Landeshauptstadt: Zehn Kilo Cevapcici gegrillt
Zum dritten Mal lud die Diakonie zum interkulturellen Treffen ein
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Zum dritten Mal lud die Diakonie zum interkulturellen Treffen ein Am Schlaatz - Die vietnamesische Familie hat allen Grund zum Feiern. Seit kurzem weiß sie, dass sie bleiben darf. Nach fast 15 Jahren Kampf durch die deutschen Instanzen. Die Kinder sind alle in Deutschland geboren, sprechen nur noch deutsch. Die Eltern haben Arbeit und fühlen sich in Potsdam Zuhause. Auch Katrin Böhme, Leiterin der Flüchtlingsberatung beim Diakonischen Werk Potsdam e. V., freut sich darüber. Sie hilft seit Jahren Asylbewerbern, sich im deutschen Alltag zurecht zu finden und Aufenthaltsgenehmigungen zu erwirken. Für viele gehen darüber Jahre ins Land und da muss hin und wieder auch einmal gefeiert werden. So fröhlich es eben geht. Am Sonnabend hatte die Diakonie zum dritten Mal zu einem Nachbarschaftsfest eingeladen, diesmal ins Bürgerhaus am Schlaatz und damit eine gute Wahl getroffen. Das Haus bot viel Raum für so ein Multi-Kulti-Treffen und war mit rund 200 Teilnehmern schließlich proppevoll. Im Keller wurde heftig und – da so mancher Nachwuchstrommler loslegte – nicht immer rhythmisch gelärmt. Aber es machte auf alle Fälle riesigen Spaß. Im Foyer konnte man sich verköstigen, kostenlos alkoholfreie Getränke in Empfang nehmen und nach heimatlicher Musik tanzen. Finanziert wurde das Ganze über Spenden von Parteien und Privatleuten, darunter auch Matthias Platzeck privat. Essen hatte unter anderem die Potsdamer Tafel gespendet, aber auch die Teilnehmer brachten etwas mit und übernahmen zugleich die Festgestaltung. So hatte zum Beispiel Sanela Beganovic aus Bosnien mit ihrer Familie aus 10 Kilo Hackmasse die kleinen scharfen Würstchen Cevapcici geformt und ihr Mann grillte, was das Zeug hielt. Doch schon vor Ende der Veranstaltung war alles aufgegessen. Die Teilnehmer des Nachbarschaftsfestes, zu dem auch deutsche Freunde kamen, sind vor allem aus dem Kosovo, aus Bosnien, aus Vietnam, als Kurden und auch aus den Ländern Afrikas zu uns gekommen, aber nicht jeder hat sich inzwischen so gut eingelebt wie die vietnamesische Familie oder die aus Bosnien. Jacqueline aus Kamerun z.B. sitzt mit ihrem Baby abseits in einer Ecke. Warum sie nach Deutschland kam, will sie nicht erzählen. Das sei eine lange, sehr traurige Geschichte, sagt sie. Sie möchte vergessen. Aber auch in Potsdam gefällt es ihr nicht. „Naja, es geht“, sagt sie dann. Aber ihr fehle eine Arbeit. Immer zu Hause zu sitzen, mache einen trübsinnig. Auch die beiden Kongolesen, die sich in ihre Sonntagsgewänder geworfen haben, wissen noch nicht, ob sie bleiben dürfen. Immer nur Verlängerungen der Aufenthaltsgenehmigung. Katrin Böhme, die auch in der Härtefallkommission arbeitet, weiß um die Probleme nur zu gut. Aber heute wird gefeiert, die Kinder tun es unbeschwert, den Erwachsenen gibt es Auftrieb und friedlich-fröhliches Miteinander ist hier überhaupt kein Problem. fran
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