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Sport: Zerplatzter Traum
Die Judoka des UJKC Potsdam verpatzten das Erreichen des Meisterschaftsfinales
Stand:
Zwischen beiden Momentaufnahmen verlief nicht allzu viel Zeit. Da war zuerst das Einschwören auf den Gegner, die nahezu martialisch erscheinende Kreisbildung, die Umarmung der Kämpfer mit dem abschließenden lautstarken Siegesschrei. Einer für alle – alle für einen. Eine gute halbe Stunde später saßen die zuvor so siegessicheren Judoka des UJKC Potsdam auf der Matte in der Leichtathletikhalle des Luftschiffhafens. Jeder für sich und mit gesenktem Kopf. Einzelkämpfer, Einzelleidende.
Erstmals hatten die Männer um Trainer Axel Kirchner die Endrunde der Deutschen Judo-Meisterschaft an die Havel geholt und sich nichts sehnlicher als den Einzug ins Finale gewünscht. Dafür reichte es am Ende nicht. Die Gastgeber hatten sich in der ersten Runde noch mit 4:2 gegen den KSV Esslingen behaupten können und gingen somit recht optimistisch in die Rückrunde. Allerdings konnten sich die Esslinger im zweiten Durchgang massiv steigern und wechselten clever ihre Kämpfer in den betreffenden Gewichtsklassen. Bei Stand von 6:6 war es im entscheidenden Kampf Michael Pinske, der im Fight gegen Potsdams Norman Helm den wichtigen Punkt für Esslingen holte und die Träume der Potsdamer platzen ließ. Die Gastgeber wurden damit gemeinsam mit dem JC Ettlingen Dritter der Deutschen Meisterschaft.
Das Finale entschied indes ganz klar der haushohe Favorit TSV Abensberg mit einem deutlichen 10:1 gegen Esslingen für sich und erkämpfte sich damit zum 17. Mal die Deutsche Meisterschaft. Im Halbfinale hatten die Männer aus Niederbayern den Ettlingern bereits mit 11:0 keine Chance gelassen; schon den ersten Durchgang gewannen sie mit 6:0. Auch im zweiten Durchgang gewannen sie fünf Kämpfe. Einziger Gewinner für Ettlingen war Ashley McKenzie.
Die Niederlage gegen Esslingen schmerzte die UJKC-Mannen umso mehr, weil nach dem Hinkampf nicht unbedingt damit zu rechnen war. „Die haben einfach cleverer gewechselt“, sagte Adrian Kulisch, der in der Gewichtsklasse bis 66 kg Esslingens Craig Fallon im Hinkampf noch ein Unentschieden abfordern konnte, in der Rückrunde jedoch eine Niederlage einstecken musste. Kulischs Meinung bestätigte auch UJKC-Trainer Axel Kirchner. „Wir haben auf die Gewichtsklassen bis 90 und 100 kg spekuliert und dachten, dass Esslingen diese nicht neu besetzen wird“, so der Coach, der sich allem Anschein nach ein wenig verzockt hatte. Zudem war Andrei Kazusionak (bis 100 kg) mit Rückenproblemen angetreten, und auch von Igor Wandtke, der sich in der Gewichtsklasse bis 73 kg René Schneider geschlagen geben musste, hatte er mehr erwartet. Potsdams Leichtgewicht Robert Kopiske machte zudem einige Fehlurteile der Kampfrichter aus: „Das war streckenweise schon etwas tendenziös“, beklagte der 60-Kilo-Mann.
Das Erreichen der Finalrunde war ein schöner Traum – die Stimmung ließen sich die Hausherren aber dennoch nicht vermiesen. Knapp 800 Zuschauer hatten den Weg in den Luftschiffhafen gefunden und die Teams lautstark angefeuert. Diese machten sich am Abend dank eines Sponsors gemeinsam auf den Weg nach Berlin, um in der Sky-Bar am Kudamm einiges zu feiern. Oder einiges zu vergessen.
Henner Mallwitz
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