Von Guido Berg: Wohnviertel kontra Landeplatz der Bundespolizei Pläne für Hubschrauber-Plattform am Horstweg
behindern Neubaugebiet „Nuthewinkel“
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Teltower Vorstadt - Das Wohngebiet „Nuthewinkel“ der Firma NCC droht zu scheitern. Der Grund: Die Bundespolizei plant in der Nähe den Bau eines Hubschrauberlandeplatzes für ihr neues Präsidium, das auf dem Gelände der Landesregierung an der Heinrich-Mann-Allee und dem Horstweg entstehen soll. Wie die Projektleiterin des Bauvorhabens „Nuthewinkel“, Ulrike Schenke, am Dienstagabend im Bauausschuss erklärte, wolle das Bundespolizeipräsidium die Flugrechte des vorhandenen Hubschrauber-Landeplatzes der brandenburgischen Staatskanzlei nutzen. Zugelassen sei der Platz für maximal 200 Starts und 200 Landungen im Jahr. Landen würden auch Hubschrauber vom Typ „Super Puma“ der Firma Eurocopter. Dabei handelt es sich um Transport-Hubschrauber für 21 Personen inklusive Besatzung; die Startleistung beträgt zwei Mal 1877 PS. Ulrike Schenke zitierte eine Stellungnahme der Oberen Luftfahrtbehörde, wonach eine Wohnnutzung auf dem Areal durch den Landeplatz „erheblich“ eingeschränkt werde. Es sei mit „Verwirbelungen in den Gärten“ zu rechnen. Zudem müsse „Vorsorge wegen herabfallender Dachziegel“ getragen werden.
Stadtplanungschef Andreas Goetzmann bestätigte die Angaben der NCC- Projektleiterin. Entstehen solle eine neue Landeplattform mit einem Durchmesser von 30 Metern, die sich auf Stützen mindestens sechs Meter über Grund befinde. Der „Super Puma“ sei der „größte Hubschrauber im Personentransport“ und habe „ein Lebendgewicht von zehn Tonnen“. Die Stadt Potsdam sei von der Schließung des seit 2006 von der Landesregierung nicht mehr genutzten Landeplatzes ausgegangen. Ein 2007 eingeleitetes Schließungsverfahren sei aber „relativ schnell eingestellt worden“, so der Stadtplanungschef. Nach PNN-Informationen ist die Stadt Ende 2007 von der Oberen Luftfahrtaufsichtsbehörde von der Möglichkeit der Ansiedlung des Präsidiums in Potsdam und der dann notwendigen Weiternutzung des Hubschrauberlandeplatzes informiert worden. Goetzmann zufolge sei der Landeplatz kaum zu verhindern. Die luftfahrtrechtliche Genehmigung existiere noch, zudem gebe es bei Bundesprojekten eine „privilegierte Planung“ – die kommunale Planungshoheit sei „ein Stück zurückgedrängt“. Goetzmann: „Wir stehen nicht vor der Frage, Wohnen oder Hubschrauberlandeplatz“.
Dem widersprach Bauausschuss-Mitglied Peter Lehmann (CDU): „Wir müssen das verhindern.“ Betroffen sei nicht nur das Wohnprojekt „Nuthewinkel“, sondern auch die Bewohner angrenzender Wohngebiete an der Drevesstraße, am Schlaatz und in Babelsberg. Auch Wolfgang Schütt (CDU) ging auf die Barrikaden. Der als sachkundiger Einwohner im Bauausschuss sitzende Schütt verglich den Landeplatz mit dem „Bombodrom“ in Nordbrandenburg. Schütt: Wenn der politische Wille da ist, könne der Landeplatz verhindert werden.
Jörg Kutzner, Sprecher des Bundespolizeipräsidiums, versuchte gestern gegenüber den PNN die Wogen zu glätten. Richtig sei zwar, dass die Bundespolizei den Landeplatz der Landesregierung weiter nutzen will. Auch seien Alternativen geprüft und verworfen worden. Allerdings werde die Zahl von 200 Starts- und 200 Landungen „tatsächlich so nicht eintreten“. Die Zahl der realen Flugbewegungen werde Kutzner zufolge „wesentlich geringer sein“. Ferner könne bei großen Delegationen tatsächlich auch die in Blumberg (Oberhavel) stationierten „Super Puma“ eingesetzt werden. „Erfahrungsgemäß kommen aber fast immer kleinere Maschinen zum Einsatz“, so der Sprecher.
Projektleiterin Schenke sagte den PNN gestern, die Firma NCC wolle das Projekt „Nuthewinkel“ mit etwa 80 Einfamilien-, Reihen- und Doppelhäusern wenigstens in Teilen umsetzen: „Wir wollen uns nicht zurückziehen.“ Es gebe Alternativen, so könnte der Bundespolizeipräsident doch den Landeplatz der brandenburgischen Polizei in Eiche nutzen. Ulrike Schenke: „Der Ministerpräsident fliegt doch auch nach Eiche und fährt dann mit dem Auto.“
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