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Sport: Zeit, sich zu besinnen

Beim Handball-Zweitligisten 1. VfL Potsdam fehlt es dieser Tage zu sehr an kollektivem Miteinander

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Ein bisschen wirkt die auf halbem Wege zwischen Magdeburg und Halle gelegene Stadt Bernburg so, als sei in ihr die Zeit stehen geblieben. Die Saalestadt verlor in den vergangenen fünfzehn Jahren mehr als 8000 Bewohner. Gäbe es vor Ort nicht die Fachhochschule Anhalt, verliefe das Leben dort noch eintöniger, sagen Ortsansässige selbst. Studentisches Flair macht der Kurzbesucher jedoch erst auf den zweiten Blick aus. Anders ist dies, wenn im Zweiwochenrhythmus die Teams der 2. Handball-Bundesliga Nord in der Stadt sind.

Am vergangenen Freitag war der 1. VfL Potsdam für eine Dreiviertelstunde in der Bernburger Innenstadt unterwegs. Wohl jeder Passant konnte die rotgekleidete Gruppe junger Männer zuordnen. Eine junge Frau jedenfalls sprach mit Respekt zu ihrem Sohn von den „großen Onkels, die hier heute Abend Handball spielen werden.“ Handball und Bernburg, nichts schien vor drei Tagen selbstverständlicher als diese Symbiose. Der SV Anhalt ist, was den Sport betrifft, die große Nummer in der Stadt. Exakt 852 Besucher kamen zum Gastspiel der Potsdamer, die beim 23:32 einen sehr widersprüchlichen Gesamteindruck hinterließen (PNN berichteten).

Sehr respektable zwanzig Minuten vor und nach dem Seitenwechsel führten dazu, dass aus einem 6:11-Rückstand ein 18:18 wurde (40.). Was folgte, war ein Totalzusammenbruch , der in der Wucht des Eintreffens regelrecht schockierte. Wie kann es sein, dass ein, zwei Aktionen oder Entscheidungen der Unparteiischen gegen den VfL neuerdings für derartiges Chaos im eigenen Spiel sorgen? Schon in der Vorwoche beim 25:34 gegen den ASV Hamm war zu sehen, dass sich der Aufsteiger viel zu einfach aus dem Konzept bringen lässt und zum Ende hin auch nicht mehr das für ein erträgliches Endresultat erforderliche Maß an Disziplin aufbringt. Mannschaftliche Disziplin wohlgemerkt, von der Trainer Alexander Haase gestern bemerkte, dass er sie derzeit am schmerzlichsten vermisst. „Die Situation ist sehr, sehr kritisch. Jeder muss sich noch einmal deutlich vor Augen führen, worum es hier geht und dass der Einzelne für das Erreichen des Klassenverbleibs nichts zählt“, wertet Haase und sagt klipp und klar, dass eine sofortige Rückkehr in die Regionalliga für den Verein in jeder Hinsicht tiefgreifende Konsequenzen hätte.

Der VfL ist mit derzeit 3:13 Punkten nur dank der besseren Tordifferenz nicht Tabellenletzter. Er besetzt einen der beiden Abstiegsplätze. Es ist Zeit, sich zu besinnen und auch einmal ganz bewusst des 20. September zu erinnern, als man in heimischer Halle den TuS Spenge überrannte (32:24). Bundesliga-Handballer vergessen eigentlich nicht, was so ein Abend an Emotionen freisetzen kann...

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