Landeshauptstadt: Zeit ohne Inhalt
Seit zehn Jahren kämpft „EigenArt“ in sozialer Gruppenarbeit gegen die Langeweile bei Jugendlichen
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Seit zehn Jahren kämpft „EigenArt“ in sozialer Gruppenarbeit gegen die Langeweile bei Jugendlichen Innenstadt – Wer über Langeweile nachdenkt, dem ist schon nicht mehr langweilig. Denn Langeweile, so die Definition, ist ein Erleben der Zeit ohne Inhalt, gleicht der Erstarrung, dem Nichts. Ein skandinavischer Autohersteller änderte einst seine Produktionsweise, weg von der eintönigen Bandarbeit hin zur Gruppenarbeit. Gegen die Leere und Eintönigkeit im Leben von Potsdamer Jugendlichen kämpft seit zehn Jahren „EigenArt“ – in sozialer Gruppenarbeit. Sein Jubiläum feierte das Projekt des Diakonischen Werkes gestern mit einem Straßenfest auf dem Bassinplatz. Die drei Angestellten Torsten Tinney (Pädagoge), Beate Hänsel (Sozialarbeiterin) und Andreas Mauksch (Erzieher) gelten als anerkannte Helfer für Kinder und Jugendliche, die Konflikte in der Schule oder dem Elternhaus sowie bei Straffälligkeit haben. Denn Langeweile ist nach einer kriminologischen Definition „vermutlich eine der Hauptursachen schlimmsten menschlichen Fehlverhaltens“. Bei „EigenArt“ werden auch Jugendliche zwischen 10 und 18 Jahren betreut, die der Polizei aufgefallen sind. Nun sollen sie sich in der Gruppe mit ihren Problemen auseinander setzen und andere Verhaltensmuster ausprobieren, um ihr Leben und ihre Freizeit aktiv zu gestalten. Mittelpunkt der beiden Projekträume in der Gutenbergstraße 71 bildet ein runder Tisch. Er steht im Gruppenraum mit Kicker, Küche und später einer flexiblen Theaterbühne, die auch mal als Lümmelecke genutzt werden kann, so Andreas Mauksch. Er hätte in den neu gestalteten Räumen am liebsten noch ein leeres Zimmer. Dort könnten sich die Jugendlichen mit sich selbst beschäftigen. Doch das Geld ist knapp, die Räumlichkeiten ohnehin kleiner geworden und das neue Konzept dem finanziellen Korsett geschuldet. Denn in den vergangenen zehn Jahren wurden Kinder und Jugendliche getrennt in Projekte eingebunden. Dass das neue Konzept zur Problembewältigung ebenso greift wie zuvor, davon sind die drei Projektbetreuer überzeugt. Acht Jugendliche treffen sich zweimal wöchentlich zu themenbezogener und freizeitpädagogischer Arbeit, neun Monate lang. Welchem Jugendlichen die Gruppenarbeit gut tut, darüber entscheidet nach einem persönlichen Hilfeplan das projektfinanzierende Jugendamt. jab
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