Landeshauptstadt: Zeuge: Geldwäsche in Millionenhöhe
Brisante Beweismittel erst während der Verhandlung aufgetaucht/Prozess wird neu aufgerollt
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Brisante Beweismittel erst während der Verhandlung aufgetaucht/Prozess wird neu aufgerollt Von Gabriele Hohenstein Als ihm sein Bekannter Frank B.* im Jahr 1996 anbot, als Geschäftsführer einer Baufirma zu fungieren, dachte Armin A.* (60) nicht lange nach. Ohne Kapital, ohne Qualifikation, dafür mit einer gehörigen Portion Blauäugigkeit und dem Versprechen seines Kumpels, alles würde gut, gründete der Mann die Armin-A. GmbH. Erstes Projekt sollte der Ausbau eines Campingplatzes samt dazugehörigem Reitstall in einem kleinen Harzort sein. Dort wohnte der Bekannte samt Lebensgefährtin. „Ich sollte nur die entsprechenden Papiere unterschreiben, ansonsten im Stall und auf dem Acker arbeiten. Um Geld, Mitarbeiter, Ausrüstung und Aufträge wollte Frank sich kümmern“, berichtet der gelernte Zerspaner vor dem Schöffengericht. Hier muss er sich – zusammen mit den – laut Anklage – faktischen Geschäftsführern Frank B. (47) und dessen einstiger Partnerin Viola C.* (46) – wegen Insolvenzverschleppung, verspäteter Bilanzerstellung und Vorenthaltens von Arbeitgeberanteilen für die Krankenversicherung verantworten. Darüber hinaus wirft der Staatsanwalt Frank B. vor, 1996 dem Finanzamt gegenüber Einnahmen in Höhe von insgesamt 3,2 Millionen Mark aus einem privaten Spekulationsgeschäft nicht bis spätestens zum 31. Oktober 1997 erklärt und dadurch über eineinhalb Millionen Mark Einkommenssteuer hinterzogen zu haben. Viola C. soll geholfen haben, einen Teil dieser steuerpflichtigen Gelder zu verschleiern. „Ich hatte gar keine Zeit, mich um meine Firma zu kümmern“, erklärt Armin A. „Schließlich hatte ich täglich über 100 Pferde zu versorgen.“ Er habe weder gewusst, wie viel Geld sich auf dem Konto befand noch wie sich das Unternehmen entwickelte“, so der heutige Sozialhilfe-Empfänger. Erst als sein Geschäftsführergehalt nicht mehr gezahlt wurde, als sich die Mitarbeiter bei ihm beschwerten, keinen Lohn zu bekommen, sei er stutzig geworden. „Armin sollte sich mit der Firma selbstständig machen. Sie sollte unsere Alterssicherung sein“, betont der gelernte Maurer Frank B. Der Anfangs sei auch vielversprechend gewesen. Man habe zusammen Messen besucht, Subunternehmer gefunden, sich die Arbeit auf dem auszubauenden Campingplatz geteilt. „Aber dann hatte Armin keine Lust mehr. Es kam zu Differenzen und schließlich zur Trennung“, so Frank B. Entschieden bestreitet er, je als faktischer Geschäftsführer der Armin-A. GmbH eingesetzt gewesen zu sein. „Es war daher auch nicht meine Pflicht, einen Konkursantrag zu stellen, als die Firma überschuldet war.“ Auch Viola C. will nichts von einer faktischen Geschäftsführer-Tätigkeit wissen. „Mein Unternehmen war der Campingplatz“, erklärt die Mitangeklagte. Um den auf Vordermann zu bringen, habe sie die Armin-A. GmbH, aber auch andere Firmen, beauftragt. „In dem Unternehmen wurde mit Riesensummen jongliert, ohne dass Armin A. darauf Einfluss nehmen konnte“, meldet sich ein Überraschungszeuge aus dem Zuschauersaal. Er spricht von Veruntreuung von Fördergeldern, von Geldwäsche in Millionenhöhe und hat Kopien der kompletten Geschäftsunterlagen der inzwischen abgewickelten GmbH dabei. Derzeit ermittle die Staatsanwaltschaft Magdeburg in dieser Angelegenheit. Das ist für das Schöffengericht neu. Da sich aus den nun zu den Akten gereichten Unterlagen möglicherweise auch Rückschlüsse auf die angeklagte Steuerstraftat ziehen lassen, wird der Prozess ausgesetzt. Er muss jetzt neu aufgerollt werden. (Namen von der Redaktion geändert.)
Gabriele Hohenstein
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