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Homepage: Wozu Hände in der Lage sind

Sportstudentinnen der Universität fördern in der Kita „Sonnenland“ die frühkindliche Entwicklung

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Rosanna verzieht das Gesicht während ihre kleine Hand in der großen gelben gallertartigen Kugel versinkt. „Das fühlt sich ja an wie Wackelpudding.“ Mit vom Körper weggestreckten Armen reicht sie die Kugel an den Jungen neben ihr weiter. Auch er fühlt, tastet, knetet. „Ihh“, und weiter an das nächste Kind. Im Kreis sitzen sie auf dem Boden und von jedem möchte Annette Barthelmes mit verstellt heiserer Stimme wissen: „Wie fühlt sich das Glibbermonster an?“ Die Jungen und Mädchen jauchzen vor Freude, denn das „Glibbermonster“ ist ein nur halb aufgepumpter Gummiball und Annette Barthelmes Studentin am Sportpädagogischen Institut in Potsdam.

Gemeinsam mit vier weiteren Studentinnen spielt, singt und kocht sie in dieser Woche im Rahmen eines Uni-Projektes mit den Kindern der Potsdamer Kita „Sonnenland“. Die Kleinen sollen eine gesunde und vitale Lebensweise lernen. Am vergangenen Mittwoch müssen die Kinder erspüren, wozu ihre Hände in der Lage sind. „Wenn sie schon früh lernen, die verschiedenen Eigenschaften von Gegenständen zu erfühlen, erweitert das ihre gesamte Wahrnehmung“, sagt die Studentin. Und nicht nur das. Die Kinder entdecken durch die Reize die Freude am eigenen Körper, bewegen sich mehr, sind auch als Erwachsene gesünder. „Immer mehr Kinder leiden schon mit zwölf Jahren an Altersdiabetes“, sagt Annette Barthelmes.

Sie rollt einen Ball über den Boden einem Jungen entgegen. Gleichzeitig soll er beantworten wie er heißt. „Johannes.“ Die Frage war einfach, der Ball geht zurück. Beim nächsten Mal rollert er einem Mädchen mit langem blondem Haar in die Hände: „Bei welcher Ampelphase darf man über eine Kreuzung gehen“, fragt Anette Barthelmes. „Rot“ kreischen mehrere Kinder gleichzeitig. Dann kurzes überlegen: „Nein, grün.“ Gar nicht so einfach zwei verschiedene Dinge gleichzeitig zu tun, doch genau das sollen die Kinder auf diese Weise lernen.

Das sensible Alter von drei bis sechs Jahren sei entscheidend für die Entwicklung der motorischen Fähigkeiten. „Was die Kinder bis dahin nicht gelernt haben, können sie nie wieder aufholen“, so Annette Barthelmes. Genau darüber debattieren Wissenschaftler und Politiker seit dem letzten Pisa-Schock. Viele Experten führen das schlechte Abschneiden der 15-Jährigen im internationalen Schulvergleich auf Mängel der Kindergärten zurück. Mängel, die es in der Kita „Sonnenland“ nicht zu geben scheint. „Manche dieser Übungen führen wir ohnehin schon immer durch, andere haben wir von den Studenten übernommen“, sagt die Erzieherin Christiane Schüler. Kinder sind Forscher – von Natur aus. Diesen Drang möchte man hier ganz spielerisch fördern.

„Mit vier Jahren sollte man sich schon die Schnürsenkel binden oder einen großen Ball mit beiden Händen fangen können“, sagt Anette Barthelmes. Die Kinder in der Kita haben damit tatsächlich keine Probleme. „Aber heute hatten wir eine Dreijährige, die zum ersten Mal im Kindergarten war“, erzählt sie. Schon das konzentrierte Zuhören sei ihr schwer gefallen. „Auch die Eltern müssen mit ihren Kindern üben.“ Und das gehe schnell und einfach, wie etwa einen Ball dem Kind gezielt in die Hände zu werfen.

Anette Barthelmes macht es vor. Sie wirft der kleinen Rosanna einen Ball zu, die diesen sofort fängt.

Von Marion Schulz

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