Aus dem GERICHTSSAAL: Zeugin: Plötzlich fiel der Mann rücklings um
Aufruhr in der Fußgängerzone / Ehepaar wegen falscher Verdächtigung angeklagt / Motiv unklar
Stand:
Die angeklagte Ehefrau kam gestern mit 300 Euro Geldbuße davon. Ihr Gatte muss wegen falscher Verdächtigung allerdings 2500 Euro Strafe zahlen. Amtsrichter Thomas Lange ließ jede Menge Zeugen aufmarschieren. Sie alle bestätigten, Thomas T.* (47) hat der Polizei eine Mär aufgetischt. Doch der Kraftfahrer blieb eisern bei seiner Version. „Ich habe am 22. März 2006 mit meiner Frau einen Einkaufsbummel gemacht. Plötzlich fuhr ein Mazda mit Hamburger Kennzeichen durch die Fußgängerzone“, so Thomas T. Er habe den Mann am Steuer darauf hingewiesen, dass dies normalerweise 50 Euro koste. Doch der habe ihn mit seinem Auto einfach umgeschubst. „Danach hatte ich Schmerzen am rechten Fuß und eine Abschürfung am linken Schienbein“, beteuerte der Angeklagte. Einen Arzt wollte er nicht aufsuchen, obwohl die zum Tatort gerufenen Polizisten ihm dies dringend rieten. Ehefrau Theresa T.* (48) bestätigte den Beamten, die die Unfallanzeige aufnahmen: Der Autofahrer stieß meinen Mann um. Während der Verhandlung berief sie sich auf ihre damalige Aufregung, wollte nun nichts Genaues gesehen haben.
„An diesem Tag nahm ich mit Kollegen an einer Tagung in Potsdam teil“, erzählte Berufsbetreuer Victor V.* (55) aus Hamburg. Auf der Rückfahrt habe er sich mit seinem Auto in die Fußgängerzone verirrt. „Ganz schnell stand eine Menschentraube um uns herum und schimpfte. Der Angeklagte habe sich als Rädelsführer hervorgetan. „Er verlangte 50 Euro, dann wollte er mich weiterfahren lassen. Ich stellte den Motor aus, um die Polizei zu rufen. Da schlug er mit der Hand auf die Kühlerhaube, warf sich plötzlich vors Auto. Hinterher behauptete er, ich sei ihm über den Fuß gefahren.“ „Der Mann hat sich rücklings vor das haltende Auto meines Kollegen fallen lassen. Ich dachte zuerst, er hat vor Aufregung einen Herzinfarkt erlitten“, schilderte Gisela G.* (57) den Vorfall. Eine weitere Mitfahrerin erinnerte sich: „Es herrschte eine aggressive Stimmung. Dabei war uns die Situation selbst sehr unangenehm. Wir wollten so schnell wie möglich weg.“ Da dies nicht möglich war, sei Victor V. ausgestiegen, um mit dem Angeklagten zu reden. „Der war am wütendsten.“ Als der Hamburger dann wieder im Auto saß, habe sich Thomas T. vor dessen Gefährt geworfen. „Ich hatte den Eindruck, dass seiner Frau die Situation ziemlich peinlich war.“
„Der Mann behauptete, der Fahrer sei ihm über den Fuß gerollt. Dabei waren seine Turnschuhe blütenrein. Am Schienbein hatte er eine verschorfte kleine Wunde und einen roten Fleck. Diese Verletzungen konnten wir mit dem angeblichen Unfall nicht in Verbindung bringen“, betonte ein Polizeizeuge. „Den Unfall gab es nicht“, konstatierte der Vorsitzende. „Was den Angeklagten dazu bewog, eine solche Story zum Besten zu geben, vermag ich mir nicht zu erklären.“ (*Namen geändert.) Hoga
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