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Landeshauptstadt: Wohnen hinter Kasernenmauern

Neues Quartier zwischen Einsiedelei und Pappelallee: Maisonetten sind bereits alle verkauft

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Nauener Vorstadt - Gabriele Kaupmann breitet die Arme aus und dreht sich langsam im Halbkreis: „Was Sie hier sehen, ist eine Investition von 90 Millionen Euro, soviel wie das Stadtschloss kosten soll.“ Die junge Frau ist Projektentwicklerin bei der Polo-Beteiligungsgesellschaft, einer Tochter des kommunalen Wohnungsunternehmens ProPotsdam. Zu ihren Aufgaben zählt die Umwandlung des neun Hektar großen Kasernenareals zwischen Pappelallee und An der Einsiedelei in ein modernes Wohnquartier. Es ist derzeit die größte Potsdamer Baustelle.

Im jetzt eingerüsteten neugotischen Hauptgebäude lebten zur Kaiserzeit bis zu 700 Soldaten des 1. Garde-Ulanen-Regiments. In den Ställen auf dem ausgedehnten Gelände fanden 740 Pferde Platz. Im Zeitalter der Motorisierung sind die Ställe zu Kraftfahrzeughallen umgebaut worden. Nach dem zweiten Weltkrieg nutzten die sowjetische Armee und die Nationale Volksarmee die Kasernen. Vor dem in den letzten Jahren erfolgten Umbau mussten riesige Mengen an Beton und Altlasten entsorgt werden.

Kaupmann deutet auf die imposante Mauer, welche die Ruinenbergkasernen umschließt. „Die Mauer ist denkmalgeschützt und bleibt selbstverständlich erhalten“, sagt sie. Aber anders als zu Militärzeiten, schließt sie das Gelände nicht hermetisch ab. „Es gibt hier nur öffentliche Straßen und die Potsdamer können in der parkähnlichen Anlage spazieren gehen“, versichert sie. Die Mauer werde von den Bewohnern aber sehr geschätzt, da sie das Wohngebiet abgrenze und so eine gewisse Intimität schaffe.

Das Nebeneinander von Alt und Neu ist das Charakteristische des neuen Wohnquartiers. „Der Denkmalschutz steht ganz oben an“, sagt die Projektverantwortliche und deutet auf die „Lichtbänder eines ehemaligen Pferdestalls. Hier mussten die Architekten das Kunststück vollbringen, für Tageslicht in den oberen Räumen zu sorgen, gleichzeitig aber die historische Dachform nicht allzu sehr zu verändern.

Im denkmalgeschützten Mannschaftsgebäude entstehen unter der Bauherrenschaft der Berner Group derzeit 130 Wohneinheiten. Zwar wird die ursprüngliche „Mannschaftsstärke“ damit nicht erreicht, dennoch entsteht ein imposantes Wohnhaus. Doch die haben nichts vom Flair einer „Mietskaserne“. Im Gegenteil. „Das sind unvorstellbar schöne und individuell gestaltete Wohnungen im Denkmal“, sagt Kaupmann. Die Baupreise lägen bei bis zu 3000 Euro pro Quadratmeter. Nicht nur historische Denkmale bestimmen das Wohnquartier. So hat ebenfalls die Berner Group im ehemaligen Offiziersgarten direkt An der Einsiedelei vier Neubau-Stadtvillen mit 42 Wohnungen errichtet. Das größte schon vollendete Neubauvorhaben befindet sich im Zentrum des Areals im so genannten Stallgeviert. Hier hat die Kondor Wessels GmbH insgesamt 48 Maisonetten in einer kleinen städtischen Wohnanlage, dem „Garde-Karree“, geschaffen. „Es ist schon alles verkauft“, berichtet Kaupmann. Der große Teil von Eigennutzern dieser Immobilien sei ungewöhnlich und spreche für die Qualität und die begehrte Lage des Quartiers. In der Regel handele es sich um Anleger-Immobilien. Kondor-Wessels hatte vor drei Jahren den Startschuss für die Umnutzung der Ruinenbergkasernen gegeben und offenbar anderen Investoren Mut gemacht, hier zu kaufen und zu bauen. So will die Bruckner-Gruppe auf dem derzeit noch „umgepflügten Acker“ nahe der Pappelallee 34 Reihenhäuser errichten und in den ehemaligen Ställen 24 Maisonetten schaffen. Darunter ist eine Tiefgarage für 160 Stellplätze vorgesehen. In der Reithalle direkt an der Straße will Bruckner Büros unterbringen.

Die Wohnungen von Kondor Wessels in den Pferdeställen mit ihren hohen Deckengewölben und historischen Klinkerfassaden sind besonders begehrt. Jede Wohnung ist über einen separaten Eingang erschlossen. Oberhalb der Nutzräume ist eine Galerie vorhanden, von der aus eine Treppe ins Dachgeschoss führt. In diesem befinden sich die Schlafräume und ein Komfortbad. Die Galerien mit ihren Treppen und modernen Stahlkonstruktionen bilden ein interessantes Spannungsfeld zu den historischen Kreuzgewölben, Klinkerwänden und gusseisernen Säulen. Die erwähnten Lichtbänder im Dach lassen sich elektrisch öffnen und schließen. Günter Schenke

Günter Schenke

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