Landeshauptstadt: Wohnen, Sportpark oder Studentendorf
Stadtplaner legen Vorschläge zur Nutzung des Kasernengeländes im Ortsteil Eiche vor
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Stadtplaner legen Vorschläge zur Nutzung des Kasernengeländes im Ortsteil Eiche vor Von Erhart Hohenstein Eiche. Auf dem Kasernengelände Eiche II nähert sich die Räumung der etwa 25 als Kfz-Werkstätten, Fahrzeughallen und Unterkünfte genutzten Gebäude ihrem Abschluss. Die meisten sind in schlechtem Bauzustand und sollen abgerissen werden. Mit der Aufgabe des Standortes durch die Bundeswehr steht der Stadt ein attraktiv gelegenes Gelände für die Neugestaltung und Bebauung zur Verfügung. Dafür hat die Stadtplanung in einer Studie drei Vorschläge unterbreitet. Sie sehen drei Varianten vor: einen Sportpark, ein Studentendorf oder eine Wohnbebauung. Die Stadtplaner favorisieren den Sportpark mit einer 1000 Zuschauer fassenden Mehrzweckhalle, einem großen Sportplatz und mehreren Kleinsportfeldern, Tennisplätzen, Skaterbahn u.a. sowie den dazugehörigen Funktionsbauten. Ein solches Sportzentrum werde in Potsdam dringend gebraucht. Außerdem könnte es einen Ausgleich für die Sportanlagen der Universität bieten, die am Eingang der Lindenallee zwischen Neuem Palais und Kuhforter Damm liegen und deshalb abgetragen werden sollen. Allerdings hat der Sportpark wohl die geringsten Aussichten auf eine Verwirklichung, da er zu einem hohen Anteil von der Stadt finanziert werden müsste. Ohnehin sind die Vorschläge langfristig angelegt. Realistischer erscheint die Idee einer Nutzung durch die Universität, die hier ein Studentendorf und Neubauten für Institute errichten könnte. Sie sollen in anspruchsvoller Architektur und mit einer Höhenbegrenzung auf drei Vollgeschosse entstehen und könnten dann auch den Abriss der zu DDR-Zeiten errichteten Wohnheime an der Kaiser-Friedrich-Straße einschließlich des für die Volkspolizei errichteten „Bullenblocks“ ermöglichen. Die dritte Variante geht von einer Bebauung mit etwa 150 Wohnungen aus. Einem an das Polizeipräsidium anschließenden Mischwohngebiet mit dichterer Bebauung und der Einordnung von Gewerbe (Speditionen, Lagerhallen, Kfz-Werkstätten) soll sich östlich ein reines Wohngebiet anschließen. Unter dem Slogan „Wohnen am Schloss Lindstedt“ sieht der Vorschlag auf bis zu 1600 Quadratmeter großen Grundstücken Einfamilienhäuser für „gehobene Ansprüche“ vor. Das neun Hektar große Gelände, das südlich von der Kaiser-Friedrich-Straße, westlich vom Polizeipräsidium, im Norden vom Park des Schlosses Lindstedt und der Lindstedter Seggenwiese sowie im Osten von der alten Amundsenstraße begrenzt wird, wird allerdings nur zu zwei Dritteln für eine Bebauung genutzt. Im westlichen Teil soll gemäß den Forderungen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten ein breiter Streifen frei bleiben, um die ursprüngliche landschaftliche Situation wieder herzustellen. Sie wird durch die Niederungsrinne zwischen den Düsteren Teichen und dem Lindstedter Tor des Parks Sanssouci am Neuen Palais bestimmt. Hier reihten sich im 18. Jahrhundert mehrere Fischteiche aneinander, aus denen auch der Hof versorgt wurde. 1828 erwarb der Kronprinz und spätere König Friedrich Wilhelm (IV.) das von dem Hasenheger Lindstedt errichtete Anwesen und ließ es 1859/60 im römischen Villenstil umbauen. Der Monarch erhielt die landwirtschaftliche und Wiesennutzung, ließ aber Baum- und Gebüschstreifen pflanzen. Ab 1890 wurde an der Kaiser-Friedrich-Straße die Auguste-Victoria-Kaserne für das Lehr-Infanterie-Bataillon errichtet. In jüngerer Zeit wurde das Gelände durch die Polizei, die Wehrmacht, die Sowjet- und die Volksarmee genutzt und seit 1990 von einer Kfz-Instandsetzungskompanie der Bundeswehr. Einen Eingriff in die landschaftliche Situation bedeutete um 1900 auch der Bau der Heerstraße (heute Amundsenstraße) zum Truppenübungplatz Döberitz. Von der alten Straßenführung blieb ein Stück erhalten, das mit Kaiser-Friedrich- und Amundsenstraße ein Geländedreieck einschließt, auf dem sich heute ein Autohaus und Kleingärten befinden. Dieses Dreieck wird in den vorgelegten Vorschlägen noch nicht berücksichtigt. Die Wiederherstellung der landschaftlichen Situation, die auch die Erneuerung der Seggenwiese als Feuchtgebiet einschließt, könnte aus Ausgleichszahlungen von Bauherren für Bodenversiegelung und Baumfällungen finanziert werden. Dazu zählt die Erhaltung bzw. Erneuerung historischer Wege.
Erhart Hohenstein
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