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Landeshauptstadt: Wolf im Schafspelz

Über die Verführbarkeit des schwächsten Gliedes in der Kette im Kindermusical „Bastian und die Wölfe“

Stand:

Nauener Vorstadt - Da waren sie plötzlich auf der Bühne. Die kleinen, hüpfenden Frösche – auf der Lauer nach den surrenden Scharren von Fliegen. Sie schmatzen und streicheln sich die dicken Bäuche nach den Leckerbissen. Zu beschäftigt sind sie bei ihrem Schmaus – sie sehen den kleinen Vagabund Bastian nicht, der sich verstohlen an sie heranschleicht. Romantisch ist sein Kostüm: Eine weiße Bluse mit verspielten Rüschenärmeln und eine rostfarbene Kniebundhose. Die Frösche sind gesellig und er ist allein. Bastian will zu ihnen gehören. „Na dann lass mal sehen, Du Menschenkind“, brüllen sie verwegen im Chor. Bastian soll hüpfen können wie sie, erst dann gehört er dazu. Weil Bastian anders ist, stoßen die Frösche ihn weg. Sie zeigen mit Finger auf ihn, sie lachen berstend. „Du bist nicht wie wir. Du kannst es nicht.“

An den Boden presst sich Bastian, ganz klein macht er sich, als gäbe es ihn gar nicht. Hinter ihm ragen Hochhäuser empor mit großen Leuchtbuchstaben: Cafe, Bank, Hotel. Verlassensein in der Großstadt? Doch im Bühnenvordergrund dann die Waldidylle mit Vogelgezwitscher. Nichts scheint sich ineinander einzufügen, als letztes der Mensch, so wie Bastian. Am Anfang ist die Ablehnung und das Ausgestoßensein – am Anfang von Bastians großer Reise und seiner Sehnsucht nach einer echten Freundschaft.

Die Premiere des Kindermusicals „Bastian und die Wölfe“ im Saal des Malteser Treffpunkt Freizeit war an diesem dritten Advent mit über 250 Zuschauern ausverkauft. Das Musical ist eine Gemeinschaftsproduktion der beiden hauseigenen Theaterprojekte, das Kindermusiktheaters „Buntspecht“ und das Integrationstanztheater, des Malteser Treffpunkt Freizeit. Über 120 Kinder von vier bis zwölf Jahren hatten daran mitgewirkt.

Als Bastian noch auf dem Boden kauert, rollen sich Igel auf die Bühne. Sie umringen ihn und stechen mit ihrem spitzen Stacheln auf ihn ein. Geschunden, verzweifelt und allein bleibt er zurück. „Was hab` ich euch getan“, schreit ihnen Bastian nach. Doch ehe sein Echo verhallt, nimmt sich Lena, das Schaf, seiner an. „An meinem Fell kannst Du dich wärmen“, singt sie liebevoll zu sanften Klavierklängen. Sie will ihm Mutmachen, doch die anderen Schafe wollen Bastian nicht aufnehmen. Beim „Schafsbockspringen“ verliert er. Es ist sein Tiefpunkt. „Hätte ich ein spitzes Horn, könnte ich euch meinen Zorn besser erklärn. Ihr wärt` erschreckt und hättet Respekt“, so singt er sich seine Wut aus dem Bauch heraus. Bastians Hoffnungslosigkeit macht ihn verführbar für die grässlich heulenden Wölfe. „Wer sich in unser Rudel einfügt, ist willkommen“, sagt der Anführer. Auf seiner Suche nach Glück gibt sich Bastian damit zufrieden, zu tun, was andere ihm sagen. Doch es ist ein trügerisches Glück. Die Wölfe verlangen eine Mutprobe: Bastian soll ihnen ein „Schaf zum Tanzen“ bringen – so umschreiben die Wölfe den Tod. Fast hätte Bastian Lena geopfert, für ein zweifelhaftes Zugehörigkeitsgefühl.

Die sanftmütige Lena bringt ihm zum Nachdenken, gemeinsam hecken sie einen „Schlachtplan“ aus. Durch eine List sperren sie die Wölfe in den leeren Stall der Schafe. Auch die Frösche und die Igel helfen ihnen dabei. „Nun bringen wir den Wölfen Benehmen bei“, so die sanftmütige Lena. „Lass` uns die Wölfe kraulen, solange bis sie jaulen, dann werden sie ganz zahm“, singen sie im Chor. Sie kitzeln aus den Wölfen die Sanftmut der Schafe heraus – als Absage an die Gewalt. Die Herausforderung hat alle zusammengeschweißt. Bastian und Lena stehen vereint, reichen sich den kleinen Finger, nicht die ganze Hand. A. Gencarelli

Karten sind noch für Donnerstag, den 17. Dezember, um 14.30Uhr und 16.30Uhr im Malteser Treffpunkt Freizeit, Am Neuen Garten 64, erhältlich.

A. Gencarelli

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