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Links und rechts der Langen Brücke: Wunsch und Wirklichkeit

Guido Berg ahnt, die Alte Fahrt kann nur ein Großinvestor bebauen

Die Bebauung der Alten Fahrt in Potsdams Mitte wird noch zu intensiven Debatten führen. Weit klafft die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit auseinander. Viele hoffen, dass sie die lebendige, abwechslungsreiche Struktur dessen wieder bekommen, was bis 1945 am Alten Markt stand. Dieser Traum wird von Modernisten als rückwärtsgewandt belächelt, doch ist eine Vision besser als gar keine. Dem steht die Tatsache gegenüber, dass mit dem Bau- und Brandschutzrecht des 21. Jahrhunderts und unter dem Diktat der Wirtschaftlichkeit in ein bis zwei Jahren kaum ein Architekturbild nacherschaffen werden kann, dessen Original in mehr als 200 Jahren Königreich entstand. Nötig ist nun eine Verständigung auf Kernforderungen und auf einen Weg, wie diese realisiert werden können. Ziel ist ohne Frage eine architektonische Vielfalt und Kleinteiligkeit. Der Weg dahin könnte den Bündnisgrünen zufolge eine Rückkehr zu den alten Grundstücksgrößen sein mit der Absicht, das aufgesplittete Areal an mehrere Eigentümer zu verkaufen. Mehrere Investoren bedeuten mehrere Architekten, ist gleich unterschiedliche Stile und Fassaden, ist gleich unterschiedliche Baumaterialien, ist gleich Vielfalt. Nur, so einfach wird es nicht. Nicht, wenn 70 Prozent der Bauten für Wohnzwecken bestimmt sein sollen. Und das sollen sie, denn ein weiteres Ziel, ein belebter Alter Markt, wird nicht erreicht, wenn nach Büroschluss alle das Weite suchen. Menschen wollen aber nur dann auf Potsdams Filetgrundstück Nr. 1 wohnen, wenn ihnen ein Tiefgaragenparkplatz geboten wird. Fünf Investoren bauen aber nicht fünf Tiefgaragen. Am Ende wird es eine geben, eine sehr teure, denn am Flussufer im märkischen Sand muss eine Tiefgarage Eigenschaften haben, die auch von U-Booten verlangt werden – Wasserdichtheit. Nun stellt sich die Frage, wie wahrscheinlich es ist, dass sich fünf Kleininvestoren einigen und auf ein derartiges Unterfangen einlassen – und das auch noch schnell, denn der neue Landtag verlangt nach einem angemessenem Umfeld. So werden sich die Liebhaber des alten Potsdam zu der Erkenntnis durchringen müssen, dass die Alte Fahrt nur von einem Investor bebaut werden kann. Dem aber sollten im Kaufvertrag detaillierte Gestaltungsvorgaben gemacht werden. Dieser Weg ist riskant; wenn er scheitert, ist eine Jahrhundert-Chance für die Stadt vertan. Aber er ist wohl der einzig begehbare.

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