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Landeshauptstadt: Wo Goethe und Casanova nächtigten Investor will Hotel „Zum Einsiedler“ aufbauen
Innenstadt - Bis zu sechs Millionen Euro will der Potsdamer Wilhelm Wilderink mit seinem englischen Partner Rufus Pollack für den Wiederaufbau des ehemaligen Hotels „Zum Einsiedler“ investieren, wie Wilderink den PNN sagte. Wilderink und Pollack haben wie zwei weitere Investoren auch das Angebot gemacht, das einstige Hotel an der Schloßstraße/Ecke Friedrich-Ebert-Straße aufzubauen und Büroflächen darin der Jüdischen Gemeinde Potsdam kostenfrei zur Verfügung zu stellen.
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Innenstadt - Bis zu sechs Millionen Euro will der Potsdamer Wilhelm Wilderink mit seinem englischen Partner Rufus Pollack für den Wiederaufbau des ehemaligen Hotels „Zum Einsiedler“ investieren, wie Wilderink den PNN sagte. Wilderink und Pollack haben wie zwei weitere Investoren auch das Angebot gemacht, das einstige Hotel an der Schloßstraße/Ecke Friedrich-Ebert-Straße aufzubauen und Büroflächen darin der Jüdischen Gemeinde Potsdam kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Auf dem Nachbargrundstück Schloßstraße 1 soll die neue Synagoge entstehen.
Wilderink, der die Adlon-Villa in Neufahrland erworben hat und derzeit saniert, begründet sein Engagement für das Einsiedler-Gebäude mit dem hohen Entwicklungspotential der Potsdamer Mitte. Dem Einsiedler und gegenüber der gemäß Leitbautenkonzept wiederentstehenden Kommandantur – auch „Plögerscher Gasthof“ – komme eine „städtebauliche Schlüsselrolle zu“, so Wilderink. Die beiden Gebäude hätten „eine Brückenfunktion“ zwischen Altstadt und dem Steubenplatz am Landtagsschloss. „Wenn da große Fehler gemacht werden, kann viel für den historischen Stadtraum verloren gehen“, warnte Wilderink. Der 42-Jährige, der vor einem Jahr aus Hamburg nach Potsdam kam, sieht sich nicht als reinen Mäzen. Die Millionen-Investition müsse sich langfristig rechnen. Das werde sie jedoch auch, so Wilderink, denn die Vermarktungschancen etwa des kleinen Hotels mit 25 Zimmern, in dem einst Goethe, Bach und Casanova nächtigten, seien immens. Denkbar sei auch ein Gästehaus für mehrmonatige Übernachtungen. Wilderink zufolge solle sein Angebot an die Jüdische Gemeinde „kein Märchen“ sein, mehrere Variablen müssten stimmen. Noch im Juli werde er mit dem Land und der Stadtverwaltung verhandeln. Das Einsiedler-Grundstück gehört weitgehend der Stadt Potsdam, die sich laut Stadtplanungsamtschef Andreas Goetzmann einen Verkauf zum Verkehrswert vorstellen kann. Etwa zwei Meter Grundstückslänge an der Schloßstraße, die bis zur Zerstörung 1945 vom Einsiedler in Anspruch genommen wurden, gehören heute zum Synagogengrundstück. Um eine vollständige Rekonstruktion des Einsiedler zu ermöglichen, hatte der Vorsitzende des Fördervereins für eine würdige Synagoge, Ulrich Zimmermann, vorgeschlagen, die Büros aus der Synagoge in den Einsiedler zu verlagern und im Gegenzug die zwei Meter Wilderink zuzuschlagen. Durch die Verlagerung der Büros könnten der Synagogen- wie der Gemeindesaal vergrößert werden. Der Vorsitzende der Synagogengemeinde, Ud Joffe, hatte diese Variante als „Win-Win-Situation“ bezeichnet. Die Jüdische Gemeinde Potsdam steht dem Einsiedler ablehnend gegenüber. Wilderink sagte, er stehe keiner der jüdischen Gemeinden nahe und sehe die Nachbarschaft zu einer Synagoge mit Sympathie. Sollte die Entscheidung jedoch so ausfallen, dass nur „ein Stumpf-Einsiedler“ errichtet wird, sei er an dem Projekt nicht mehr interessiert. Indes hat der Potsdamer Architekt Bernd Redlich, der die Sanierung der Nikolaikirche betreute, sein Interesse am Einsiedler-Aufbau bekundet. Guido Berg
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