Landeshauptstadt: Zeitgenössisches Übergewicht
Die Jury für den Landtagsneubau besteht aus renommierten Architekten – für Stadtschlossfans zu wenig
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Innenstadt - Die Entwürfe für den geplanten Landtagsneubau in Potsdam sollen durch ein Gremium aus 18 Experten geprüft und bewertet werden. Wie Finanzminister Rainer Speer (SPD) gestern mitteilte, werden „hochkarätige Architektur- und Bauexperten aus dem In- und Ausland“ in die Beurteilung einbezogen. Dem Gremium gehörten Vertreter des Landtages, der Landesregierung und der Stadt Potsdam an. Es werde aus 13 stimmberechtigten Preisrichtern und fünf weiteren Sachverständigen bestehen.
„Man holt Architekten aus aller Welt und wundert sich dann, dass man Allerweltsarchitektur bekommt“, sagte ein sichtlich enttäuschter Christian Wendland über die Zusammensetzung der Jury. Der Potsdamer und Kämpfer für die historische Fassade am neuen Landtag erklärte, er kenne keine nennenswerte Literatur der ausgewählten Jurymitglieder zu Potsdam. Jedoch sollten sie die benachbarten Gebäude und Verhältnisse kennen, in die der Landtag gebaut wird. Auch Saskia Hüneke (Bündnisgrüne) sagte, in der Jury gibt es ein „Übergewicht an zeitgenössischer Architektur“. Zufrieden zeigte sich Wieland Niekisch (CDU) mit der Auswahl. Er selbst wird Potsdams einziger Landtagsabgeordneter in dem Auswahlgremium sein. Finanzminister Rainer Speer (SPD) erklärte gestern: Am Ende soll „Potsdams historische Mitte wieder ein Gesicht und der Landtag Brandenburg eine angemessene Unterbringung erhalten“.
Während Politiker aus drei Parteien sowie Architekten aus Berlin, Cottbus, London und Maastricht der stimmberechtigten Jury angehören (siehe Kasten), beraten fünf ortskundige Denkmalpfleger samt Schlösserstiftung ohne Stimmrecht. Beratende Stimmen haben Detlef Karg, (Präsident des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege), Hartmut Dorgerloh (Generaldirektor Schlösserstiftung), Bernhard Schuster (Präsident der Brandenburgischen Architektenkammer), Günter Vandenhertz (Beirat Potsdamer Mitte) und Andreas Goetzmann (Leiter Stadtplanungsamt).
Derzeit bereiten den Angaben zufolge sechs Konsortien Lösungsvorschläge für den Neubau vor. Diese sollen bis Ende September vorgelegt werden. Das Gremium werde sie dann auf architektonische Qualität, Funktionalität und Wirtschaftlichkeit prüfen, gegebenenfalls Überarbeitungen anregen und eine Empfehlung aussprechen, hieß es.
Die Potsdamer Stadtverordneten wollen morgen die Grundlage für den Neubau beschließen: den Bebauungsplan. Während sich SPD, CDU und auch Hans-Jürgen Scharfenberg (Die Linke) für den jetzigen Entwurf aussprachen, möchten die Grünen begleitend die Ergebnisse des B-Planverfahrens an den Bauherren Land übermitteln. Denn Saskia Hüneke sieht das Verfahren in Gefahr, wenn trotz 124 Beteiligungen an dem Verfahren der ausgelegte B-Plan danach 1:1 beschlossen werden soll. In der Abstimmung vor einer Woche im Bauausschuss kam es übrigens zum Patt: Der Plan wurde bei Stimmengleichheit abgelehnt. jab mit dpa
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