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Sport: Zu harmlos gekickt

Trotz seiner zweiten Saisonniederlage gegen Tennis Borussia Berlin hat Oberliga-Spitzenreiter Babelsberg weiterhin alle Aufstiegstrümpfe in der Hand

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Der Präsident zog noch lange nach dem Abpfiff erregt an seiner Zigarre: Rainer Speer war sichtlich ungehalten. Das gängigste deutsche Schimpfwort wollte der Vereinschef des SV Babelsberg 03 nach der 0:1-Niederlage des Spitzenreiters am Freitagabend bei Tennis Borussia Berlin (PNN berichteten) lieber nicht als Kommentar in der Zeitung wiederfinden – Klartext sprach er trotzdem. „Die heutige Vorstellung hier in Berlin war völlig ungenügend“, sagte Speer zum Auftritt seiner Nulldreier im Mommsenstadion. „Man kann sich nicht auf seinem Vorsprung ausruhen. Die Mannschaft hätte mehr machen müssen.“

Die Babelsberger rissen im Flutlichtspiel beim Verfolger wahrlich keine Bäume aus – die Gastgeber aber auch nicht. Allerdings konnte sich TeBe zugute halten, vor 1489 Zuschauern beim einzigen eklatanten Fehler der Gäste hellwach zum 1:0 getroffen zu haben. Nach einem Stockfehler in Babelsbergs Abwehr stocherte Stanko Galic den Ball aus Nahdistanz über die Torlinie (28.), um später den knappen Vorsprung mit viel Einsatz über die Zeit zu retten. „Leider spielen wir nicht jede Woche gegen Babelsberg, sonst wären wir Aufsteiger Nummer eins“, bemerkte später auf der Pressekonferenz TeBe-Trainer Dejan Raickovic etwas launig, ohne sein Team – wie nach dem Hinspiel 3:1 in Babelsberg – als stärkste Mannschaft der Liga zu rühmen. Denn stärker als die Nulldreier waren die Borussen, die im Saisonverlauf so manchen Punkt gegen vermeintlich leichte Gegner verschenkt hatten, keineswegs.

Trotzdem siegten sie, weil Babelsberg am Freitagabend im Angriff zu harmlos war. Dass der Ball nach einem Kopfball Shergo Birans (10.) und einer Flanke Slavomir Lukacs von rechts (64.) die Querlatte touchierte, entsprang eher Zufallsaktionen. „Wir waren zwar optisch bestimmend, aber nicht gefährlich genug“, analysierte später Rastislav Hodul. „Die Niederlage ging in Ordnung, für einen Sieg müssen wir besser auftreten und uns engagierter zeigen“, erklärte der SVB-Trainer, dessen Routinier und Mittelfeldmotor René Tretschok wegen seines Heuschnupfens 90 Minuten nur zuschaute. Auf seine Impulse scheint das Babelsberger Spiel nach wie vor nur schwer verzichten zu können.

„Die haben nur einmal auf unser Tor geschossen und wir waren zu dämlich zu treffen“, haderte Mittelfeldspieler Bastian Zenk nach der zweiten Saisonniederlage zu Recht mit sich und seiner Truppe. Mannschaftskapitän Patrick Moritz monierte: „Wir haben heute zu pomadig gespielt, haben unsere wenigen Gelegenheiten nicht genutzt und den entscheidenden Fehler gemacht.“ Und Abwehrmann Matthias Rudolph räumte ein: „Eigentlich wollten wir heute den ersten Verfolger gänzlich abhängen – das ist leider missglückt.“

Zehn Punkte Vorsprung hat Babelsberg 03 nach diesem Wochenende auf Tennis Borussia, neun auf den FC Hansa Rostock II, der am Samstag daheim den BFC Dynamo mit 3:2 bezwang und bekanntlich auch die Unterlagen für die nächste Regionalliga-Saison beim DFB einreichte. „Es besteht trotz der Niederlage kein Grund zur Panik“, meint Vereinspräsident Speer, und auch Hodul sieht weiterhin alle Aufstiegstrümpfe fest in Babelsberger Hand. „Wir haben noch sieben Spiele, in denen uns niemand etwas schenken wird“, sagte er und verkündete: „Wir werden die Köpfe jetzt nicht hängen lassen, sondern weiter alles tun, um in diesem Jahr den Aufstieg zu schaffen. Wir müssen aber mehr als heute tun, um dann wieder zu gewinnen.“

Die nächste Gelegenheit dazu ergibt sich am kommenden Samstag daheim gegen Torgelow – allerdings ohne Patrick Moritz. Der sah im Mommsenstadion seine fünfte Gelbe Karte und muss deshalb nun zwangspausieren.

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