Landeshauptstadt: Wohnung prima, Umfeld nicht
Neue Grundrisse locken Menschen in den Schlaatz / Auerochs wird abgerissen
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Neue Grundrisse locken Menschen in den Schlaatz / Auerochs wird abgerissen Von Günter Schenke Ingeborg Kalinowski ist mit ihrer neuen Wohnung am Schlaatz direkt gegenüber dem Bürgerhaus glücklich. Zum Einzug überreichte ihr gestern Klaus Bergemann von der Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“ einen opulent gefüllten Präsentkorb. Wie das Ehepaar Kalinowski wohnten 29 der insgesamt 37 neu eingezogenen Parteien vorher nicht am Schlaatz. Die Kalinowskis schätzen ihre moderne 69 Quadratmeter große Wohnung wegen der modernen Ausstattung und dem schönen Balkon und auch wegen des für sie bezahlbaren Mietpreises. 450 Euro warm zahlen sie für die Plattenwohnung, deren großes Badezimmer nicht nur eine Wanne, sondern zusätzlich eine separate Dusche enthält. „Es gibt nicht nur Positives“, sagt Frau Kalinowski, die vorher mit ihrem Mann eine Wohnung in der Drewitzer Straße bewohnte. Ihre Kritik bezieht sich nicht auf die neu hergerichteten Wohnungen, sondern auf das Umfeld. „Bis tief in die Nacht ziehen randalierende Menschen durch die Anlagen“, berichtet sie. Flaschen würden zerschlagen und sogar von den Balkons geworfen. Und ihr Mann bedauert, dass neu hergerichtete Anlagen vertrocknen und verkommen und viele Menschen Zerstörungen anrichten. „Es wäre hilfreich, wenn es ab und zu Polizeistreifen am Schlaatz gebe“, meint Ingeborg Kalinowski. Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz und auch WG-Vorstand Ulf Hahn versprachen, sich weiter um die Umfeldverbesserung am Schlaatz zu kümmern, obwohl vieles mit ihrer Kompetenz allein nicht zu verändern sei. Eine Neuigkeit – ob schlecht oder gut sei dahingestellt – hatte Frau von Kuick-Frenz aus der gestrigen Beigeordnetenkonferenz mitgebracht: Die leer stehende ehemalige Wohngebietsgaststätte „Auerochs“ wird demnächst abgerissen und zunächst durch eine Rasenfläche ersetzt. „Wir werden sehen, ob sich Investoren finden lassen für eine vielleicht etwas kleinere gastronomische Einrichtung.“ Vorsitzender Ulf Hahn ist sichtlich stolz auf das Geschaffene. 1,7 Millionen Euro sind in den Wohnblock Erlenhof 16 bis 22 gesteckt worden. Alle Wohnungen haben jetzt einen Balkon, was vorher nicht der Fall war. Mehr Platz gibt es in den Küchen und in den Bädern. Komplett erneuert wurden Elektroanlagen und Sanitäreinrichtungen. Hinter den Balkonen ist es ein Vollwärmeschutz angebracht. An der Vorderseite ist die alte Fassade jedoch erhalten geblieben. Wärmetechnische Untersuchungen hätten ergeben, sagt Hahn, dass hier kein weiterer Wärmeschutz erforderlich sei. So sieht jetzt zwar äußerlich alles so aus wie die alte Platte, aber die Werte stecken im Inneren. „So verstehen wir den Stadtumbau Ost“, sagt der Genossenschaftsvorsitzende. „Wir müssen den Zuschnitt der Wohnungen an die heutigen Bedürfnisse anpassen.“ Beispiele hierfür hatte die „Karl Marx“ bereits in Plattenblocks Am Stadtrand und am Otterkiez geschaffen und sie will diese Initiativen auch bei anderen Projekten fortsetzen. „Der Stand der Vermietung gibt uns recht“, sagt Hahn, der aber die Rolle des Wohnumfeldes nicht unterschätzt. Denn wenn es nicht gelingt, hier Verbesserungen zu erreichen, besteht die Gefahr, dass gerade eingezogene Bewohner dem Schlaatz wieder den Rücken kehren. Sogar aus Bayern seien neue Mieter gekommen – Potsdamer, welche die Stadt einst verlassen haben, seien wieder zurückgekehrt. Etwas traurig sehen zurzeit noch die Außenanlagen aus. Aber bis zum Herbst will die Genossenschaft auch diese neu herrichten lassen.
Günter Schenke
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