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Landeshauptstadt: Zehn Jahre in den Weiten des Alls

Satellit „Champ“ des Geoforschungszentrums hat Geburtstag

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Gut 57 000 Mal hat er bereits die Erde umrundet und seinen Schöpfern unzählige Daten geliefert: Vor zehn Jahren schoss das Potsdamer GeoForschungsZentrum (GFZ) vom russischen Plesetsk aus den Satelliten „Champ“ ins All, der die Atmosphäre sowie das Erdschwere- und Magnetfeld erkunden sollte.

„,Champ’ gilt heute unbestritten als eine der erfolgreichsten Missionen zur Erkundung des Systems Erde“, erklärte GFZ-Vorstandschef Reinhard Hüttl stolz. „Welch einen Schatz an Daten und neuen Einsichten diese Mission erbrachte, das hat uns alle überrascht. ,Champ’ hat auf seinen drei Missionsfeldern bahnbrechend neue Erkenntnisse ermöglicht.“

Angefangen hatte alles 1995 mit der Idee einer ostdeutschen Satellitenmission. Das Bundesforschungsministerium wollte das – spätestens seit dem Weltraumflug von Sigmund Jähn 1978 – anerkannte Raumfahrt-Know-how im Osten der Republik nutzen und schlug dafür ein Leitprojekt vor. Das „Champ“-Konzept des GFZ überzeugte und erhielt den Zuschlag. Als Resultat entstand ein 522 Kilogramm schwerer und 8,33 Meter langer Satellit, der im Weltraum zur Messung des Erdschwerefeldes, des irdischen Magnetfeldes und zur Atmosphärensondierung eingesetzt wurde.

Auf einer unregelmäßigen Ellipsenbahn um die Erde unterwegs, lieferte allein dessen Flugbahn sensationelle neue Erkenntnisse. Diese wurde per GPS zentimeter- und sekundengenau vermessen – die Forscher gelangten so zu exakten Ergebnissen über die verschieden starken Anziehungskräfte der Erde aufgrund der unterschiedlichen Massenverteilung. Die Erfassung der Beulen und Dellen im Körper machte nicht nur den Satelliten und seine Schöpfer, sondern auch Potsdam weltberühmt: Das neu entstandene Bild der irdischen Schwerkraft ist inzwischen weltweit als „Potsdamer Schwerekartoffel“ bekannt.

Bahnbrechendes leistete „Champ“ auch auf dem Gebiet der Magnetfeldmessung. So registrierten die Wissenschaftler eine kontinuierliche Abnahme der magnetischen Feldstärke, vor allem im Südatlantik. Diese Strahlungseinflüsse haben selbst Auswirkungen im All. Satelliten über diesem Gebiet leiden häufiger unter Störungen als anderswo. Dank „Champ“ konnten zudem globale Karten magnetischer Signale mit bislang unerreichter Genauigkeit erstellt werden – eine unschätzbare Hilfe bei der Entdeckung wichtiger Mineral- und Erzvorkommen auf der Erde.

Doch nach zehn Jahren rückt „Champs“ Ende näher. Über die Jahre auf seiner Flugbahn kontinuierlich abgesunken, wird er vermutlich im September „nach äußerst erfolgreicher Mission“ in der Erdatmosphäre verglühen. PNN

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