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ATLAS: Zeitbomben

Jeden Tag könnte in Potsdam eine Bombe explodieren – ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg. Davor warnte der Stadthistoriker und Luftkriegsexperte Hans-Werner Mihan schon Jahre vor seinem Tod 2007.

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Jeden Tag könnte in Potsdam eine Bombe explodieren – ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg. Davor warnte der Stadthistoriker und Luftkriegsexperte Hans-Werner Mihan schon Jahre vor seinem Tod 2007. Auch laut Kampfmittelbeseitigungsdienst bestehe bei der überwiegenden Zahl der Blindgänger Explosionsgefahr, vor allem wenn sie bewegt oder erschüttert werden. Rund 4000 Bomben sollen amerikanische und englische Flieger 1945 über Potsdam abgeworfen haben. 2006 hat sich die Verwaltung endlich entschieden, das gesamte Stadtgebiet systematisch nach Blindgängern abzusuchen: Einen großen Teil hat sie bereits geprüft. 2009 soll nun das Klinikum „Ernst von Bergmann“ an der Reihe sein. Zweimal mussten in der Vergangenheit bereits 12 000 Potsdamer ihre Wohnungen räumen, weil auf dem Krankenhausgelände Bomben gefunden worden waren – zufällig bei Bauarbeiten. Nächstes Jahr könnte wegen der systematischen Bombensuche erneut eine Evakuierung anstehen. Das kostet Geld, Zeit und Nerven, ist aber notwendig. Eine Frage bleibt trotzdem: Was passiert mit den Bomben, für die die Stadt nicht zuständig ist? Laut Mihan gebe es auch Blindgänger in der Alten und Neuen Fahrt sowie im Tiefen See. Sie zu entfernen sei Aufgabe des Bundeswasserstraßenamtes, hieß die Antwort der Verwaltung bisher. Mag sein, aber Aufgabe der Stadt ist es, das Amt dazu aufzufordern. Es geht hier nämlich nicht um Zuständigkeiten, sondern um lebensgefährliche Bomben.

Juliane Wedemeyer

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