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Der Umdenker. Ulrich Kortenkamp.

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Neuer Uni-Professor will Mathe veranschaulichen: Womit wir in Zukunft rechnen müssen

Statt Bauklötzchen im Matheunterricht einzusetzen, sollten Schüler in Zukunft besser digitale Hilfsmittel nutzen. Ulrich Kortenkamp, neuer Professor für Didaktik der Mathematik an der Universität Potsdam, plädiert für einen zeitgemäßen Mathematikunterricht.

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Statt Bauklötzchen im Matheunterricht einzusetzen, sollten Schüler in Zukunft besser digitale Hilfsmittel nutzen. Ulrich Kortenkamp, neuer Professor für Didaktik der Mathematik an der Universität Potsdam, plädiert für einen zeitgemäßen Mathematikunterricht. Im Mittelpunkt stehen dabei für den Wissenschaftler die Visualisierung mathematischer Sachverhalte und eine verständliche Darstellung der Aufgaben.

Als Kortenkamp selbst 1976 als Erstklässler mit dem Rechnen anfing, versuchte man, Kinder mithilfe von speziellen Bauklötzchen an die Mathematik heranzuführen, erzählt der Mathematik-Didaktiker. Leicht verständlich seien die Produktbeschreibungen des Spielzeugherstellers und die dazugehörigen Aufgabenstellungen jedoch nicht gewesen. Ähnlich verhielt es sich mit sogenannten Rechenbäumen, die Schülern als Hilfestellung zur Beachtung der Vorrangregeln bei komplexeren Termen dienen sollen. Da die typischen Fehler der Kinder aber nicht mit der Struktur dieser Bäume übereinstimmen würden, schließt der Professor, dass diese nicht in den Köpfen der Schüler repräsentiert würden.

Als alternative Strategie zum Lösen der Terme schlägt er das von ihm entwickelte Modell des „Klammergebirges“ vor. Hierbei bedeutet jede sich öffnende Klammer einen Bergauf- und jede sich schließende Klammer einen Bergabstieg. Die Rechnung lässt sich so als Gebirgszug darstellen, dessen Gipfel der Teilrechnung entspricht, die zuerst gerechnet werden muss. „Die Struktur von Termen sehen zu können sollte keine zusätzliche Hürde sein“, erklärt Kortenkamp.

Dass die Darstellung der Aufgabe entscheidend sei, zeige sich für ihn auch an den Ergebnissen einer Studie der Stiftung Rechnen in Zusammenarbeit mit forsa und der Wochenzeitung „Die Zeit“ zur mathematischen Kompetenz der Deutschen aus dem Jahr 2013. Zusammen mit seinem Kollegen Anselm Lambert hatte er hierfür die Fragen entwickelt. Erforderten zwei Aufgaben zwar den gleichen rechnerischen Ansatz, schnitten Hauptschüler dennoch bei derjenigen schlechter ab, deren Aufgabenstellung komplizierter formuliert war.

Die Studie offenbarte zudem Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschen in den verschiedenen Bereichen der Mathematik. Für Kortenkamp bedeutet dies, dass der Mathematikunterricht tatsächlich etwas bewirken könne und es auf die darin vermittelten Inhalte ankomme.

Für den Mathematikunterricht an Schulen wünscht sich Ulrich Kortenkamp die Umgestaltung von Arbeitsmitteln und mehr Möglichkeiten, mit Darstellungen auch zu interagieren. Grundschülern könnte beispielsweise durch digitale Stellenwerttafeln das Verständnis von mehrstelligen Zahlen erleichtert werden. Mit Blick auf die beständige Weiterentwicklung digitaler Medien sieht der Wissenschaftler in den Klassenräumen der Zukunft auch technische Werkzeuge zur Visualisierung und Modellierung, die für uns heutzutage noch unvorstellbar sind.

Einen Vorgeschmack dazu gab er den Zuhörern bei seiner Antrittsvorlesung an der Universität. Ein Computerprogramm erfasste die Bewegung seiner Hände und gab die Anzahl seiner gezeigten Finger als Ziffer wieder. Gleichermaßen innovativ ist seine Idee der Einführung des „Fluss-Euros“, einer neuen Einheit für regelmäßige Zahlungen. Doch das müsse sein Publikum nicht spontan verstehen, auch er selbst denke da seit Jahren schon darüber nach. Merle Janssen

Merle Janssen

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