Landeshauptstadt: Wunderheilung eines Löwen
Durch umstürzenden Baum beschädigte Skulptur kehrte in den Schlossgarten Glienicke zurück
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Durch umstürzenden Baum beschädigte Skulptur kehrte in den Schlossgarten Glienicke zurück Von Erhart Hohenstein Das Duo der beiden wasserspeienden goldenen Löwen im Park Glienicke ist wieder komplett. Pünktlich vor Ostern kehrte das zweite Exemplar an seinen Platz an der Löwenfontäne zurück. Es war in der Sturmnacht vom 27. zum 28. Oktober 2002 von einem umstürzenden Baumriesen getroffen und dabei arg zerbeult und teilweise zertrümmert worden. Eine Wiederherstellung schien kaum möglich. Sie gelang dem Kupferschmied Peter Trappen von der Berliner Werkstatt Haber und Brandner aber doch. Stück für Stück brachte er in die ursprüngliche Form zurück und fügte daraus die Großkatze neu zusammen. Trappen ist für ähnliche „Wunderheilungen“ bereits bekannt. Der Berliner Malermeister Uwe Schulz-Ebschbach sorgte für die Neuvergoldung. Dafür verlangte er nur einen symbolischen Euro, der ihm von Prof. Hartmut Dorgerloh, dem Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, bei der Wiederaufstellung des Löwen mit einem herzlichen Dankeschön überreicht wurde. Den Dank nicht persönlich entgegennehmen konnte Günther Jauch, der in den Osterurlaub gefahren war. Der Fernsehmoderator hatte ein ihm zugesprochenes Preisgeld von 32 000 Euro für die Löwenkur zur Verfügung gestellt. Noch einmal dieselbe Summe brachte die Stiftung selbst auf, um an dem runden Wasserbecken der Fontäne die Säulengruppe, deren Zinkgussarchitrav, Sockelplatte und Treppenlauf zu restaurieren. Noch nicht wiederhergestellt sind von dem umstürzenden Baum ebenfalls getroffene Teile der Balustrade, doch sollen auch diese Arbeiten nach Auskunft von Stiftungs-Chefrestaurator Hans-Christian Klenner bis Mai erledigt werden. Die beiden Löwen erhielt Prinz Carl von Preußen, Bruder von König Friedrich Wilhelm IV., zu seinem 30. Geburtstag (1831) als Geschenk des russischen Herrscherhauses. Seine Schwester Charlotte hatte Zar Nikolaus I. geehelicht. Prinz Carl ließ die Skulpturen aber erst sieben Jahre später in seinem Landgut Glienicke aufstellen, das er 1824 erworben hatte. Dazu beriet er mit Schinkel, Lenné und Persius „über das Bassin und die Fontäne vor dem Treibhaus und wie die broncenen Löwen am vorteilhaftesten zu placieren sein würden“. Am 2. Juni 1838 vermeldete der Hofmarschall „das erste Springen der Fontäne“. Die Löwenfontäne wurde am Ende des Zweiten Weltkrieges fast völlig zerstört. Damals zerschmetterte schon einmal ein umstürzender Baum einen der Löwen. 1962 wurde die Anlage als erstes Wasserspiel im Park Glienicke wiederhergestellt. Dorgerloh empfahl den Potsdamern einen Osterspaziergang nach Glienicke. Über die Feiertage kann neben dem frei zugänglichen Park auch das Schloss bei jeweils 15 Uhr beginnenden Führungen besichtigt werden. Ostern sind insgesamt 23 Museumsschlösser geöffnet, abweichend von der üblichen Regelung wegen des Feiertags auch am Montag.
Erhart Hohenstein
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