke, Skulpturenkustodin der Schlösserstiftung, wahre Begeisterungsstürme aus. „Wir freuen uns ganz, ganz doll“, schwärmte Hüneke, für die es beim Auspacken des Artefakts aber „eine totale Überraschung“ gab. Denn bei dem Kopf handelte es sich nicht, wie vermutet, um eine Fama, also eine Göttin, die vom Ruhm der Könige kündet. Es ist der Kopf eines Puttos, das Haupt einer jener drallen Kindgestalten, die sich besonders gern und zahlreich auf den Zinnen von Barockhäusern räkeln.
Doch der genaue Standort des Puttos am Schloss wird die Kunsthistorikerin wohl noch eine Weile beschäftigen. Möglicherweise stammt er, wie auch die verschollene Fama, von der Kartusche, die den Mittelbau des Südflügels des Schlosses krönte – jenen Teil, der im neuen Landtag den Plenarsaal beherbergen soll. Eine erste Fotoauswertung brachte gestern noch keinen endgültigen Aufschluss.
Stimmt die Theorie, dann hat die Figur wohl der Bildhauer Johann Christoph Petzoldt (1708 bis 1762) geschaffen. Der Sachse gehörte laut Hüneke zu den „anerkannten Künstlern seiner Zeit“. Neben der besagten Kartusche, die 1747 entstand, schuf er für das Stadtschloss im Jahr darauf noch drei Marmoratlanten für den Eingang und das Treppenhaus der Hofseite. Weil von der Fassade des dem Lustgarten zugewandten Südflügels nicht mehr allzu viele Originalteile vorhanden sind, sei der Puttokopf „ein besonders kostbares Zeugnis“ des Stadtschlosses, sagte Hüneke und überreichte dem Spender Uhlig zum Dank ein Buch über die königlichen Parks und Gärten Preußens.
Uhlig revanchierte sich, indem er der Kustodin noch eine zweite Freude machte: Er überließ ihr seine gut 30 Blatt umfassende Zeichnungssammlung aus den Tagen des Schlossabrisses leihweise zur Auswertung. Jede Skizze ist mit dem Datum ihrer Anfertigung versehen – eine genaue chronologische Abfolge des Ruinenabbruchs. Eine ganz „wichtige dokumentarische Grundlage“ sei dies, sagte Hüneke.
Obwohl der gebürtige Potsdamer Uhlig heute in Uetersen bei Hamburg lebt, kehrt er regelmäßig in seine Heimatstadt zurück. „Ich interessiere mich brennend für die Aufbauarbeit hier“, sagte er. Potsdam habe sich toll entwickelt.P. Straube
P. Straube
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