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Homepage: Zeitdruck sorgt für Innovation Prof. Doris Fay forscht zur Arbeitspsychologie

„Im Anfang war die Tat“ – nicht umsonst wählte Doris Fay die Worte Goethes als Thema ihrer Antrittsvorlesung. Für mehr Eigeninitiative am Arbeitsplatz plädierte die Professorin in ihrer Rede und wand sich dem Thema zu, für das sie seit zehn Jahren brennt.

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„Im Anfang war die Tat“ – nicht umsonst wählte Doris Fay die Worte Goethes als Thema ihrer Antrittsvorlesung. Für mehr Eigeninitiative am Arbeitsplatz plädierte die Professorin in ihrer Rede und wand sich dem Thema zu, für das sie seit zehn Jahren brennt. Doris Fay glaubt nicht, dass der Arbeitnehmer nur ein „Spielstein“ seiner Umgebung ist, vielmehr sei er proaktiv, könne die Initiative ergreifen und ungefragt innovative Lösungen entwickeln.

Die neue Professorin der Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Potsdam zeiht erstaunliche Thesen aus ihrer jüngsten Studie: Wer am Arbeitsplatz unter starkem Zeitdruck leidet oder sich überlastet fühlt, kann sich demnach freuen, denn er erlebt positiven Stress: Menschen werden der Studie zufolge gerade bei Zeitdruck und hoher Arbeitsbelastung innovativ und suchen neue, effizientere Wege, ihre Aufgabe zu erfüllen. Sie können dadurch Erfolge erleben und Herausforderungen bewältigen, alles Voraussetzungen für ein zufriedenes Arbeitsleben.

Negative Stress-Faktoren hingegen seien Probleme, die der Arbeitnehmer nicht selbst beeinflussen kann und die damit seine Arbeitsmotivation schwächen. Als Beispiel nennt die Professorin defekte Arbeitsgeräte und Rollenkonflikte des Arbeiters, so zum Beispiel die Unsicherheit, was genau zum eigenen Aufgabenbereich gehört. Auch wenn die beruflichen Werte des Arbeitnehmers verletzt werden, könne negativer Stress entstehen, so Doris Fay. Ein Krankenpfleger etwa könne seine Motivation und Zufriedenheit verlieren, wenn er mehr auf bezahlte Arbeiszeit als aufs Wohl seiner Patienten achten müsse. Bislang, so die Professorin, sei das alles aber nur Spekulation, die durch weitere Forschungen erst gestützt werden muss.

Ob es auch falsche oder zuviel Eigeninitiative gebe, fragte eine Zuhörerin. Doris Fay antwortet nicht ohne Augenzwinkern: Ein guter Chef könne falsche Eigeninitiative geschickt umlenken. Und die Eigeninitiative bei Lehrern? Zu viel davon könne doch zum Burnout führen, so eine Kollegin von Fay. Eine spannende Frage, sagte Fay. Eigentlich sei Eigeninitiative immer positiv.

Doris Fay kam im April 2007 nach Potsdam, um mit Lehre und Forschung an der Universität Potsdam zu beginnen. Die aus Frankfurt/Main stammende Wissenschaftlerin lobte die Uni Potsdam als „Uni im Wandel“, die sich international sehen lassen könne. „Das ist keine Uni, die Lücken füllen will. Mein Forschungsschwerpunkt hat einfach inhaltlich gepasst“, lautet ihr Fazit.

Eigentlich wollte Doris Fay Medizin studieren. „Aber ich wäre eine grottenschlechte Ärztin geworden“, erzählte die Professorin lachend. An der Psychologie interessiert sie besonders das Nachdenken über Menschen und dass es hier keine Regel gibt, die nicht auch eine Ausnahme hat. Nach ihrem Studium in Gießen und London befasst sie sich nun seit ihrer Promotion 1998 mit dem Thema „Eigeninitiative“. „Das ist natürlich kein Heilmittel für alles. Manchmal heißt es auch einfach: Abwarten und Teetrinken.“ Marie Preissler

Marie Preissler

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