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Landeshauptstadt: Wohnen im Kraftwerk

Ein Berliner Bauunternehmen will das frühere Heizkraftwerk erhalten und Wohnungen errichten

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Potsdam-West - Das ehemalige Potsdamer Heizkraftwerk in der Zeppelinstraße könnte erhalten bleiben und künftig Wohnungen beherbergen. Wie die Potsdamer Stadtverwaltung gestern mitteilte, gebe es einen zweiten potenziellen Investoren für das Areal am alten Hafen neben dem Persius-Speicher. Mathias Richter von der Scharpf Bau-Consulting sagte gestern auf Anfrage, dass das Berliner Unternehmen bereits im September 2006 ein Kaufangebot vorgelegt hat. Er zeigte sich verwundert über das einseitige Vorpreschen des Investors Kondor Wessels, der sein Konzept für den Standort exklusiv im Bauausschuss der Stadt präsentieren durfte.

Der Architekt von Kondor Wessels, André Sarbinowski, hält die Bauten dagegen für wenig erhaltenswert. Im letzten Bauausschuss, als das niederländische Unternehmen seine Pläne für 135 Wohnungen vorstellte, sagte er: „Es gibt schöne Industriegebäude und es gibt hässliche. Dieses ist hässlich.“ Wessels favorisiert daher den Abriss der Industrieanlagen, während Richter mit der Scharpf Bau- Consult die ab 1901 nach Plänen des AEG-Vorstandmitgliedes Klingenberg errichteten Industriegebäude sanieren und darin Wohnungen und Lofts entstehen lassen möchte. Die Anlage wurde als eines der ersten Drehstromkraftwerke in Deutschland gebaut und erzeugte Strom anfangs nur durch Klärschlammverbrennung.

Richter schwebt nun eine neue, markante Adresse für die Landeshauptstadt an dieser Stelle vor: „Persiusufer“ könnte der Bereich an der Havel zwischen dem historischen Persiusspeicher entlang des art“otels, dem noch brach liegenden Heizkraftwerk und dem künftigen Momper- Center heißen. Damit würde der Standort definiert sein, so Richter. Die Idee für den Umbau der alten Industrieanlagen zu einem Wohn- und Lebensraum verfolgt er seit Februar 2006. Inzwischen stehen die Endverhandlungen mit dem Verkäufer, der Energie und Wasser Potsdam GmbH, an. Die Angebote beider Bewerber würden gleichwertig behandelt, sagte Wilfried Böhme von der EWP den PNN.

Geklärt werden muss jedoch noch, ob das Schaltwerk der städtischen Elektrizitätswerke aus dem Jahr 1930/31 weiter ein eingetragenes Einzeldenkmal bleibt oder nicht. Die so genannte Kommandobrücke in dem Haus ist ein großer, ovaler Raum. Ein Glasdach sorgte einst für Licht an den symmetrisch angeordneten Armaturen. Viele der Anlagen seien in den letzten Jahren jedoch zerstört worden, so Böhme. Während das niederländische Unternehmen für die Abriss- und Neubaupläne den Wegfall des Denkmalschutzes bräuchte, hofft Richter auf den weiteren Schutz der Anlage. Die Struktur einzelner Häuser sei erhaltenswert sagte er. Es soll den Plänen zufolge – für die der Potsdamer Architekt Volker Weigel beratend zur Seite steht – daher nur wenige Einschnitte in das Ensemble geben. Zugemauerte Tür- und Fensterbögen sollen wieder entstehen und auch die Klinker-Stahlfachwerkkonstruktion des Kesselhauses soll erhalten bleiben. Richter verweist als Beispiel der Sanierung von Industriegebäuden auf die Krügerol-Fabrik in Leipzig, die derzeit von der Scharpf Bau-Consult umgebaut wird. Die Projekte auf dem 14 900 Quadratmeter großen Grundstück selbst könnten umgehend realisiert werden. Mathias Richter und Scharpf Bau-Consult planen, bereits im Sommer 2008 den Grundstein legen zu können – wenn sie das anstehende Bieterverfahren gewinnt.

Das Projekt der Scharpf Bau-Consult soll am Samstag, dem 25. August, bei den Wasserspielen des KC Potsdam am Ufer vor dem Kraftwerk präsentiert werden.

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