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Landeshauptstadt: Zu aufwendig und zu teuer
Pflegebranche sucht trotz anhaltenden Personalmangels kaum nach Arbeitskräften im Ausland
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Die Pflegebranche sucht trotz des bereits spürbaren Fachkräftemangels nur sehr zögerlich Mitarbeiter im Ausland. Wie eine Befragung der Bertelsmann-Stiftung ergab, hat nur ein Sechstel der Pflegebetriebe bislang versucht, im Ausland Fachkräfte zu rekrutieren. Mehr als die Hälfte (59 Prozent) der befragten Personalverantwortlichen in Krankenhäusern, Pflegediensten und -heimen könne sich auch nicht vorstellen, das in Zukunft zu tun, heißt es in dem Bericht. Zu aufwendig, zu teuer, zu hohe Hürden, lauteten die Begründungen.
Dabei werden die Probleme drängender: Je nach Rechnung gehen Experten davon aus, dass in der älter werdenden deutschen Gesellschaft bis 2025 zwischen 150 000 und 370 000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt werden. Für die repräsentative Studie befragten Experten des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung und des Instituts für europäische Gesundheits- und Sozialwirtschaft Anfang des Jahres 600 Personalverantwortliche in der deutschen Pflegebranche.
Dass der Personalmangel dort spürbar ist, untermauern die Ergebnisse: 61 Prozent der Arbeitgeber gaben an, Vakanzen zu haben. Im Schnitt sind bei den Unternehmen 4,3 Stellen unbesetzt. Vier von fünf Unternehmen rechnen damit, dass die Probleme zunehmen. Doch bislang setzen die Unternehmen nach eigenen Angaben stärker darauf, das vorhandene Potenzial besser auszuschöpfen – etwa durch Weiterbildung, eine Senkung des Krankenstandes oder ein stärkeres Engagement in der Ausbildung.
Das Zögern der Firmen, ausländische Beschäftigte einzustellen, liege vor allem an strukturellen Schwierigkeiten, erläutert Ulrich Kober, Migrationsexperte der Bertelsmann-Stiftung. 83 Prozent der Unternehmen, die sich bereits auf der Suche nach Mitarbeitern im Ausland umsahen, stießen auf bürokratische Hemmnisse, 67 Prozent auf Probleme bei der Anerkennung von Qualifikationen. Wer jenseits der EU um Arbeitskräfte warb, hatte häufig Probleme mit der Einwanderungserlaubnis.
Hier sieht auch die Bertelsmann-Stiftung Handlungsbedarf: Nötig seien bessere Informationen für Unternehmen sowie ein einheitliches Verfahren bei der Berufsanerkennung und einfachere Zuwanderungsregeln, teilte Stiftungsvorstand Jörg Dräger mit. Florentine Dame/ dpa
Florentine Dame, dpa
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