zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Zerplatzter Traum vom ÖkoPark

Vorhaben auf dem SAGO-Gelände erwies sich als Fehlplanung / Keine Dienststellen von Bund und Land

Stand:

Bald nach der Wende setzte das brandenburgische Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung die Planungen für einen gigantischen „Öko-Park Potsdam“ in Gang. An der Michendorfer Chaussee, auf dem SAGO-Gelände, sollte eine große Wohnanlage, kombiniert mit gewerblicher, wissenschaftlicher und verwaltungsnaher Nutzung entstehen. Das Kunstwort SAGO setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Ortsnamen Saarmund und Golm zusammen, an deren Eisenbahndamm das zur DDR-Zeit militärisch genutzte Gelände angrenzt.

Bereits während der Amtszeit von Baustadtrat Detlef Kaminski und dem Stadtrat für Stadtentwicklung, Wirtschaft und Gewerbe, Peter von Feldmann, entstanden detaillierte Planungen der Kölner Arbeitsgemeinschaft Busmann und Haberer sowie Manuel Reig und Wulf Eichstädt aus Berlin. Zusammen mit dem Duisburger Grünplaner Armin Boyer entwickelten die Architekten einen neuen durchgrünten Stadtteil mit blockartigen Wohnbauten, Kongresshallen und Gewerbetempeln sowie einem dominierenden Rundbau nahe der Bundesstraße 2. Das Ziel: Arbeit, Freizeit, Wohnen und Erholung sollten in ein attraktives Umfeld mit viel Grün und Wasser integriert werden. Die Bauwerke sollten weitgehend auf Grundlage ökologischen Bauens entstehen. Die günstige Verkehrsanbindung und die reizvolle Umgebung versprachen eine zügige Umsetzung der Pläne ebenso wie die mehr oder weniger gesicherte Vorstellung, dass sich Institutionen und Behörden hier etablieren würden. Die Planungen passten gut in die Aufbau-Euphorie der Nachwendejahre. Wichtige Einzelprojekte sollten der Neubau des Landesumweltamtes, ein Umwelt-Technologiezentrum, ein Zentrum für Umweltforschung sowie ein Hotel sein.

Als Projektträger fungierte eine eigens gegründete Entwicklungsgesellschaft „ÖkoPark Potsdam mbH“, ein Joint-Venture der Investitionsbank des Landes Brandenburg und der Projektentwicklung Bassmann & Partner GmbH. Diese wollte 260 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche bauen, davon zirka 80 000 Quadratmeter Wohnraum – insgesamt war von einer Investition in Höhe von damals 800 Millionen DM die Rede. Durch die Anordnung moderner und variabel gestalteter Baukörper hätte das Projekt ein architektonisches Highlight am Rande der Landeshauptstadt werden können.

„Für Investoren, die bereit sind, die anspruchsvollen Standards umweltgerechten Bauens zu akzeptieren, stehen noch Flächen für die Errichtung von Büro- und Gewerbebauten zur Verfügung“, heißt es in einer Werbebroschüre aus dem Jahre 1993. Darin finden sich auch die Ankündigungen, dass die Grundstücke Mitte 1994 verkauft werden, dass der Baubeginn im Frühjahr 1995 stattfinde und die Gesamtfertigstellung im Herbst 1999 gefeiert werde. Doch nichts passierte.

Vielmehr sah es im Herbst 1999 auf dem Gelände noch ähnlich aus wie zehn Jahre zuvor. Der Entwicklungsgesellschaft gelang es nicht, für den Öko-Park Investoren zu interessieren.

Als letztere Ausweg blieb die wiederum ungesicherte Vorstellung der Potsdamer Verwaltung sowie von Teilen der Landesregierung, die Biologische Bundesanstalt für Land und Forstwirtschaft könnte nach einem Umzug aus Braunschweig hier ihren neuen Sitz finden. Die Stadt überarbeitete den Bebauungsplan Nummer 32, jetzt unter der Firmierung „Innovationspark“, für das 30 000 Quadratmeter große Gebiet.

Der Umzug der Biologischen Bundesanstalt nach Potsdam hätte unter anderem bedeutet, dass der Nebenstandort in der Königin-Luise-Straße in Berlin Dahlem ebenfalls in die Brandenburgische Landeshauptstadt verlagert worden wäre, was den Protest nicht nur der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus hervorrief. Ein Neubau für 60 Millionen Euro sei nicht zu rechtfertigen, zumal das Dahlemer Gebäude erst Ende der achtziger Jahre für 20 Millionen Euro gebaut worden sei, hieß es unter anderem. In den damit befassten Bundesministerien fand Potsdam keinen Rückhalt. Statt dessen erhielt Kleinmachnow im vergangenen Jahr den Zuschlag für eine Außenstelle. Offenbar hatte es hierfür eine Lobby in der damaligen rot-grünen Koalition gegeben. So hat unter anderem die Grünen-Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm, von Beruf Diplom-Agrar-Ingenieurin, ihre beruflichen Wurzeln in Kleinmachnow, wo sich zu DDR-Zeiten die Biologische Zentralanstalt befand.

Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs reagierte auf den negativen Ausgang für seine Stadt im März 2005 mit „großem Unverständnis und Bedauern“. Denn: „Mit der Ansiedlung der Biologischen Bundesanstalt wäre die Attraktivität des Gewerbegebietes in der Michendorfer Chaussee so gestiegen, dass sich dort auch Investoren angesiedelt hätten. Die Biologische Bundesanstalt wäre eine Ankerinvestition“ am Standort gewesen.“ Eine Teilschuld für das Scheitern weist Jakobs dem Land zu, denn dieses habe entgegen früheren Offerten entschieden, am SAGO-Gelände keine Landesbehörde oder -dienststelle anzusiedeln.

Wer einen bisher nicht verwirklichten Architektur-Entwurf für die PNN-Serie „Luftschlösser“ vorschlagen möchte, meldet sich unter Tel.: (0331) 2376 134, Fax: (0331) 23 76 300 oder per E-mail an lokales.pnn@pnn.de.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })