Landeshauptstadt: Wohnblocks in der Sichtachse
Investor will Brache zwischen Zentrum-Ost und Nuthestraße bebauen. Es droht ein neuer Streit um den Schutz des Welterbes
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Zentrum-Ost - Potsdam droht ein neuer Konflikt um Baurechte in der Umgebung des Weltkulturerbes: Ein privater Investor will das Areal zwischen Nuthestraße, Havel und Zentrum-Ost zu einem Wohnquartier entwickeln. Um das Vorhaben zu ermöglichen, will die Stadtverwaltung einen Bebauungsplan aufstellen. Vorgesehen sind insgesamt fünf drei- bis fünfgeschossige Blöcke parallel zur Nuthestraße und zum Humboldtring sowie mehrere kleinere Gebäude, die in Richtung Havelufer und dem Wohngebiet Zentrum-Ost errichtet werden sollen. Teile der geplanten Bebauung könnten Sichtbeziehungen zwischen dem Park Babelsberg und der Potsdamer Innenstadt beeinträchtigen. Aus Sicht der Denkmalpflege sei das Areal „alles andere als unempfindlich“, räumte Stadtplanungschef Andreas Goetzmann bei der Vorstellung des Projektes im jüngsten Bauausschuss ein.
Schon einmal sind Pläne für eine Bebauung an dieser Stelle gescheitert. Ein mittelständischer Investor wollte dort in den 1990er-Jahren unter dem Namen „Potsdamer Fenster“ einen riesigen, bis zu fünfgeschossigen Büro- und Hotelkomplex errichten (siehe Kasten). Mit dem Vorhaben hatte er sich allerdings übernommen, der Unternehmer schlitterte in die Pleite.
Inzwischen gebe es einen neuen Eigentümer, der das Areal im vergangenen Jahr aus der Insolvenzmasse gekauft habe, sagte Goetzmann. Für die Stadt sei das Vorhaben schon wegen des notorischen Wohnungsmangels von Interesse, so Goetzmann. Doch fällt bei einer Verwertung der Brache auch für die Stadtkasse etwas ab: Teile des insgesamt vier Hektar großen Planungsgebiets in Richtung Havel und am Humboldtring gehören der Stadt. Um die möglichen Baumassen auszuloten, haben Stadt und Investor mit drei Büros ein Gutachterverfahren durchgeführt. Auf der Grundlage des Siegerentwurfs soll nun der B-Plan erarbeitet werden. Wie viele Wohnungen insgesamt gebaut werden können, sei noch offen, sagte Baudezernent Matthias Klipp (Grüne). Dies hänge nicht zuletzt von der Größe der Wohnungen ab. Wenn alles glatt geht, könnte bereits in zwei Jahren mit dem Bau begonnen werden.
Dass aus Sicht der Stadt und des Investors alles glatt geht, damit ist allerdings nicht zu rechnen. Bei der Schlösserstiftung ist man darüber verärgert, dass man im Rathaus bereits Nägel mit Köpfen gemacht hat. „Uns ist von der Stadt eine frühzeitige Beteiligung zugesagt worden, die hat es aber nicht gegeben“, sagte Stiftungs-Generaldirektor Hartmut Dorgerloh den PNN. Er übte deutliche Kritik am Vorgehen der Stadt. Was die Konfliktbewältigung zwischen Stadt und Stiftung bei Bauvorhaben in sensiblem Umfeld angehe, „dachte ich, wir sind schon weiter“. Grundsätzlich gegen eine Bebauung an dieser Stelle sei man zwar nicht, doch hänge eine Zustimmung der Stiftung nicht nur von der Höhe der Gebäude ab, sondern auch von ihrer Anordnung und ihrem Erscheinungsbild.
Konflikte sind dabei programmiert: Denn vom Babelsberger Park aus gibt es diverse Sichtachsen in Richtung Innenstadt, jeweils abhängig davon, ob der Betrachter beispielsweise auf dem Flatowturm, der Bismarckbrücke oder einem der anderen Hügel des Parks steht.
Doch es gibt noch andere Hürden. Ein großer Teil des Areals, das jetzt bebaut werden soll, ist im Flächennutzungsplan der Stadt noch als öffentliche Grünfläche ausgewiesen.
Auch im Bauausschuss stieß das Vorhaben nicht auf ungeteilte Zustimmung. So meldete Saskia Hüneke (Grüne) bereits Bedenken wegen der Baumassen und der Länge der entlang der Nuthestraße geplanten Wohnblocks an. Auch Brigitte Reimers (SPD) übte Kritik: Hinter den Blocks an der Nutheschnellstraße erscheine der Innenhof „ziemlich vollgepflastert mit einzeln stehenden Gebäuden, sodass jeder auf ein Haus guckt“. Ralf Jäkel (Linke) mahnte hingegen, man dürfe sich nicht nur auf den Schutz der Sichtachsen des Welterbes konzentrieren, sondern müsse auch die Interessen der Bewohner von Zentrum-Ost im Blick behalten. Er untermauerte dies auch mit einem Ergänzungsantrag, wonach sich die Wohnqualität der Anwohner durch das neue Projekt „nicht unzumutbar“ verschlechtern solle.
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