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Miteinander reden. Mechthild Metzner, neue Pfarrerin in der Erlöserkirche.

©  Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Zeit für einen Wechsel

Mechthild Metzner hat im Oktober die Pfarrstelle der Erlöserkirche übernommen

Von Sarah Kugler

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Der Talar hängt schon griffbereit für den sonntäglichen Gottesdienst links neben der Tür. Auch sonst sieht das Büro von Mechthild Metzner gut eingerichtet aus. Auch wenn der Schreibtisch noch ein Provisorium ist, wie sie sagt und noch nicht alle neuen Schlüssel sortiert sind – in den Regalen reihen sich schon unzählige Bücher ordentlich aneinander und eine gemütliche Tisch-Stuhl-Kombination lädt zum entspannten Teetrinken ein. Seit dem 1. Oktober besetzt Metzner die Pfarrstelle in der Erlösergemeinde und tritt damit die Nachfolge von Konrad Elmer-Herzig an.

Eine Aufgabe, auf die sie sich freut. „Ich hatte Lust auf eine Veränderung und Potsdam hat mir schon immer gefallen“, sagt sie. „Noch bin ich dabei, das ganze große Bild der Gemeinde aufzunehmen, aber ich bin gespannt, was mich noch alles erwartet.“ Besonders gefreut habe sie sich, wie freundlich sie empfangen wurde – auch von den jüngsten Gemeindemitgliedern. „Kurz vor den Herbstferien wurde mir der laufende Konfirmandenjahrgang übergeben und als ich meine sogenannte Gemeindepädagogische Stunde als Auftakt bei ihm abhalten musste, war ich schon etwas nervös“, so Metzner. „Aber die Gruppe war sehr gut zu mir, hat toll mitgearbeitet und mich sozusagen durchgetragen.“

Auch den neuen Konfirmandenjahrgang, der übernächstes Jahr konfirmiert werden wird, hat sie schon kennengelernt. Anfang Oktober traf sie die Jugendlichen in der Kirche und machte auch gleich das erste Erinnerungsfoto. „Es ist immer schön, den Kontrast zu sehen. Jetzt sind alle noch in Jeans und in zwei Jahren stehen sie dann in festlicher Kleidung in der Kirche.“ Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist eines der Lieblingstätigkeitsfelder der 49-Jährigen. Gerade Konfirmanden stellen Fragen, die auch moderne Lebenssichtweisen betreffen und sie dazu bringen würden, immer wieder neu über Dinge nachzudenken. „So bleibe ich selber in Bewegung“, sagt sie. „Und das muss auch so sein.“ Überhaupt schätzt sie an dem Pfarrersberuf die Vielfältigkeit, die sie immer wieder vor neue Herausforderungen stelle. Angst vor Konflikten hat sie dabei nicht und steht somit auch der Diskussion um die Garnisonkirche offen gegenüber. „Natürlich habe ich eine persönliche Meinung dazu, aber ich würde nie von außen kommen und sagen, so und so muss damit umgegangen werden. Meine Aufgabe ist es vielmehr, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, wenn das Bedürfnis danach besteht. Sie sollen die Möglichkeit haben, ihren Zorn, ihre Verletzungen oder ihre Erinnerungen kommunizieren zu können.“

Miteinander reden ist Metzner insgesamt wichtig in ihrem Beruf. Einer ihrer Leitsätze stammt vom Reformator und Philosophen Philipp Melanchthon und lautet: „Zum gegenseitigen Gespräch sind wir geboren.“ Ein Satz, der ihr auch hilft, wenn Menschen mit Zweifeln auf sie zukommen – oder sie selbst zweifelt. „Das kommt natürlich auch vor, gerade im Angesicht der Weltkatastrophen“, sagt sie. „Aber wie den meisten Menschen auch, die zu mir kommen, hilft es mir dann, mich vertrauten Personen anzuvertrauen oder mich mit Spaziergängen und Ähnlichem zu beschenken.“ Grundsätzlich sei sie aber jemand, der mit einem Grundvertrauen an das Leben und mit Fröhlichkeit gesegnet sei. Menschen etwas davon weiterzugeben, ihnen Trost zu schenken, aktiv mitzuwirken im Gemeindeleben – das waren auch ihre Motivationen, Pfarrerin zu werden.

Geboren 1965 in Küritz, war sie in der Jungen Gemeinde aktiv und hat sich im Kreisjugendkonvent engagiert. Wenig angepasst an das sozialistische Bildungssystem der DDR und mit dem Ziel, ihre positiven Erfahrungen in der Kirche weitergeben zu können, entschied sie sich, Theologie zu studieren. „Ich hatte dabei schon von Anfang an den Beruf als Pfarrerin im Blick. Aber für mich war Theologie auch eine intellektuelle Herausforderung, ein anderes Nachdenken über Gott und die Welt.“ Besonders die intensive Auseinandersetzung mit den Bibeltexten hat es ihr dabei angetan. „Man hat die Texte rundherum betrachtet. Sie in den zeithistorischen Kontext eingeordnet, das geistige Umfeld betrachtet und sie somit verstehen gelernt.“ Noch heute nähert sie sich so den Predigttexten für die Gottesdienste und versucht dabei immer, das breite Spektrum der Aussagen weiterzugeben. Dabei nimmt sie auch Themen auf, welche die Gemeinde beschäftigen oder solche, die politisch aktuell sind. „Mir ist ganz wichtig, dass die Gemeinde so viel wie möglich miteinbezogen wird“, sagt sie mit Nachdruck. „Sonst läuft man auch Gefahr, nur in seinem eigenen Saft zu schmoren.“

Nach ihrem Studium in Berlin und Naumburg absolvierte sie ihr Vikariat bei Cottbus und in Trebbin. Im Jahr 1992 bekam sie ihre erste Pfarrstelle in Zossen, wo sie für acht Jahre tätig war. In dieser Zeit bekam sie ihre zwei Kinder. Danach war sie für fünf Jahre in Mahlow und Glasow tätig und ging dann 2005 für zehn Jahre nach Cottbus. Der Sohn und die Tochter sind mit 20 und 18 Jahren inzwischen flügge geworden – was auch ein Grund für den Stadtwechsel war. „Eine Pfarrstelle ist ja immer auf zehn Jahre angelegt“, erklärt sie. „Ich hätte natürlich in Cottbus verlängern können, aber die Kinder waren aus dem Haus und ich hatte das Gefühl, ein Wechsel sei das Richtige.“ In ihrer frisch bezogenen Dienstwohnung fühlt sie jetzt schon wohl, überhaupt sei Potsdam und gerade Potsdam-West eine wunderbare Umgebung. Hier kann sie auch ungestört joggen und auf Klavier oder Gitarre musizieren, wie sie es in ihrer Freizeit gerne tut. Ab dem 1. November bekommt sie Unterstützung von Kollege Hartmut Nocke, der seinen Sitz in Geltow haben wird.

In all den Jahren als Pfarrerin hat sie den Beruf immer lieber gewonnen, wie sie sagt. „Es ist einer der wunderbarsten und vielfältigsten Berufe überhaupt“, so Mechthild Metzner und ihr Gesicht strahlt dabei eine offene Ehrlichkeit aus. „Es wird nie langweilig und ich möchte es nicht missen.“

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