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Landeshauptstadt: „Zeiten sind nicht mehr so extrem“ Handwerk auf Lehrlingssuche

Bausetra-Chef Günter Neuendorf gibt sich gelassen. So extrem wie in den 90er Jahren, als die Baubranche in eine tiefe Krise rutschte, seien die Zeiten nicht mehr.

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Bausetra-Chef Günter Neuendorf gibt sich gelassen. So extrem wie in den 90er Jahren, als die Baubranche in eine tiefe Krise rutschte, seien die Zeiten nicht mehr. „Wenn ich alle Außenstände und Verluste, die wir über die Jahre gemacht haben, eintreiben könnte, brauchte ich keinen Bankkredit mehr“, erklärt er seinem Gast, dem Präsidenten der Handwerkskammer (HwK) Potsdam, Bernd Ebert. Viele schwarze Schafe seien vom Markt verschwunden und man prüfe Verträge auch viel genauer.

Die Hwk-Spitze war gestern bei insgesamt zehn Handwerksbetrieben zu Gast und diesmal wollte sie in Potsdam und Umgebung wissen, ob der Wirtschaftsaufschwung angekommen ist oder ob es Probleme gibt. Ebert, seit knapp einem Jahr neuer Handwerkskammerpräsident, wurde unter anderem auf zu viel Bürokratie angesprochen, aber auch auf Ausbildungsprobleme. Neuendorf nennt die derzeitige Entwicklung positiv.„Wir warten jetzt gespannt auf den Flughafenausbau in Schönefeld.“ Ansonsten sei man vor allem Partner des Mittelstandes. Bausetra ging 1991 aus dem BMK Ost hervor, übernahm damals 75 Mitarbeiter und hat den Personalbestand inzwischen auf 94 aufgestockt. DIe Firma konzentriert sich auf den Service für Nutzfahrzeuge, auf Reparaturen und Spezialaufbauten, speziell aber auf Baumaschinen und deren Vermietung. In aufwändigen Schulungsprogrammen haben die Mitarbeiter nicht nur fachliche Kenntnisse erweitert, sondern auch kundenfreundliches Verhalten trainiert und – zum Beispiel bei Pannen auf der Autobahn – gelernt mit Stress umzugehen. Facharbeiternachwuchs finde man nicht auf dem Markt, meint Neuendorf, „den müssen wir uns selbst ausbilden.“

Nachwuchsprobleme gibt es offenbar überall in den Handwerksbetrieben. Im vergangenen Jahr sei es besonders schwierig gewesen, ausbildungsfähige Lehrlinge zu finden. Die Haustechnik GmbH in Potsdam hat 2007 zum Beispiel keinen Lehrling gefunden. Man suche jetzt die Verbindung zu den Schulen, um für die Ausbildung im Bereich Heizung, Gas, Sanitär zu werben, bestätigte Geschäftsführer Wolfgang Kostoj. Auch der Chef eines Kfz-Betriebes, Holger Schmädicke, verwies auf Probleme, geeigneten Nachwuchs zu finden, nannte aber positive Erfahrungen mit dem vom Bund aufgelegten EQJ-Programm. Diese Einstiegsqualifizierung für Jugendliche laufe über neun Monate und in dieser Zeit könne man gut herausfinden, ob sich der Jugendliche für den Betrieb und eine Lehre eigne. Von der Ausbildungsinitiative, die 6000 Euro für einen Azubi aus der Warteschleife verspricht, halten die Handwerksmeister hingegen wenig. Kleinere Betriebe hätten gar nicht die Zeit, schwierige Jugendliche an die Hand zu nehmen und sie für eine positive Entwicklung als Lehrling fit zu machen, meinte Handwerkskammervorstandsmitglied Klaus Reichenberger, der selbst einen Betrieb für Sanitär- und Klimatechnik in Leegebruch hat. Alle besuchten Handwerker sprachen generell von einer guten Geschäftslage. H. Dittfeld

H. Dittfeld

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