Sport: Zeugnis des Willens
VfL-Handballer gefielen beim 28:27 gegen Dessau mit Gemeinschaftssinn
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Georgi Swiridenko suchte am Tag danach nicht etwa nach räumlicher Distanz. Nein, der Trainer des Dessau-Roßlauer HV war gestern als ganz normaler Zuschauer in die Sporthalle Heinrich- Mann-Allee zurück gekehrt, um seiner bei den Reinickendorfer Füchsen in der Regionalliga Handball spielenden Tochter Alexandra im Spiel gegen den HSC Potsdam zuzusehen.
Die Ereignisse des Vorabends hatte der 44-Jährige für sich da noch längst nicht aufgearbeitet. Swiridenko wirkte immer noch sehr enttäuscht darüber, dass sein Verein am Vorabend im Zweitliga-Meisterschaftsspiel vom 1.VfL Potsdam mit 28:27 (14:14) bezwungen wurde. Tagelang, so sagte er, hatte er auf seine Spieler eingeredet, dass Potsdams Handballer nicht so schlecht sind, wie es ihre Positionierung in der Tabelle suggerieren mag. „Die haben mich nicht verstanden“, erzürnte er sich und strich den trainingsfreien Sonntag. Dem VfL hingegen attestierte der Diplom-Sportlehrer eine Leistung, die seiner Beurteilung nach dazu führen könnte, dass der nach wie vor in sportliche Bedrängnis befindliche Aufsteiger sich noch den Klassenverbleib sichern wird.
Tatsächlich boten die Potsdamer vor 450 Zuschauern einfach nur die Gemeinschaftsleistung, die Voraussetzung dafür ist, ein Heimspiel gegen einen etablierten Bundesligisten erfolgreich zu gestalten. Das Spiel gegen Dessau war bei häufig wechselnder Führung extrem spannend. Der VfL suchte zunächst ohne seinen zwar im Aufgebot stehenden, jedoch nicht spielfähigen Torproduzenten Enrico Bolduan gegen die vor der Pause noch reserviert wirkenden Dessauer nach Orientierung. Christian Pahl hielt vier Siebenmeter und stand dennoch, was die Einsatzdauer betraf, im Schatten des derzeit in famoser Verfassung befindlichen Felix Herholc. Lars Melzer gab mit seiner Willensdemonstration, die zum 24:25 (55.) führte, das Signal zum furiosen Finale, was auch der diesmal recht selbstbewusste und deshalb treffsichere Rückraum mit Victor Pohlack, Maciek Tluczynski und Jaroslaw Galus mit seinen vielen Toren erst möglich machte.
Die wichtigste Erkenntnis des Abends: Auf gütige Mithilfe anderer im Osten beheimateter Zweitligisten sollte der VfL in den kommenden Wochen nicht bauen. Wie Anhalt Bernburg ließ sich auch Dessau bei seinem Gastspiel in Potsdam nicht hängen. Den vierten VfL-Saisonsieg wertet dies nur weiter auf!
1.VfL Potsdam: Pahl, Herholc; Pohlack (7/1), Melzer (4/1), Böhm, Galus (5), Kuhnigk (2), Bolduan, Kaniowski (1), Wendlandt, Thiele, Piske (1), Tluc- zynski (6), Baumgart (2).
In der Oberliga besiegte der 1.VfL Potsdam II gestern den ehemaligen Regionalligisten TMBW Berlin mit 29:28 (14:7).
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