
© Jan Kuppert
Sport: Ziel ist Sieg ohne Gegentor
Knapp unterhalb des Polarkreises will der Deutsche Meister heute den Grundstein für den Einzug ins Achtelfinale legen
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Sechs Jahre nach dem 8:1 bei Valur war Turbine Potsdam am gestrigen Dienstag mal wieder in Reykjavik. Für das Laugardalsvollur-Stadion, in dem sie damals den Grundstein für den Einzug ins UEFA-Cup -Halbfinale legten, hatten Potsdams Fußballerinnen aber keine Zeit, denn sie machten nur kurz Zwischenstation auf dem Weg nach Akureyri knapp unterhalb des Polarkreises (siehe auch links). Dort wird die ungarische Schiedsrichterin Katalin Kulcsar am heutigen Mittwoch um 16.15 Uhr Ortszeit – in Deutschland sind es dann zwei Stunden später – im Thorvöllur-Stadion die Champions-League-Partie Thor/KA gegen Turbine anpfeifen.
Die Potsdamerinnen wollen heute wie in der bisherigen Bundesliga-Saison ohne Gegentor bleiben und selbst treffen, um sich eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel am nächsten Mittwoch zu Hause zu verschaffen. Schließlich hat der Champions-League-Sieger von 2010 das Ziel, zum dritten Mal in Folge das Finale zu erreichen, das 2012 in München ausgetragen wird. „Uns erwartet jetzt ein Gegner, der sicher hinten drin stehen wird und uns das Leben schwer machen will. Wir wollen aber trotzdem Tore schießen“, meint Viola Odebrecht. Die 28-jährige Mittelfeldspielerin kennt den isländischen Frauenfußball besser als Jennifer Zietz, Anja Mittag und Isabel Kerschows- ki, die schon Anfang Oktober 2005 auf der Insel dabei waren und immer noch das Turbine-Trikot tragen. Schließlich kickte Odebrecht 2006 von Mai bis Juli für Valur Reykjavik in der isländischen Liga. „Ich habe damals zehn Spiele für Valur in der Meisterschaft und im Pokal bestritten, und wir haben alle gewonnen“, erinnert sich die älteste aktuelle Potsdamer Spielerin. „Das Niveau der isländischen Liga ist nicht so hoch wie in der Bundesliga, aber wir dürfen Thor natürlich nicht unterschätzen. Oben in Akureyri habe ich damals allerdings nicht gespielt, daher ken- ne ich diesen Gegner auch noch nicht.“
Turbine-Cheftrainer Bernd Schröder sah sich den heutigen Kontrahenten auf einigen Videoausschnitten im Internet an. „Thor hat eine junge Mannschaft“, erklärt der Coach, der am Dienstagabend nach über zwölfstündiger Anreise mit seinen 18 Spielerinnen Quartier im Hotel „Kea“ nahm und anschließend noch zu einem Auflockerungstraining in einer mit Kunstrasen ausgestatteten Indoorhalle bat. „Aber wir wollen uns nicht nach dem Gegner richten, sondern müssen unseren eigenen Weg gehen“, so Schröder, der Tabea Kemme (Muskelfaserriss), Anna Felicitas Sarholz (Handbruch) und Natasa Andonova (mit 17 Jahren noch nicht spielberechtigt) daheim ließ. „Wir haben einen guten Lauf und dürften im Normalfall keine Probleme bekommen.“ Eine Vorgabe über die Höhe des angestrebten Sieges wollte der Cheftrainer nicht machen. „Ob ein 2:0 oder 4:0 – das ist letztlich egal. Wir wollen nicht zu vermessen sein. Wichtig ist vor allem, dass wir kein Gegentor kassieren und ohne Verletzungen bleiben.“ Schließlich wartet am Ende der ersten von zwei aufeinander folgenden englischen Wochen am Sonntag das Heimspiel gegen den aktuellen Tabellennachbarn SG Essen-Schönebeck auf den Deutschen Meister. Um die Reise so kurz wie möglich zu gestalten, wird Turbine bereits heute Abend knapp zwei Stunden nach Spielende wieder zurück nach Reykjavik fliegen und am Donnerstagfrüh die Heimreise fortsetzen. Schon am Nachmittag will Schröder seine Mannschaft wieder im Potsdamer Luftschiffhafen trainieren.
Setzt sich Potsdam erwartungsgemäß heute in Akureyri und am nächsten Mittwoch ab 19 Uhr daheim im Karl-Liebknecht-Stadion gegen Thor/KA durch, könnte auch Turbines nächste Champions-League-Reise über den Atlantik in Islands Hauptstadt gehen. Im Achtelfinal- Hinspiel wartet nämlich der Sieger der Partie Valur Reykjavik – Glasgow City LFC auf Turbine oder Thor. Und sollte sich neben Potsdam auch Valur dabei behaupten, böte sich für Viola Odebrecht und einige weitere Potsdamerinnen Anfang November die Möglichkeit, alte Erinnerungen intensiver aufzufrischen als in diesen Tagen.
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