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ATLAS: Zerredet

Hasso Plattner hat die Nase voll und baut nicht in der Potsdamer Mitte, nicht neben dem Stadtschloss, nicht am Standort des Hotel Mercure. Potsdam hat es zerredet.

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Hasso Plattner hat die Nase voll und baut nicht in der Potsdamer Mitte, nicht neben dem Stadtschloss, nicht am Standort des Hotel Mercure. Potsdam hat es zerredet. Darin ist Potsdam gut. Sehr gut sogar. Verdammt gut. Leider. Ein altes Leiden.

Es ist erschreckend: Denn es herrscht in erstaunlich weiten Kreisen ein fundamentales Unverständnis über Privates. Jeder glaubt, alles entscheiden zu können. Es werden Grenzen nicht eingehalten. Privates wird – ein DDR-Echo? – nicht als solches geachtet oder gar nicht erst erkannt. Es wird, wenn es passt, alles zu einer öffentlichen Angelegenheit erklärt. Wie gesagt: Wenn es passt. Etwa Architekten oder Galeristen. Die einen wollen Bauten entwerfen, gern an prominenter Stelle. Die anderen wollen dem privaten Sammler von Weltrang allen Ernstes in seine private Sammlung reinreden und deren Handschrift diktieren. Zur Not glaubt man hier gar, wie Hans-Jürgen Scharfenberg von den Linken, man könne privaten Investoren und Mäzenen vorschreiben, wofür sie ihr Geld ausgeben und auch noch, wo in der Stadt.

Ein ehrlicher Diskurs über öffentliche Vorhaben und den öffentlichen Raum ist wichtig. Aber dort, wo er hingehört. Was an Plattner verrichtet wurde, waren Ersatzhandlungen. Denn um was ging es denn? Um ein privates Projekt. Noch dazu eines, von dem Potsdam im Herzen profitiert hätte. Auf unabsehbar lange Zeit. Plattners Kunsthallenplan war ein privater im öffentlichen Raum. Da muss man mit Diskussionen rechnen – auch ein Mäzen wie er. Aber es ist eben ein privates Vorhaben, in das nun nicht jeder reinregieren kann, nur weil es an einer sensiblen Stelle im Stadtraum entstehen soll. Denn es gibt Regeln dafür. Auch dafür, wer tatsächlich am Ende etwas zu sagen hat.

Zunächst sind da der Privatmann Plattner als Investor und Hotel-Käufer sowie die Stadtverwaltung. Sie ist am Zug, wenn es um eine Abrissgenehmigung für das Hotel geht und erneut, wenn die Baugenehmigung für die Kunsthalle erteilt werden muss. Da kommt dann die Politik ins Spiel, die für die Gegend um Lustgarten und Stadtschloss Sanierungsziele vorgegeben hat – demokratisch abgestimmt und beschlossen. Daran muss geprüft werden, ob das Privatvorhaben des Bürgers Plattner mit den Zielen der Allgemeinheit, also der Stadt und ihrer Bürger, zusammen passt. Wie bei jedem Hausbau auch. Und weil es sich um einen sensiblen Bereich handelt, muss genau geprüft werden, was dort geht und was nicht.

Das alles sollte passieren.

Hasso Plattner hat angekündigt, sich schon vorher – bevor er Anträge stellt – mit der Stadt und politisch Verantwortlichen hinzusetzen und sich Architektenentwürfe anzuschauen. Er hat auch angeboten, ein Gremium aus Politik, Verwaltung und Experten einzubeziehen. Weit mehr, als er muss.

Wie gesagt: Eine Diskussion über den öffentlichen Raum ist wichtig. Manchmal aber muss man auch erkennen, wann tatsächlich diskutiert wird, wann und wem es noch um die Sache geht. Der Zeitpunkt ist verpasst.

Was hat die Stadt nun? Das Mercure. Und keinen Plan und auch kein Geld dafür, es selbst zu kaufen und abzureißen. Und die bange Frage: Was macht der nächste Investor damit? Denn fest steht: Einer wird kommen und es kaufen. Früher oder später. Und er kann es dann stehenlassen oder abreißen. Es wird mit ziemlicher Sicherheit jemand sein, der klare Verwertungsabsichten für dieses Grundstück hat. Es wird jedenfalls kein Mäzen mehr sein.

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