
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Wundertäter zu Pferde
Andrang bei der 16. Auflage des Sinterklaas-Festes. Bis zu 25 000 Besucher im Holländischen Viertel
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Mit seinem roten Umhang, der prächtigen Mitra, einem langen goldenen Hirtenstab und weißen Handschuhen war der stattliche Rauschebart-Mann für so manches Foto gut: Sinterklaas, der niederländische Nikolaus, war die Weihnachtsattraktion des Wochenendes in Potsdam. Zum Sinterklaas-Fest im Holländischen Viertel pilgerten am Samstag und Sonntag bis zu 25 000 Besucher, wie Hans Göbel sagte. Göbel ist Vorstand des Fördervereins zur Pflege niederländischer Kultur in Potsdam, der das Fest nun bereits zum 16. Mal veranstaltete.
Viel dabei ist Tradition: Sinterklaas reist immer mit dem Schiff an. Hunderte Potsdamer bereiteten dem Wundertäter und Schutzpatron der Kinder am Samstag einen fröhlichen Empfang im Hafen der Weissen Flotte an der Langen Brücke. Von dort aus ritt der Sinterklaas auf einem Pferd direkt ins Holländische Viertel. Unzählige Potsdamer folgten ihm, darunter auch Oberbürgermeister Jann Jakobs, der zusammen mit dem niederländischen Botschafter Marnix Krop, dem Repräsentanten der flämischen Regierung Walter Moens und Vereinschef Göbel in einem Zweispänner sitzend hinter dem Sinterklaas durch die Stadt gefahren wurde. Freilich durften auch die Schwarzen Pieten im Gefolge des Sinterklaas’ nicht fehlen: Die Männer mit schwarz gemalten Gesichtern in ihren farbenprächtigen Kostümen standen dem Sinterklaas helfend zu Seite. Schließlich kann der Nikolaus nicht alles allein machen: Süßigkeiten an die Kinder verteilen, den Kleinen auf der Bühne Gedichte entlocken und überhaupt im Holländischen Viertel für beste Stimmung sorgen.
Dort präsentierten sich an mehreren Ständen eigens angereiste Holländer mit niederländischer Volkskunst und Kultur. Ein Korbmacher und ein Holzschuhmacher zeigten ebenso ihr Können wie eine Schneiderin an einer alten Nähmaschine, die mitten im Festtrubel Kleidung für Menschen und Puppen fertigte. Am nördlichen Ende der Benkertstraße erfreute die Besucher ein lautes Ungetüm: Eine Drehorgel – doch kein gewöhnlicher Leierkasten, sondern ein übermannsgroßes Gerät mit einem auf barock getrimmten Orgelprospekt, in dem nicht nur Holzpfeifen ertönten, sondern auch Trommeln und Glöckchen zum gewaltigen Gesamtklang beitrugen. Der Potsdamer Rotary-Club verkaufte an seinem Stand Marmelade, Gebäck und Hirschgulasch zugunsten der Potsdamer Telefonseelsorge – es wurden 2000 Euro eingenommen. In den Niederlanden habe der Sinterklaas eine viel größere Bedeutung als der Nikolaus samt Geschenken im Stiefel hierzulande, erklärte der niederländische Botschafter Krop: „Der ,richtige’ Niederländer gibt seine Geschenke nicht an Weihnachten, sondern am 5. Dezember, dem Vorabend des Nikolaustags.“
Doch wenn auch der Sinterklaas hier nicht die Kinder beschenkt – das Fest im Holländischen Viertel soll auf jeden Fall bleiben. Das versprach Oberbürgermeister Jakobs angesichts wachsender Finanzsorgen des Fördervereins um Göbel. Er hatte zuvor gewarnt, dass es für den eintrittsfreien Sinterklaas-Markt immer weniger Förderer und Finanziers gebe. Daher müsse der Förderverein wohl den Eintritt für das Tulpenfest erhöhen, um mit den Einnahmen das Sinterklaas-Fest ausrichten zu können. Jakobs sagte, dass zwar die Finanzierungsbereitschaft potenzieller Geldgeber im Laufe der Zeit gesunken sei. Doch entgegen anderslautender Meldungen fördere die niederländische Regierung das Fest nach wie vor. Es sei ihm als gebürtigen Ostfriesen im Übrigen auch persönlich als Erinnerung an seine Heimat wichtig: Auch in Ostfriesland werde das Sinterklaas-Fest zelebriert. Der Nikolaus verteile dort Spekulatius und Pfeffernüsse. H. Catenhusen
H. Catenhusen
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