Landeshauptstadt: „Zickenkrieg“ auf der Straße
Verfahren gegen die bisher Unbescholtene eingestellt
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Verfahren gegen die bisher Unbescholtene eingestellt AUS DEM GERICHTSSAAL Von Gabriele Hohenstein „Eine Darstellung ist so spannend wie die andere. Und jede ist für sich durchaus nachvollziehbar“, konstatiert Amtsrichterin Waltraud Heep. „Die Wahrheit liegt wahrscheinlich – wie immer – in der Mitte.“ Beide Damen, meint die Vorsitzende, hätten sich im Straßenverkehr offensichtlich nicht so verhalten, wie es die Vorschrift gebiete. Die Variante von Manuela G.* (36), angeklagt wegen Beleidigung und Körperverletzung, klingt so: Am Nachmittag des 22. September 2003 sei sie mit ihren zwei kleinen Kindern im Auto auf dem Heimweg gewesen, als sie über mehrere hundert Meter von einer nachfolgenden Automobilistin bedrängt wurde. „Sie fuhr so dicht auf, dass ich keine Chance hatte, in unsere Hauseinfahrt einzubiegen“, erzählt die Gärtnerin. Deshalb habe sie etwas später angehalten. Die Dränglerin habe ebenfalls gestoppt, dann wild in ihrem Gefährt gestikuliert. „Plötzlich flog die Beifahrertür auf und die Frau am Steuer brüllte: Du blöde Kuh, du bist wohl besoffen, hier einfach stehen zu bleiben.“ Um die Sache zu klären, sei sie ausgestiegen, habe sich leicht ins Fahrerfenster der Kontrahentin gebeugt. „Da spuckt die mich einfach an!“, empört sich die Angeklagte. „Ich habe dann eine reflexartige Bewegung gemacht, um mich vor weiteren Angriffen zu schützen. Kann sein, dass ich sie dabei leicht im Gesicht getroffen habe. Aber ich habe ihr keine Backpfeife gegeben. Als ich die Polizei rufen wollte, hat sie mich als Zonenkeimling beschimpft“, berichtet Manuela G. erregt. „Zonenkeimling? Was soll denn das sein?“, fragt Janina A.*(23) aus Berlin im Zeugenstand. „Ich habe die Frau in dem Renault nur gefragt, ob sie nicht alle Tassen im Schrank hat. Erst kriecht sie ohne ersichtlichen Grund wie eine Schnecke. Dann hält sie ohne Vorwarnung an. Ich wusste nicht, soll ich vorbeifahren oder nicht. Hinter mir stauten sich die Fahrzeuge.“ Sie habe die Angeklagte weder über eine größere Strecke genötigt noch ihr mitten ins Gesicht gespuckt, beteuert die künftige Friseuse. „Ich war es, die plötzlich ihre Hand auf meiner Wange spürte. Dann drohte mir die Renault-Fahrerin: Wage es ja nicht, hier noch einmal langzufahren, dann wirst du schon sehen, was passiert.“ Um die unschöne Situation zu beenden, habe sie schließlich Gas gegeben, sei allerdings von Manuela G. noch ein ganzes Stück verfolgt worden, betont die Zeugin. Weil sich die Angeklagte bislang noch nichts zuschulden kommen ließ, stellt das Gericht das Verfahren gegen sie ein. (Namen von der Redaktion geändert.)
Gabriele Hohenstein
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