Von Erhart Hohenstein: Ziegelrot, Altweiß und Ocker
Schönheitskur für den Pomonatempel auf dem Pfingstberg vor dem Abschluss
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Nauener Vorstadt - In der Walpurgisnacht können die Hexen auf dem Pfingstberg um einen erneuerten Pomonatempel tanzen. Zur Saisoneröffnung an diesem Freitag ab 19 Uhr soll die Schönheitskur für Schinkels Erstlingsbauwerk abgeschlossen sein. 17 Jahre nach seiner Wiedererrichtung sei es dafür an der Zeit, sagt Karsten Riehm, Geschäftsführer des Pfingstberg-Fördervereins. Wie das Belvedere auf Potsdams höchster Anhöhe wird auch das Tempelchen von diesem Verein betrieben. Dort finden Kunstausstellungen und auf dem von einer Plane überspannten Dach kleine Konzerte und Lesungen statt.
Um die Schlösserstiftung als Eigentümer zu unterstützen, hat der Förderverein die Außenrenovierung zu seinem Projekt erklärt. Es erstreckt sich auf die Reparatur und Neuverfugung des Sandsteinsockels, die Neuanfertigung des Zeltdachs und einen neuen Außenanstrich einschließlich der Säulen. Den Sockel haben die Stahnsdorfer Steinmetze Melior und Partner bereits hergerichtet. Die 5,80 mal 5,70 Meter überspannende Plane, die das für Veranstaltungen genutzte Tempeldach überspannt, wird in der Babelsberger Werkstatt von Andreas Schütz angefertigt. Wieder aus blau-weißem Markisenstoff, wie er erklärt, denn PVC hielte zwar ein paar Jahre länger, entspricht aber in seinen kräftigeren Farbtönen nicht dem denkmalpflegerisch korrekten Bild.
Hauptarbeit ist die Erneuerung der Fassade, die dem in Teltow ansässigen Restaurierungsbetrieb für Architekturfassungen von Hans Karo übertragen wurde. Nachdem der Tempel eingerüstet und der Putz ausgebessert ist, wartet Karo nun auf noch mildere Temperaturen, denn durchgängig 5 Grad plus brauchen die Farben schon, um haltbar gestrichen werden zu können. Der Tempel wird sich wie bisher in Ocker, Ziegelrot und Altweiß präsentieren. Dabei folgt der Restaurator dem Farbgutachten, das seinerzeit für den Wiederaufbau des Tempels erstellt worden war.
Für die Schönheitskur legt der Förderverein 20 000 bis 30 000 Euro auf den Tisch, die aus Spenden und Einnahmen zusammengetragen wurden. Eine Innenrestaurierung, die auch schon einmal im Gespräch war, will er vorerst nicht in Angriff nehmen. Dort wird unter dem Titel „Das Feuer bereits die erste Kunstausstellung dieses Jahres gezeigt. Sie wird durch die Arbeiten nicht behindert und ist bis zum 24. Mai zu den Öffnungszeiten des Pomonatempels samstags, sonntags und an Feiertagen von 15 bis 18 Uhr zu besichtigen. Der Eintritt ist frei.
Der Pomonatempel, nach der Göttin des Obstsegens benannt, war 1800 durch den erst 19-jährigen Architekten Karl Friedrich Schinkel auf dem Weinberg der Potsdamer Honoratiorenfamilie Oesfeld gebaut worden. Im Mai 1807 wurde das Grundstück von König Friedrich Wilhelm III. aufgekauft. 1862/63 wurde der Pomonatempel nach Fertigstellung des Aussichtsschlosses Belvedere durch Peter Joseph Lenné in die Gestaltung der Gartenanlagen am Pfingstberg einbezogen. Nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel der Tempel bis auf die Grundmauern. Im Jahr 1993 wurde er mithilfe der Reemtsma-Stiftung, die damals 500 000 Mark spendete, wieder aufgebaut.
Im Internet:
www.pfingstberg.de
Erhart Hohenstein
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