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Landeshauptstadt: Wollestraße: Erst saniert und dann zu eng

Bei der Planung einer Haussanierung kam heraus, dass der Platz für die Feuerwehr nicht reicht

Von Katharina Wiechers

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Babelsberg - Die historischen Pflastersteine auf der Straße wurden erneuert, die Gehwege mit hübschem Mosaikpflaster ausgestattet, Rasenstücke angelegt, Bäume gefällt und andere wieder gepflanzt. Ein Jahr lang dauerte die Sanierung der kleinen Wollestraße in Babelsberg, seit Ende 2011 ist sie fertig. Doch möglicherweise ist den Planern dabei ein gravierender Fehler unterlaufen – behauptet zumindest ein Bauingenieur.

Dieser will in der Wollestraße ein Haus sanieren und umbauen, doch er bekam Probleme bei der Genehmigung. Der Grund: Die Feuerwehr bemängelte, dass die Wollestraße zu eng für ein Rettungsfahrzeug mit Drehleiter sei. Die Stadt behauptet, es handele sich um einen Einzelfall. Der Bauunternehmer bezweifelt das.

Hintergrund sind die strengen Regeln, die für den Brandschutz gelten. Jede Wohnung braucht zwei Fluchtwege – also neben dem Treppenhaus noch einen weiteren. Bis zum zweiten Stock ist das kein Problem, bis dorthin reichen die üblichen Feuerwehrleitern, die dann im Notfall den zweiten Fluchtweg darstellen. Doch ab dem Stockwerk darüber muss es entweder eine zweite Treppe oder aber genügend Platz für ein großes Feuerwehrauto mit Hubvorrichtung geben.

Beim aktuellen Fall in der Wollestraße geht es um ein schmales Haus aus der Gründerzeit. Platz für ein zweites Treppenhaus im Inneren ist nicht, eine Außenleiter lässt der Denkmalschutz nicht zu. Der zweite Fluchtweg muss also im Fall der Fälle über eine Drehleiter von außen hergestellt werden, zumindest für das ausgebaute Dachgeschoss. So erklärt es Bauingenieur Michael Ahlhorn, der den Auftrag hat, das Haus zu sanieren. Doch bei der Feuerwehr hieß es, dass dafür der Platz nicht reiche. Der Abstand zwischen den Autos sei zu gering, um ein Hubrettungsfahrzeug aufzustellen.

Alhorn fiel aus allen Wolken. Als sein Auftraggeber das Haus im Dezember 2012 von der Stadt kaufte, war davon keine Rede. „Wir haben ja ein Bestandsobjekt gekauft, es gab keinen Grund zu zweifeln“, sagt Ahlhorn. Mit anderen Worten: Die Wollestraße war zum Zeitpunkt des Kaufes schon genauso schmal wie jetzt, doch der fehlende Brandschutz war damals kein Thema. Hinzu kommt, dass das Haus nicht das einzige dreistöckige in der Wollestraße ist. Ahlhorn bezweifelt, dass sie alle ein zweites Treppenhaus oder eine Außenleiter haben. „Im Umkehrschluss hieße das, dass für alle Wohnungen, die über dem zweiten Stock liegen, eine Nutzungsuntersagung gelten müsste“, sagt er. Müssen die Wohnungen also geräumt werden? 

Die Stadtverwaltung beschwichtigt und beharrt darauf, dass bei der Sanierung der Wollestraße alles korrekt abgelaufen ist. Bei der Planung sei wie immer die Feuerwehr beteiligt worden, hieß es auf PNN-Anfrage. Bei den anderen Häusern sei genug Platz für das Feuerwehrauto, zum Beispiel durch gegenüberliegende Einfahrten.

Ahlhaus bezweifelt auch das, er bezeichnet die Aussage der Stadt als gewagt. Sein Problem hat sich aber immerhin gelöst. Nachdem die Recherchen der PNN begonnen hatten, wurde ihm plötzlich eine Lösung präsentiert: Gegenüber dem Haus wird ein Parkverbot eingerichtet, sodass das Feuerwehrauto im Notfall doch Platz hat. Vermutlich muss nun auch bei den anderen dreistöckigen Häusern in der Straße geprüft werden, ob noch ein zweiter Fluchtweg besteht – die aufwendige Straßenverschönerung könnte also noch einige Nacharbeit erfordern.

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